Magna stellt erste Weichen: Forster an Opel-Spitze
Dort hatte Wolf am Mittwoch gemeinsam mit dem Opel-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Franz gesprochen. Forster hat sich bereits hochgesteckte Ziele gesetzt und will mit Opel vor 2013 wieder Gewinn machen. Forster sagte der «Bild»-Zeitung (Donnerstagausgabe): «Da ist mein voller Ehrgeiz geweckt, Herrn Stronach das Gegenteil zu beweisen. Wir werden alles daran setzen, schon vor 2013 Gewinn zu machen.» Magna-Chef Frank Stronach hatte zuvor erklärt, er rechne damit, dass Opel erst in vier Jahren wieder Gewinn mache.
Überbrückungskredit reicht aus
Forster unterstrich, dass der staatliche Überbrückungskredit für Opel auf jeden Fall bis zur Unterzeichnung eines Übernahmevertrags reichen werde: «Der Kredit wird mindestens so lange ausreichen, bis die Verträge mit den Investoren unterschrieben sind. Das kann bis zu sechs Monate dauern.» Die Geschäfte liefen gut, der Marktanteil steige und vom neuen Modell Insignia seien bereits 120.000 verkauft. Bislang steht Hans Demant an der Spitze von Opel. Forster ist Europachef des bisherigen Mutterkonzerns General Motors (GM) . Der frühere BMW-Manager sass bereits von 2001 bis 2004 am Opel-Steuer und hat sich damals einen Namen als Sanierer gemacht, bevor er 2004 an die Spitze von GM Europe wechselte.
Saab soll getrennt verkauft werden
Neben Opel und Vauxhall gehört zu GM Europe noch die schwedische Marke Saab. Diese ist allerdings insolvent und soll getrennt verkauft werden. Um die Personalie Forster habe es keine Diskussionen gegeben, hiess es aus Unternehmenskreisen, schliesslich sei die neue Gesellschaft vom Umfang her eher mit GM Europe als mit der Adam Opel GmbH vergleichbar.
Magna rechnet mit Opel-Milliardengewinn 2014
Magna rechnet nach einem Einstieg bei Opel nach Informationen der «Frankfurter Rundschau» (FR) 2014 mit einem Gewinn von 1,2 Milliarden Dollar. Im laufenden Jahr liege der Verlust der bisherigen General-Motors-Tochter (GM) bei 2,1 Milliarden Dollar. Das gehe aus einem Geschäftsplan des kanadisch-österreichischen Zulieferers hervor, berichtet die Zeitung in ihrer Freitagausgabe. Zu dem Ertragssprung von 3,3 Milliarden Dollar (derzeit rund 2,3 Mrd Euro) sollen demnach allein die Beschäftigten einen Beitrag von 300 Millionen Dollar leisten.
Neue Modelle und höhere Preise
Neue Modelle und höhere Preise sollen 1,3 Milliarden Dollar beisteuern, ein höherer Marktanteil weitere 600 Millionen Dollar. Die restlichen 1,4 Milliarden Dollar entfielen auf geringere Kosten etwa beim Material, aber auch durch den Umbau des Unternehmens sowie Personaleinsparungen. Magna wolle den Plänen zufolge 11.600 der rund 50.000 Stellen in Europa kappen. Dabei sollen nach Informationen der Zeitung 9.500 Stellen durch den Abbau von Überkapazitäten in der Produktion wegfallen, 2.100 Stellen in Verwaltung und Vertrieb. Werksschliessungen oder eine «Verschlankung» der Fabriken würden nicht ausgeschlossen. Das Konzept sehe eine Erhöhung der Produktivität bis 2014 um zehn Prozent vor.
Magna-Einstieg noch nicht im Trockenen
Der Einstieg von Magna ist allerdings noch nicht perfekt. Es besteht nur eine vorläufige Vereinbarung mit General Motors. Die Bundesregierung hatte auf eine schnelle Entscheidung gedrängt, um den deutschen Hersteller vor dem Strudel der GM-Insolvenz zu bewahren. Magna selbst hatte am Montag ausdrücklich erklärt, dass die Übernahme noch scheitern könnte. GM, der einst unangefochten grösste Autobauer der Welt, hatte am Montag Gläubigerschutz anmelden müssen und will sich nun von zahlreichen Töchtern trennen.
Sberbank will Opel-Beteiligung nicht behalten
Die vom russischen Staat kontrollierte Sberbank will nicht auf Dauer Anteile am deutschen Autobauer Opel halten. «Sberbank plant nicht, als strategischer Partner in diesem Geschäft zu bleiben», sagte Vorstandschef German Grefauf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg, wie die Agentur Interfax meldete. Nach der Restrukturierung komme als Investor in erster Linie ein russischer Partner in Frage. Nach Grefs Worten wollen die Sberbank und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna 500 Millionen Euro für ihren Anteil an Opel bezahlen. Sberbank soll 35 Prozent der Aktien übernehmen, Magna 20 Prozent.
Verkauf erst nmach erfolgreicher Neuordnung
Der Sberbank-Anteil werde erst nach einer erfolgreichen Neuordnung wieder verkauft, sagte Gref, ohne Fristen zu nennen. Ziel sei ein «mehrere Nationen umfassender Konzern mit einem russischen Investor». Das Konzept mit Magna sehe nur einen geringen Arbeitsplatzabbau bei Opel in Deutschland vor. Andere Opel-Werke im Ausland würden hingegen deutlich stärker betroffen sein. Gref betonte erneut, dass Russland sich mit dem Opel-Engagement zu einem einmalig niedrigen Preis den Zugriff auf internationale Spitzentechnologie gesichert habe. Wichtigstes Ziel der Investition sei es, die marode russische Autoindustrie zu modernisieren.
GAZ-Konzen ebenfalls hoch verschuldet
Der Autokonzern GAZ, bei dem künftig die Opel-Modelle gefertigt werden sollen, ist laut Medienberichten mit etwa einer Milliarde Euro bei der Sberbank verschuldet. Magna und die Sberbank hatten Ende vergangener Woche den Zuschlag für Opel mit Einwilligung der Bundesregierung erhalten. Magna und Sberbank hoffen darauf, künftig pro Jahr eine Million Opel auf dem russischen Markt zu verkaufen. 2007 waren es knapp 70 000 Fahrzeuge der Marke mit dem Blitz.
Fiat will Opel noch immer
Unterdessen buhlen der italienische Autohersteller Fiat und der chinesische Rivale BAIC nach einem Pressebericht weiter um Opel. Sollte der Magna-Einstieg doch noch scheitern, sei man bereit, wieder über einen Einstieg zu reden, zitiert die «Süddeutsche Zeitung» (SZ/Donnerstag) aus Fiat-Kreisen. In Regierungskreisen sei dies bestätigt worden.
Offene Fragen bei China-Offerte
Demnach gehört auch BAIC weiter zu den Bietern. Das Angebot der Chinesen lasse aber noch viele Fragen offen. Eine BAIC-Delegation hatte sich nach Angaben der Zeitung am Dienstag mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums und des Kanzleramts in Berlin getroffen. Ursprünglich hatte auch der US-Finanzinvestor Ripplewood um Opel mitgeboten. (awp/mc/ps/11)