Marcel Ospel tritt ab – Fehlspekulationen beenden Starbanker-Karriere

Die Einladung zur ordentlichen Generalversammlung der UBS entsprach schon frisch ab Druckerpresse nicht mehr den Gegebenheiten: Unter Traktandum 4 wurde Ospel zur Bestätigungswahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Er sollte – so sah es die Marschtabelle ursprünglich vor – wenigstens noch ein Jahr lang die Geschicke der Grossbank leiten.

Erster Verlust der UBS-Bankgeschichte
In der Nacht auf Dienstag hat es sich der 58-Jährige anders überlegt. Er, der den Kurs der UBS geprägt hat wie kein anderer, tritt ab. Ospel hat praktisch seine ganze berufliche Laufbahn bei der UBS und beim Schweizerischen Bankverein (SBV) zugebracht. Bis jetzt hat Marcel Ospel sämtliche Unwegsamkeiten mit Taktik und Besonnenheit umschifft. Doch in den vergangenen Monaten wurden die Rufe nach seinem Rücktritt immer lauter. Wegen der Hypothekarkrise in den USA musste die UBS bereits 2007 über 18 Mrd USD abschreiben. Die Bank schrieb einen Jahresverlust von 4,4 Mrd USD – es ist der erste Verlust in der Geschichte der Bank überhaupt. Für das erste Quartal 2008 droht der Bank ein Verlust von 12 Mrd USD. Die Abschreibungen auf faule Kredite werden um weitere 19 Mrd USD ausgeweitet.

«Zuversichtlich für die Entwicklung der Bank»
Er habe, so Ospel, immer gesagt, dass er die Verantwortung für die Situation der Bank übernehme. Mit den getroffenen Massnahmen betrachte er seinen Beitrag als erfüllt. Ospel ist es zunächst gelungen, durch den Zuzug ausländischer Investoren die Kapitalisierung der Grossbank schnell zu sichern. Dank einer weiteren von Ospel aufgegleisten Kapitalspritze übernimmt sein Nachfolger eine Bank mit ausreichendem Polster. Er sei nun zuversichtlich für die Entwicklung der Bank, sagte Ospel.

Unrühmliches Ende einer steilen Karriere
Doch geht für ihn eine steile Bankerkarriere weniger rühmlich zu Ende, als er sich dies wohl gewünscht hat. Marcel Ospel, am 8. Februar 1950 in Basel geboren, stieg 1977 beim Bankverein ein und war dem Haus nur während drei Jahren zwischen 1984 und 1987 untreu, als er bei der Investmentbank Merrill Lynch arbeitete. Seit April 2001 waltete Marcel Ospel als Verwaltungsratspräsident der UBS. Bis zum Zusammenbruch der US-Immobilienmärkte im vergangenen Herbst galt Ospels Leistungsausweis als tadellos – die UBS wurde als umsichtig geführte, grundsolide Bank gesehen. Doch der Erfolg hat Ospel nicht die entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit gebracht. Immer wieder geriet der Banker ins Fadenkreuz der Kritik, sei es als es um seine Rolle beim Zusammenbruch der Fluggesellschaft Swissair ging, sei es wegen seiner üppigen Lohnbezüge.

Vom KV-Stift zum Topverdiener
Als KV-Stift verdiente Marcel Ospel nur etwas über 100 CHF im Monat. Mit einem Salär von rund 26,6 Mio CHF gehörte der Top-Banker im vergangenen Jahr zu den bestbezahlten Managern der Schweiz. Für das Jahr 2007 allerdings kassiert Ospel keine Boni, sondern «nur» den Grundlohn von 2,5 Mio CHF. Auch privat eckt Ospel mitunter an. So wurde etwa die dritte Ehe mit der um 25 Jahre jüngeren Unternehmerin Adriana Bodmer 2006 mit Befremden aufgenommen. Seiner Reputation in gehobenen Kreisen haben solche Nebengeräusche im Blätterwald freilich nicht geschadet. Ospel, umtriebiger Basler Fasnächtler, gesellig und smart, ist immer wieder gern gesehener Gast bei Anlässen wie dem Zürcher Opernball oder dem Sechseläuten.

(awp/mc/hfu)

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