Vom angepeilten Gesamtabsatz sollen mehr als 60.000 Fahrzeuge im brasilianischen Geschäft anfallen. Das europäische Geschäft mit der Marke MAN Nutzfahrzeuge soll mehr als 50.000 Lastwagen beisteuern. In Indien erwartet MAN in diesem Jahr einen Absatz von 3.000 Fahrzeugen. «Unsere Internationalisierungsstrategie geht im Moment voll auf», sagte Lutz. Bislang hatte MAN in diesem Jahr einen Absatz von mehr als 100.000 Lastwagen in Aussicht gestellt.
Ausblick erscheint zu konservativ
Im vergangenen Jahr hatte sich der Absatz im europäischen Geschäft auf knapp 47.000 Lastwagen und Busse halbiert. Das erst 2009 von Volkswagen übernommene Brasiliengeschäft, das weiterhin unter der Marke VW läuft, verkaufte knapp 36.000 Nutzfahrzeuge. Für dieses Jahr erwartet Lutz einen Konzernumsatz von fast 15 Milliarden Euro. An dieser Marke hatte MAN schon 2008 gekratzt. Im vergangenen Jahr war der Umsatz aufgrund der Wirtschaftskrise um ein Fünftel auf gut 12 Milliarden Euro gefallen. Auch bei der Profitabilität will MAN in diesem Jahr wieder deutlich zulegen. Die bislang ausgegebene Zielmarke einer Umsatzrendite von sechs Prozent wird MAN nach Einschätzung von Lutz überspringen. Der Finanzvorstand versprach, bei der Bilanzvorlage zum dritten Quartal den Ausblick für das Gesamtjahr anzupassen. «Der zum Halbjahr gegebene Ausblick scheint jetzt zu konservativ.» Auch im nächsten Jahr werde sich der positive Trend weiter fortsetzen, sagte Lutz.
Keine Anzeichen für VW-Aufstockung
Die Gespräche mit dem schwedischen Wettbewerber Scania , an dem Volkswagen rund 70 Prozent der Stimmrechte hält, kämen gut voran, berichtete MAN-Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen. «Ich habe nicht den Eindruck, dass es zäh läuft, es läuft sehr dynamisch.» Allerdings könnte es in einzelnen Themengebieten «auch ein paar Jahre dauern», bis es zu greifbaren Ergebnissen komme. Volkswagen hält knapp 30 Prozent der Anteile an MAN und drängt auf eine engere Zusammenarbeit mit Scania. Dass VW seinen Anteil an MAN aufstocken will, sieht Pachta-Reyhofen derzeit nicht. «Ich habe dafür keine Anzeichen.» Der Grund für den neuerlichen Optimismus sieht Pachta-Reyhofen im ständig steigenden Auftragseingang. Seit Ende des vergangenen Jahres lägen die Neubestellungen Monat für Monat über dem Umsatz, sagte der MAN-Vorstandssprecher. «Die Kurve zeigt ganz klar nach oben, sowohl in Europa als auch ausserhalb Europas.» In Brasilien rechnen die MAN-Manager nicht mit einem heftigen Markteinbruch, wenn zum Jahreswechsel die staatlichen Unterstützungsmassnahmen auslaufen.
Marke MAN auch in Südamerika
Ab dem nächsten Jahr will MAN in Südamerika auch Lastwagen der europäischen Marke MAN Nutzfahrzeuge verkaufen. Damit wollen die Münchener die schwere Klasse in Brasilien besetzen. Die Produktion werde auf 5.000 Fahrzeuge ausgerichtet, erläuterte Pachta-Reyhofen. MAN hat sich vorgenommen, in Brasilien auch im schweren Segment auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent zu kommen. 2011 will MAN auch in China mit seinem chinesischen Partner Sinotruk durchstarten. Die vollständige Fahrzeugpalette soll ab 2012 zur Verfügung stehen. Dann soll auch der Export von China aus in andere Länder beginnen. Neben den angrenzenden asiatischen Länder sei auch eine Ausfuhr in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, nach Afrika oder in den Nahen Osten denkbar.
Optimierungspotenziale
Künftig werde sich die Branche vermehrt um Einsparungen beim CO2-Ausstoss und Kraftstoffverbrauch widmen, nachdem die Branche den Partikel- und Stickoxidausstoss weitgehend in den Griff bekommen hat, sagte Pachta-Reyhofen. Für Stadtbusse, die ständig Anfahren und Abbremsen, seien Hybridantriebe geeignet. Für den Fernverkehr schlägt Pachta-Reyhofen aerodynamisch geformte Karosserien vor. Durch den geringeren Luftwiderstand könnte der Verbrauch um 25 Prozent sinken. Um solche Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, müssten aber sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene die Längenbegrenzungen für Lastwagen gelockert werden. (awp/mc/ps/20)