Dies erklärte der Manager, der dem Unternehmen mehr als 28 Jahre lang angehörte. Zuvor hatte auch MAN-Chef Hakan Samuelsson seinen Posten geräumt und damit die Verantwortung für die Schmiergeld-Affäre übernommen, die den Konzern seit Mai erschüttert. Zudem kündigte Finanzvorstand Karlheinz Hornung seinen Rücktritt an. Auch Weinmanns Abgang hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet. Medienberichten zufolge wurden ihm und Hornung Versäumnisse bei der Aufarbeitung des Skandals angelastet. Zugleich war aber spekuliert worden, dass der mächtige Volkswagen- und MAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch die Affäre für einen personellen Neuanfang nutzt. Er will die Lkw-Allianz zwischen Volkswagen, MAN und dem schwedischen Lkw-Bauer Scania vorantreiben. Volkswagen ist grösster MAN-Aktionär und hält mehr als 70 Prozent der Stimmrechte bei Scania.
Wichtigste Führungskräfte sind fort
MAN steht nun mitten in der Flaute am Lastwagenmarkt ohne seine wichtigsten Führungskräfte da. Für Samuelsson war kommissarisch der Chef der Dieselmotoren-Sparte, Georg Pachta-Reyhofen, eingesprungen. Die Spekulationen um die Konsequenzen aus dem Korruptionsskandal dauern derweil an. Im Extremfall könnte die Affäre das Unternehmen bis zu 300 Millionen Euro kosten, berichtete die «Süddeutsche Zeitung» (Montag). Das Unternehmen solle einen Bussgeldbescheid erhalten und Steuern nachzahlen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler habe das Unternehmen von 2001 bis 2007 in mehr als 20 Ländern Regierungen und Geschäftspartner bestochen, um Grossaufträge vor allem für Busse, aber auch für Lastwagen zu erhalten.
Milderes Bussgeld erhofft
Mit dem geplanten Bussgeld wolle die Staatsanwaltschaft die bei den illegal erlangten Aufträgen erzielten Gewinne abschöpfen, schrieb die «SZ». Diese Gewinne könnten 200 bis 250 Millionen Euro betragen, sagten nach Angaben aus Konzernkreisen Vertreter der Staatsanwaltschaft bei Gesprächen mit MAN. Der Konzern schätze die Profite, die bei den durch Schmiergeldzahlungen erhaltenen Aufträgen erzielt worden sein sollen, deutlich niedriger ein. MAN wolle deshalb versuchen, ein erheblich milderes Bussgeld mit der Behörde auszuhandeln.
Fragwürdige Zahlungen
Bereits am Wochenende hatte das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtet, die internen Ermittler hätten bei MAN in 180 «Einzelkomplexen» fragwürdige Zahlungen von mehr als 100 Millionen Euro gefunden. Sie hätten Samuelsson zudem Aufsichtsversagen nachgewiesen. Demnach soll dieser bei einem Fall in Kasachstan dem damaligen Chef der MAN-Sparte Turbo nach Korruptionsvorwürfen seine Pensionsansprüche gelassen haben.
«Herber Verlust»
Arbeitnehmervertreter bedauerten Weinmanns Rückzug und zollten ihm für seine Entscheidung Respekt. «Für den Gesamtkonzern, die Nutzfahrzeugsparte und insbesondere für das Stammwerk in München bedeutet dieser Schritt einen herben Verlust», hiess es auf der Internetseite der IG Metall Bayern. Auch Konzernbetriebsratschef Jürgen Dorn erklärte: «Die Mitbestimmungsgremien verlieren mit Herrn Weinmann nicht nur einen verlässlichen Verhandlungspartner, der sein gegebenes Wort hält. Mit Anton Weinmann verlässt auch ein Mensch das Unternehmen, der einen wichtigen Beitrag zu einer Verhandlungskultur auf Augenhöhe zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretern geleistet hat.» (awp/mc/ps/30)