Von Alexander Saheb
Moneycab: Das erste Halbjahr ist sehr gut verlaufen. Welche Entwicklungen haben es besonders positiv beeinflusst?
Marc Bürki: Ausschlaggebend für die Geschäftsentwicklung ist das Kundenwachstum. Mit 34,4 Prozent in den letzten 12 Monaten und 9,1 Prozent alleine im 2. Quartal ist das Wachstum über unseren Erwartungen. Zum operativen Ergebnis haben allerdings auch die guten Börsenverhältnisse im ersten Halbjahr beigetragen.
«Wir investieren rund 15 Prozent von unserem Umsatz in unser Wachstum.» Marc Bürki, CEO der Swissquote Group
Worauf werden Sie im zweiten Halbjahr besonders achten?
Auf das Kundenwachstum und den Neugeldzufluss.
Wenn das Wachstum so weitergeht, dann könnten Sie im Gesamtjahr sicher mehr als 50 Mio. CHF Reingewinn erzielen?
Wir machen keine Prognosen auf Umsatz und Rendite. Wir haben jedoch unsere Ziele bei der Anzahl Kunden auf 85’000 per Ende 2007 hochgeschraubt und der Netto-Neugeldzufluss sollte klar über 1 Mrd. Franken liegen.
Sie erwarten für das Jahr 2007 einen Neugeldzufluss von mehr als 1 Mrd. CHF. Kommt das Geld vor allem aus der Schweiz oder sind sie schon über die Grenzen hinaus bekannt?
90 Prozent des Geldes kommen aus der Schweiz und 10 Prozent aus dem Ausland. Als grösster Schweizer Online-Anbieter haben wir auch eine gewisse Anziehungskraft für ausländische Kunden.
Wie viel werden Sie 2007 insgesamt in das Unternehmen investieren, um mit dem Wachstum Schritt zu halten?
Wir investieren rund 15 Prozent von unserem Umsatz in unser Wachstum. Dies beinhaltet Capex (Capital Expenditure: Ausgaben für längerfristige Anlagegüter. Anmerkung der Redaktion), Marketingausgaben und Neuentwicklungen.
«Wir bieten jedoch keine persönliche und direkte Anlageberatung an sondern stellen Tools auf unserer Plattform zur Verfügung, die dem Kunden den Investitionsentscheid erleichtern sollen. Wir nennen dies «Online Wealth Management.»
Im Kundenkontakt setzen Sie vor allem auf Telefon und Internet. Gibt es auf längere Sicht Überlegungen, dies selektiv «traditioneller», also mit Beratern, zu gestalten?
Das ist bestimmt ein Thema für die Zukunft. Wir arbeiten bereits mit Swisscom zusammen, um zumindest bei der Kontoeröffnung einen persönlichen Kontakt anzubieten. So kann man heute in den rund 100 Swisscom-Shops ein Swissquote-Konto eröffnen. Wir bieten jedoch keine persönliche und direkte Anlageberatung an sondern stellen Tools auf unserer Plattform zur Verfügung, die dem Kunden den Investitionsentscheid erleichtern sollen. Wir nennen dies «Online Wealth Management». In diesem Bereich werden wir in den nächsten Jahren sehr viel entwickeln.
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Der Aktienkurs hat sich seit 2003 mehr als verzehnfacht. Wie viel des heutigen Kurses ist durch hohe Zukunftserwartungen bedingt?
Basierend auf den Zahlen für das erste Halbjahr 2007 und einem Börsenkurs von 60 Franken haben wir ein KGV von 17. Wenn man das Wachstumspotenzial von Swissquote betrachtet, ist dies immer noch günstig bewertet und unsere Aktie hat durchaus noch Kurspotential.
Ist die mögliche Aktienperformance für Sie relevant im Hinblick auf unternehmerische Entscheidungen?
Als börsenkotiertes Unternehmen darf man den Aktienkurs nicht aus den Augen lassen. Dies gehört zu den Spielregeln. Unternehmerische Entscheidungen sind jedoch hauptsächlich mit unserem Business Model verbunden. Welches wiederum mittel- und langfristig einen positiven Einfluss auf den Aktienkurs haben sollte.
Swissquote hat mehrere Grossaktionäre, darunter Sie. Sind sie alle immer einer Meinung, was die Zukunft des Unternehmens angeht?
Die Strategie des Unternehmens wird zusammen mit unserem Verwaltungsrat diskutiert, welcher unabhängig von den Grossaktionären ist. Corporate Governance ist für uns ein sehr wichtiges Thema. Das Tages- und operative Geschäft wird von einer Gesellschaftsleitung von drei Personen geführt mit einem CEO als Generaldirektor.&
Was spricht für eine Investition in Ihre Aktien?
Ganz bestimmt das grosse Wachstumspotenzial und unser Marktanteil am Schweizer Online-Banking-Markt. Zudem haben wir ein grosses, technologisches Knowhow und eine einzigartige Finanzplattform.
Noch vor einigen Jahren sah die Börsenwelt gar nicht so rosig aus wie heute. Was hat Sie damals bewogen, mit Swissquote weiter am Markt zu bleiben?
Es war unser einziges Business Modell.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als CEO am besten?
Es ist eine vielseitige und aufregende Arbeit. Besonders weil wir nicht nur eine Bank, sondern auch gleichzeitig börsenkotiert sind, und uns in einem sehr dynamischen Umfeld bewegen.
Der Gesprächspartner:
Marc Bürki, CEO der Swissquote Bank, wurde 1961 geboren. Er schloss sein Studium als Elektroingenieur 1987 an der ETH Lausanne (EPFL) ab. Bis 1990 war er als Telekommunikationsspezialist bei der European Space Agency (ESA) in Nordweijk (Holland) tätig. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Swissquote. Dort betreute er verschiedene Funktionen im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. 2002 wurde Marc Bürki zum CEO der Swissquote Bank ernannt.
Das Unternehmen:
Die Swissquote Gruppe ist führende Anbieterin von Online Trading Services in der Schweiz. Im ersten Halbjahr 2007 stieg der Reingewinn um 34,4 Prozent auf 24,5 Mio. Franken an, die betreuten Kundenvermögen wuchsen auf 5,6 Mrd. Franken. Swissquote ist seit dem 29. Mai 2000 an der SWX Swiss Exchange (Symbol SQN) kotiert. Der Hauptsitz befindet sich in Gland (VD) und eine Niederlassung besteht in Glattzentrum (ZH). Die Swissquote Group beschäftigt derzeit 190 Mitarbeiter.