Mark Bürki, CEO Swissquote: «Unsere Kundenzahl wird Ende Jahr deutlich über 60’000 liegen»

von Patrick Gunti


Herr Bürki, nach dem Rekordergebnis 2005 haben bei Swissquote auch im 1. Quartal 2006 die Kassen geklingelt. Der Gewinn wurde gegenüber der Vorjahresperiode mit 9,916 Mio. Franken fast vervierfacht und der Umsatz mit 19,088 Mio. Franken fast verdoppelt. Was hat zu diesem unverändert hohen Ertragswachstum beigetragen?


An erster Stelle das Kundenwachstum. Mit mehr als 11’600 Neukunden in der Periode haben wir unseren Kundenstamm um 28% erhöht. Dann sind es selbstverständlich auch die guten Marktkonditionen, welche zu diesem positiven Resultat beigetragen haben.


Swissquote hat für 2006 als Ziel mehr als 60’000 Kunden genannt. Jetzt sind es bereits 53’178. Wie viele Kunden erwarten Sie nun nach diesem hervorragenden Startquartal?


Wir erwarten, dass die Zahl der Kunden per Ende Jahr wird deutlich über 60’000 liegen wird.


Auch mit den Kundenvermögen von 3,671 Mrd. Franken ist das Jahresziel von 3,7 Mrd. Franken schon fast erreicht. Waren Sie bei den Erwartungen für das laufende Jahr zu zurückhaltend?


Was wir grundsätzlich nicht vorhersagen können, sind die Performance der Märkte. Da unsere Kunden weitgehend investiert sind, werden die Märkte das globale Kundenvermögen natürlich auch beeinflussen. Was wir jedoch kennen, ist der Netto-Neugeldzufluss. Dieser war im ersten Quartal bei 260m, und wir denken, dass wir diesen Zufluss an Neugeld auch in den nächsten Quartalen erreichen werden.



«Die Aktienkultur ist in der Schweiz sehr hoch.»  Mark Bürki, CEO Swissquote


Bei diesen Zahlen hat man das Gefühl, die Schweizer seien ein Volk von Spekulanten. Tatsächlich liegt die Quote von Schweizern, die ihr Geld in Aktien anlegen, bedeutend höher als im benachbarten Ausland. Wo ist die schon fast sprichwörtliche Vorsicht der Schweizer bei Finanzgeschäften geblieben?


Stimmt. Die Quote mit 20% ist höher als in unseren Nachbarländern, aber immer noch tiefer als zum Beispiel in Grossbritannien und Skandinavien. Die Aktienkultur – oder Equity Culture – ist in der Schweiz jedoch sehr hoch – gefördert durch die vielen und qualitativ hochwertigen Schweizer Multis. Die Schweizer bleiben jedoch vorsichtig in ihren Anlagen.


Was macht Sie und offenbar auch die Anleger zuversichtlich, dass sich ein Börsencrash wie 2000/2001 nicht wiederholt?


Die Situation heute ist sehr unterschiedlich zu 2000/2001, denn die Börse wird getrieben von den Glanzresultaten der Firmen. Es ist also ein gesundes Wachstum. Es gibt heute keine «bubble», in der Firmen damals mit Verlusten unwahrscheinliche Börsenkapitalisierungen erreichten.


$$PAGE$$


Was auffällt, ist die hohe Profitabilität Ihres Unternehmens. Letztes Jahr erhöhten sich die Betriebskosten lediglich um 17,5 %, im 1. Quartal 2006 um 25 %. Auf welchen Umständen beruhen die tiefen Betriebskosten-Zahlen?


Wir sind teilweise in einem Fixkosten-Business, der zusätzliche Kunde generiert also nur marginale Zusatzkosten für unseren Betrieb. Das hohe Kundenwachstum hat zu dieser guten Profitabilität geführt.


Können Sie diese Zahlen im Verhältnis zu Gewinn und Umsatz beibehalten?


Wir geben grundsätzlich keine Prognosen zu Umsatz und Gewinn für das Jahr 2006 ab, lediglich Wachstumsprognosen bei den Kunden und Kundengeldern.



«Wir werden noch weitere Börsenplätze elektronisch erschliessen.»  Mark Bürki


Swissquote hat im 1. Quartal das Leistungsangebot ausgeweitet. Von welchen zusätzlichen Dienstleistungen profitieren die Kunden und welche weiteren Entwicklungen sind geplant?


Wir werden noch weitere Börsenplätze elektronisch erschliessen. Elektronisch bedeutet, dass man die Wertpapiere online über die Plattform handeln kann – und nicht telefonisch wie jetzt. Der London Stock Exchange ist in der Pipeline, der Nasdaq Bulletin Board (OTC Handel) und dann Eurex. Zudem werden wir unsere Wealth Management Tools weiterentwickeln.


Der Wert der Swissquote-Aktie hat sich in den letzten 12 Monaten fast verdreifacht. Welche Erwartungen dürfen Aktionäre für die Zukunft hegen?


Wie die letzten Tage gezeigt haben, gibt es auf der SQN Aktie eine relativ starke Volatilität. Die Fundamentaldaten der Swissquote Bank, die auf Wachstum programmiert ist, verbirgt jedoch noch Aufwärtspotential in der Aktie.


Letzte Frage: Swissquote ist nicht alleine in der Schweizer Online-Broker-Landschaft. Wie sehen Sie die Auswirkungen wachsender Konkurrenz in den nächsten Jahren?


Konkurrenz ist gesund und muntert dass Geschäft auf. Wir haben jedoch mehr als 50 % Marktanteil in diesem Geschäft und fürchten die Konkurenz nicht.


Herr Bürki, wir bedanken uns für das Interview.




Zur Person:
Marc Bürki ist CEO und Gründungspartner der Swissquote Group. Er schloss sein Studium als Elektroingenieur 1987 an der ETH Lausanne (EPFL) ab. Bis 1990 war er als Telekommunikationsspezialist bei der European Space Agency (ESA) in Nordweijk (Holland) tätig. Bei Swissquote betreute er verschiedene Funktionen im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. 2002 wurde Marc Bürki zum CEO der Swissquote Bank ernannt.


Zum Unternehmen:
Swissquote beschäftigt in Gland (VD) und Wallisellen (ZH) 132 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Swissquote ist der Schweizer Leader im Online-Trading. Nebst dem kostengünstigen Zugang zur Börse und einer Handels-Plattform für Vermögensverwalter verfügt Swissquote über zahlreiche Finanz- und Online Wealth Management Tools. Die Aktien der Swissquote Group Holding AG (SQN) sind an der SWX kotiert.

Exit mobile version