Marcel Evers, Managing Director Arval (Schweiz) AG

von Patrick Gunti


Herr Evers, Arval führt jährlich die Corporate Vehicle Observatory durch, in der Entscheidungsträger zum Fuhrpark- und Flottenmanagement ihres Unternehmens befragt werden. Wie viele Fahrzeuge umfassen die Fahrzeugflotten von Schweizer Unternehmen gesamthaft?


Die Fahrzeugflotten von über 100’000 Unternehmen umfassen insgesamt über 320’000 Firmenfahrzeuge. Dabei beträgt der Anteil von Full-Service-Leasing (FSL) 42’000 Fahrzeuge bis 3500kg.


Wie unterscheiden sich die Fahrzeugflotten von Grossunternehmen und KMUs abgesehen von ihrem Umfang?


KMU Unternehmen setzen noch vermehrt auf Kauf statt auf Leasing oder FSL. Die Gründe dafür liegen einerseits in der hohen Liquidität der Firmen und in der gerade bei KMUs weit verbreiteten Philosophie von möglichst geringer Fremdfinanzierung. Fahrzeug-Leasing ist auch für KMU eine vorteilhafte Alternative zum Kauf. Es ermöglicht, Geld zu sparen und dabei erst noch die Umwelt zu schonen. Besonders viele Vorteile bietet die Finanzierungs- und Unterhaltsvariante mittels FSL. Heute werden über 60% der Firmenautos gekauft, gefolgt von Leasing mit 32% und FSL mit 7%.


Gemäss der Umfrage werden die Fahrzeugflotten der Schweizer Unternehmen in den nächsten drei Jahren weiter wachsen. In welchem Umfang wird dies der Fall sein?


Ich schätze, dass die Fahrzeugflotten von Schweizer Unternehmen um 4-6 % wachsen werden.


Lässt sich der Trend zu grösseren Fahrzeugflotten mit mangelndem ökologischem Bewusstsein gleichsetzen?


Nach Einschätzung der Schweizer Unternehmen wird in den nächsten Jahren der Umweltaspekt noch relevanter. KMUs schätzen das Thema «ökologisches Bewusstsein» im Flottenbereich als ziemlich wichtig ein.


Wie ist dieser Trend zu kraftstoffsparenderen und umweltschonenderen Fahrzeugen im internationalen Vergleich zu werten?


Im Vergleich mit dem Ausland wird die Bereitschaft der Schweizer Unternehmen zu umweltschonenden Massnahmen hoch eingeschätzt. Bei der Nutzung umweltschonender Fahrzeuge erzielt die Schweiz mit 93 % einen Spitzenwert.


Wie sieht es mit der Vorbildsfunktion von Führungskräften bezüglich der Auswahl eines umweltschonenderen Firmenfahrzeugs aus?


Führungskräfte habe heute noch zuwenig Vorbildfunktion. Die Denkweise zu kleineren und umweltschonenderen Autos muss sich noch entwickeln. Moderne Manager sollten bereit sein, auf ein grosses, imageträchtiges Auto zu verzichten.



«Im Vergleich mit dem Ausland wird die Bereitschaft der Schweizer Unternehmen zu umweltschonenden Massnahmen hoch eingeschätzt.» (Marcel Evers, Managing Direcotr Arval (Schweiz) AG) 


Gilt dies auch für die Nutzung des Fahrzeugs generell?


Ich denke, dass auf privater Ebene teilweise eine Sensibilisierung stattfindet und ein gewisses öklogisches Bewusstsein vorhanden ist. Dies könnte und sollte auch auf Firmenebene wegweisend sein.


Wie sehr setzen Entscheidungsträger bezüglich der Auswahl umweltfreundlicherer Autos auf das Image?


Entscheidungsträger leisten vermehrt einen positiven Beitrag zu umweltfreundlicheren Autos. Die meisten Unternehmen sind bezüglich Umwelteinflüssen in anderen Bereichen wie Drucker, Licht, Heizung etc.bereits sensibilisiert. Dies könnte sich positiv auf die Wahl umweltfreundlicherer Firmenautos auswirken.


Wird dem steigenden ökologischen Bewusstsein bei der Nutzung der Firmenfahrzeuge auch in der Car Policy, der unternehmensinternen Regelung zur Nutzung eines Firmenfahrzeugs, Rechnung getragen?


Ja, sowohl in der Schweiz als auch in Europa haben insbesondere Grossunternehmen ihre Vorgaben zur Car Policy schriftlich festgehalten. Nebst Fahrersicherheit und Kosten ist das Thema Umwelt ein wichtiger Aspekt in der Car Policy. Die Messung des Kraftstoffverbrauchs und Zielvorgaben bzgl. CO2 Emission sind vor allem bei grossen Unternehmen weit verbreitet.


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Sind die Anreize resp. Hindernisse, auf umweltschonendere Fahrzeuge zu wechseln, bei Unternehmen die gleichen wie im Privatbereich?


Unternehmen mit einer Firmenflotte können auf Beratung und Unterstützung zu Themen wie Sparmassnahmen und Umweltverträglichkeit zählen. Dies ist im privaten Bereich nicht vergleichbar. Ich denke, dass im privaten Bereich Emotionen eine grössere Rolle spielen und oft noch aus Prestigegründen weniger umweltschonende Fahrzeuge gewählt werden.


