Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Baur, was machen Sie besser als Ihre Mitbewerber?
Marco Baur: Generali ist nicht besser, aber anders als die Mitbewerber: In unserer Vertriebsorganisation ist der Direktverkauf die ‹Aufklärung›, unser Aussendienst die ‹Infanterie› und unser Maklerservice die ‹Artillerie›. Diese Mehrverkaufskanalstrategie ist der Schlüssel für unseren Erfolg. Mit anderen Worten: Zuerst kommt der Verkauf, dann nochmals der Verkauf und schliesslich nochmals der Verkauf, und dann braucht es nocht etwas EDV und die Kapitalanlagen!
Die langjährige fondsgebundene Versicherung hat Ihnen in den letzten Jahren sichere Gewinne garantiert. Welche Art von Produkten werden in Zukunft die Säulen Ihres Geschäftes bilden?
Das fondsgebundene Geschäft bleibt auch langfristig unser wichtigstes Standbein. Das wird uns jedoch nicht daran hindern, auch weiterhin Produkte-Innovationen auf den Markt zu bringen. So haben wir im August dieses Jahres als erste Gesellschaft in der Schweiz eine lebenslange Todesfallversicherung mit Pflegeheim-Rentenoption lanciert.
Ende des Jahres tritt Armin Martin Zellweger die operative Verantwortung nach drei Jahrzehnten ab. Wie werden die Aufgaben neu verteilt sein und was erwarten Sie von der neuen Konstellation?
Eine wesentliche Stärke der Generali ist die Kontinuität. Darum wurde die Nachfolge schon vor längerer Zeit geregelt. Mit über 18 Jahren Firmenzugehörigkeit verfügt Alfred Leu als neuer CEO über das notwendige Branchen-Know-How sowie die entsprechende Führungserfahrung. Damit ist auch in Zukunft der Erfolg sicher gestellt.
Das Mutterhaus in Italien ist mit 70% mit Abstand der grösste Aktionär der Generali Schweiz. Für den Markt macht das die Aktie nicht unbedingt sehr interessant. Wo sehen Sie die Vor – und Nachteile dieser Aktienstruktur?
Unser Mutterhaus verfügt über ein enormes Wissen und unterstützt die Generali Gruppe Schweiz in allen wesentlichen Belangen. Für die Kontinuität des Geschäftes, die Sicherheit der Kunden, die Motivation der MitarbeiterInnen und die Attraktivität für die Aktionäre garantiert unser Mutterhaus mit seiner Erfolgsgeschichte. Wer in Generali-Aktien investiert, investiert in Kontinuität und Erfolg.
Vor drei Jahren ist die Generali aus dem Geschäft mit der beruflichen Vorsorge ausgestiegen. Am 21. September 2004 hat der Nationalrat die Unterstellung der autonomen Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen unter das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) abgelehnt. Wie beurteilen Sie diesen Entscheid und unter welchen Bedingungen würden Sie die berufliche Vorsorge wieder in Ihr Portfolio aufnehmen?
Wir haben im Sommer 2001 entschieden, dieses Geschäftsfeld nicht mehr zu betreiben, weil die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen langfristig als nicht ideal eingestuft werden konnten. Der Entscheid war zudem richtig, weil unsere Stärke eindeutig in der Einzelversicherung und insbesondere in der fondsgebundenen Lebensversicherung liegt. Aus heutiger Sicht haben sich die oben genannten Rahmenbedingungen nicht wesentlich verändert, daher steht ein Einstieg in dieses Geschäftsfeld ausser Diskussion.
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Durch das Mutterhaus in Italien haben Sie eine gute Vergleichsmöglichkeit zwischen dem Schweizerischen- und dem EU-Versicherungsmarkt. Wo liegen die Unterschiede und wie sehen Sie die Entwicklung der beiden Märkte?
Da bestehen im Wesentlichen Unterschiede hinsichtlich der Besteuerung und der Marktbedürfnisse. Richtigerweise werden in der Schweiz vom Staat für das Sparen mit Lebensversicherungen Steuervorteile angeboten, welche z.B. in Deutschland in dieser Form nicht existieren. Die Kundenbedürfnisse hängen im Ausland zudem von den staatlichen Vorsorgesystemen ab. So werden in Deutschland und Oesterreich beispielsweise vielmehr Leibrenten-Versicherungen nachgefragt, als dies in der Schweiz der Fall ist.
Ihre Produkte vertreiben Sie ebenfalls über das Internet. Welchen Anteil des Geschäftes generieren Sie Online und wie stark konkurrenziert diese Vertriebsart das Agenturnetz?
Wie eingangs erwähnt, betreibt die Generali ein Mehr-Verkaufskanal-Konzept. Unsere Kunden können selber entscheiden, ob sie unsere Produkte über den Direktverkauf, den Aussendienst oder über uns angeschlossene Makler erwerben möchten. Bedingung dabei ist, dass jedem Verkaufskanal dieselben Produkte mit demselben Preis-/Leistungs-Verhältnis zur Verfügung gestellt werden. Der Vertrieb über Internet ist zu relativieren: Das Internet ist eine zusätzliche Möglichkeit für den Direktverkauf, unsere Produkte anzubieten.
Das Versicherungsgeschäft hat in den letzten Jahren viel an Status verloren. Das zeigt sich auch darin, dass Versicherer bei den Hochschulabgängern als Arbeitgeber weniger attraktiv sind als in früheren Jahren. Wie wirkt sich das bei Ihnen auf die Rekrutierungssituation aus?
Diese Aussage ist meines Erachtens eine reine Vermutung und trifft zumindest für die Generali nicht zu. Jede gut ausgebildete Person, sei sie AkademikerIn, KV-AbsolventIn oder VersicherungsspezialistIn hat bei uns beste Möglichkeiten, erfolgreich tätig zu sein oder Karriere zu machen. So haben wir beispielsweise letztes Jahr eine ehemalige Lehrtochter, welche nach dem KV bei uns weiter gearbeitet hat, bereits mit 22 Jahren zum Mitglied des Kaders befördert.
Welche Rahmenbedingungen wünschen Sie sich für einen erfolgreichen Geschäftsverlauf in den nächsten drei Jahren?
Wenn ich auf diese Rahmenbedingungen warten würde, betreibe ich ‹Management by hoping›! Unsere Aufgabe ist es, die für uns optimalen Rahmenbedingungen selber zu schaffen, indem wir dem Vertrieb attraktive Produkte zur Verfügung stellen, den Kunden spürbar besseren Service als wie marktüblich bieten, den MitarbeiterInnen interessante und verantwortungsvolle Arbeit garantieren und schliesslich für die AktionärInnen eine gute Dividende erwirtschaften. Dies erreicht man nur dadurch, indem man jeden Tag als neue Chance für Erfolg betrachtet!