Marco Syfrig, CEO Burkhalter Holding AG
von Alexander Saheb
Moneycab: Alle reden von Wirtschaftskrise, wie sieht die Situation bei Burkhalter aus?
Marco Syfrig: Unser Geschäftsmodell basiert auf 35 operativen Gesellschaften ganz unterschiedlicher Betriebsgrössen, die sowohl in städtischen wie auch in ländlichen Gebieten verankert sind. Dank dieses Geschäftsmodells verfügen wir über eine breit diversifizierte Kundenstruktur, sind also insgesamt weniger direkt von der Krise einzelner Branchen oder Kundensegmente tangiert.
Müssen Sie nicht damit rechnen verzögert doch noch stärker von der Konjunkturflaute betroffen zu werden?
Es ist eine Tatsache, dass wir in der Elektroinstallationsbranche nach wie vor einen Nachfrageüberhang verzeichnen. Die Branche deckt in der Schweiz rund 80% der vorhandenen Nachfrage mit qualifizierten Arbeitskräften ab. Mit anderen Worten müsste die Nachfrage um mehr als 20% sinken, um die Angebotskapazitäten der qualifizierten Arbeitskräfte zu unterschreiten. Diese Marktsituation lässt uns nach wie vor entsprechend selektiv bei der Auftragsakquisition vorgehen.
Mussten Sie bereits Massnahmen wie Kurzarbeit oder Stellenabbau ergreifen?
Nein. Wir haben lediglich weniger temporäre Arbeitskräfte beschäftigt.
«Es ist eine Tatsache, dass wir in der Elektroinstallationsbranche nach wie vor einen Nachfrageüberhang verzeichnen.»
Seit dem IPO im Juni 2008 konnten Sie über Akquisitionen stetig wachsen. Wie werden die gekauften Firmen integriert und geführt?
Die akquirierten Unternehmen werden nach wie vor durch ihre bisherigen Geschäftsführer geführt. Das heisst, für die Mitarbeitenden an der Front sowie die Kunden und Geschäftspartner wird kaum spürbar, dass das jeweilige Unternehmen sich der Burkhalter Gruppe angeschlossen hat. Es entspricht unserer Philosophie, dass die einzelnen Betriebe ihre Betriebskultur und ihren ursprünglichen Charakter beibehalten. Um Ihre Frage zu beantworten: Es sind die jeweiligen Geschäftsführer ? also die bisherigen Inhaber der Firmen ? die die Integration gemeinsam mit dem Team der Burkhalter Management AG vollziehen.
Welches Umsatzvolumen wurde seit dem IPO eingekauft?
Durch die bisherigen Akquisitionen werden wir einen zusätzlichen EBIT von rund 1,3 Mio. Franken pro Jahr erwirtschaften und dies ohne Verwässerung der Aktien. Die wirtschaftlichen Effekte der bisher getätigten Zukäufe werden sich ab Geschäftsjahr 2010 voll auswirken.
Wie gut ist die Ertragslage der akquirierten Firmen?
Wir sind sehr zufrieden.
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Stehen noch weitere Firmen auf der Einkaufsliste?
Wir konzentrieren uns im Moment auf die Integration der bisherigen Zukäufe. Selbstverständlich gibt es weitere Kandidaten, mit denen Gespräche laufen. Wann weitere Akquisitionen vollzogen werden können, hängt primär jedoch von der jeweiligen Verkäuferschaft ab.
Welche finanziellen Prognosen machen Sie für das Jahr 2009?
Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass wir den Gewinn pro Aktie in den kommenden Jahren kontinuierlich steigern werden.
Was sind für Sie mittelfristig ? mit Blick auf die kommenden fünf Jahre – wichtige Ziele?
Wir haben Potenzial in unserem Markt und wollen die Wettbewerbsstellung weiter ausbauen. Unser Marktanteil liegt zwischen 7 bis 9% und wir wollen diesen wesentlich erhöhen. Klar werden wir an Grenzen stossen und uns dann auf die Erwirtschaftung von konstantem Cash-Flow konzentrieren, damit wir das Vertrauen unserer Anlegerschaft entsprechend vergüten können.
Burkhalter-Aktien kosteten beim IPO im Juni 2008 immerhin 120 Franken. Die Titel notieren derzeit um die 100 Franken. Lassen Sie sich im Alltag von Überlegungen zum Aktienkurs beeinflussen?
Nein. Für mich zählt die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens und die kann ich kaum vom Aktienkurs abhängig machen. Würde ich mich als CEO alleine am Aktienkurs orientieren, sässe ich quasi als blinder Pilot im Cockpit eines Passagierflugzeuges.
Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit bei Burkhalter besonders spannend?
Den Spirit des Unternehmens machen rund 2’800 Mitarbeitende davon gegen 600 Lernende aus. Die Mitarbeitenden sind es, die mich motivieren und die das Produkt «Burkhalter» ausmachen.
Der Gesprächspartner:
Marco Syfrig ist seit 1. Januar 2008 als CEO der Burkhalter Gruppe tätig. Er hat sein Studium der Rechtswissenschaften in 1984 in Bern abgeschlossen und 1986 in Luzern das Anwaltspatent erworben. In der Folge war er bis 1997 bei Ernst & Young Zürich tätig, Abteilung Steuerberatung und Projektmanagement, ab 1993 als Partner. Zusammen mit anderen Partnern von Ernst & Young gründete er 1997 die TAXPARTNER AG in Zürich. Kurz danach hat Marco Syfrig im Jahre 1998 eine Beteiligung an der Highlight Communications AG, Pratteln, erworben. In der Folge nahm er verschiedene Funktionen in dieser Gesellschaft wahr, unter anderem als CFO und als CEO. 2004 wurde Marco Syfrig CFO der Fumapharm AG, Luzern, bis zu deren Verkauf an die Biogen Idec, USA, im Jahre 2006.
Das Unternehmen:
Die Burkhalter Gruppe ist als unabhängige Gesamtanbieterin von Elektrotechnik am Bauwerk an 83 Standorten in den vier Landesteilen der Schweiz vertreten. Das Leistungsspektrum beginnt am Energie-Verbrauchsort. Dabei erstrecken sich die Elektrotechnik-Leistungen über alle Bauwerke (Wohn- und Nichtwohngebäude sowie Infrastrukturanlagen) und umfassen Installationen, Schaltanlagen, Services, Telematik, Automation und Security. Der Hauptsitz der Gruppe befindet sich in Zürich.