Ein Leasing garantiert eine aktuelle Fahrzeugflotte und ermöglicht somit ein rascheres Umstellen auf umweltfreundlichere Fahrzeuge. Weit über die Hälfte der Schweizer Unternehmen bevorzugt aber den Kauf. Was sind die Gründe?


Die Gründe dafür liegen einerseits in der hohen Liquidität der Firmen und in der gerade bei KMUs weit verbreiteten Philosophie von möglichst geringer Fremdfinanzierung. Hinzu kommt die nur in der Schweiz verbreitete Praxis des sogenannten «SwissPack» mit welchem bei Firmenflotten beliebte Marken wie Audi, BMW oder Mercedes langjährige attraktive Wartungs- und Service-Pakete beim Kauf eines Fahrzeuges anbieten. KMUs sollten sich bewusst sein, dass die meisten Kosten für ein Fahrzeug entstehen, nachdem es bereits gekauft worden ist.


7 % haben sich bisher für ein Full-Service-Leasing entschieden, wie es auch Ihr Unternehmen anbietet. Was beinhaltet das Angebot und von welcher Entwicklung gehen Sie in den kommenden 2 bis 3 Jahren aus?

Zentral beim FSL ist, dass sich ein Ansprechpartner um die gesamte Flotte kümmert: Einkauf, Verkauf, Wartung sowie Versicherung, alles aus einer Hand. Dieses Outsourcing wird zusehends vermehrt geschätzt. Dies verdeutlicht, dass Firmen, wenn sie den Komfort des FSL erkannt haben, bestmöglich davon profitieren und sich damit von den Aufgaben rund um das Flottenmanagement entlasten wollen. FSL wird weiter wachsen und sich als ausgelagerte Dienstleistung etablieren.


Abschliessende Frage: Die Schweiz verzeichnet bezüglich Unfällen mit Firmenfahrzeugen die tiefsten Werte in ganz Europa. Wo sehen Sie die Gründe?


Ein Grund ist, dass Massnahmen wie Kurse für sicheres Fahren sensibilisieren. Hinzu kommt, dass Sicherheit auf der Strasse in der Schweiz schon immer wichtig war. Mit einer Unfallhäufigkeit von 50 Fällen pro 1 Mio. Einwohner im Jahr 2007 verzeichnet die Schweiz bei Firmenfahrzeugen am wenigsten Unfälle in ganz Europa. Dies, obwohl das Land bei der Umsetzung von Fahrersicherheitsmassnahmen im europäischen Mittelfeld liegt.


Herr Evers, wir bedanken uns für das Interview.





Zur Studie:
Der CVO ist eine internationale, repräsentative Studie über Firmenfahrzeuge, welche das Marktforschungsinstitut TNS – im Auftrag von ARVAL – seit 2003 jedes Jahr durchführt. Befragt werden Entscheidungsträger von KMUs und Grossunternehmen zu ihrem Fuhrpark- und Flotten-Management. Insgesamt wurden für den Corporate Vehicle Observatory (CVO) 2008 in Belgien, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Polen, Portugal, Spanien, Tschechien und in der Schweiz rund 4’000 Interviews geführt. In der Schweiz befragte TNS 170 Klein-Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden, 198 mittlere Unternehmen mit 10 bis 999 Mitarbeitenden und 45 Grossunternehmen mit 1’000 und mehr Mitarbeitenden.


Zum Unternehmen:
Arval, eine Tochtergesellschaft des französischen Finanzdienstleisters BNP Paribas, ist eine führende europäische Spezialistin für Full-Service-Leasing und Flotten-Management und verwaltet in 39 Ländern rund 628’000 Firmenwagen. Mit ihren über 4’000 Mitarbeitenden hat Arval ein umfassendes Know-how und Controlling bei einfachen Prozessen aufgebaut. Arval steht für Professionalität im Dienste ihrer Kunden und Partner und ist unabhängig von Automobilherstellern und Versicherern. In der Schweiz beschäftigt die Arval (Schweiz) AG mit Sitz in Cham (ZG) und Gland (VD) über 50 Mitarbeitende.


Zur Person:
Marcel Evers, Managing Director Arval (Schweiz) AG (Geb. 24.12.1969)


– Marcel Evers absolvierte die Hotelfachschule und lernte dabei alles über Dienstleistung
– 1994 Einstieg bei der holländischen Autoleasing Gesellschaft Arma (damals 3000 Fahrzeuge und 24 Mitarbeitende).
– 1994-1995 tätig im Bereich New Business/Acquisition
– 1996-1998 Account-Manager Innenendienst
– 1998-2000 Account-Manager Aussendienst
– 2000-2003 Head of Account-Managers
– 2003-2004 Management Mitglied Sales
– 2006 Business Unit Manager Arval (Schweiz) AG
– Seit Oktober 2007 Managing Director, Arval (Schweiz) AG


(2004 wurde Arma von Arval übernommen)


Marcel Evers ist verheiratet und hat eine Tochter. Er lebt mit seiner Familie in der Schweiz.

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