Markus Grünenfelder, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank
von Patrick Gunti
Herr Grünenfelder, 2008 war für die Finanzwelt ein ereignisreiches Jahr. Wie würden Sie das Umfeld beschreiben, in dem sich die Nidwaldner Kantonalbank im vergangenen Jahr bewegt hat?
Das Umfeld war insbesondere gekennzeichnet vom Tempo und vom Umfang der Ereignisse. Indirekt über die Volatilität der Märkte waren auch wir von der Finanzkrise betroffen, und das gleichzeitig und in unterschiedlicher Ausprägung in allen unseren Geschäftsaktivitäten.
Die NKB weist für 2008 einen leicht höheren Jahresgewinn von 14,92 Mio. Franken aus. Der Bruttoertrag nahm aber um 4,5 auf 51,3 Mio. Franken ab und der Ertrag war in allen Sparten rückläufig. Wie schätzen Sie generell das in diesem Umfeld erreichte Resultat der NKB im Jahre 2008 ein?
Unter den gegebenen Marktbedingungen haben wir ein gutes Resultat erreicht. Dazu verholfen haben uns unser nachhaltiges, solides Geschäftsmodell, unsere Kundennähe und der grosse Einsatz aller unserer Mitarbeitenden.
Die Situation an den Finanzmärkten führte zu tieferen Erträgen im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft und auch das Handelsgeschäft blieb deutlich hinter dem Vorjahr zurück. Welche Erwartungen hegen Sie hier für das laufende Jahr?
Im indifferenten Geschäft erwarten wir Erträge auf dem Niveau von 2008, wobei in den aktuell hektischen Märkten Ausschläge auf beide Seiten möglich sind. Im Handelsergebnis sehen wir für unsere Bank eine Normalisierung, das heisst eher höhere Erträge als 2008.
Wie im Vorjahr schnitt das Kreditgeschäft (+ 4,2 Prozent) sehr gut ab. Wie verlief das Hypothekargeschäft?
Mit dem Nettowachstum von 5,2 % sind wir sehr zufrieden. Die Zunahme von CHF 112 Mio. resultierte nach Amortisationen von CHF 152 Mio., brutto haben wir somit neue Hypotheken im Umfang von CHF 264 Mio. oder 12,3 % ausbezahlt und damit Marktanteile gewonnen.
» Der Zusammenbruch der Konditionen im Geldmarkt führte zu einer massiven Verlagerung in traditionelle Sparprodukte und in Kassaobligationen.»
Welche aktuellen Zinssätze bietet die NKB an und wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Hypothekarzinsen?
Unser Spezialprodukt SPARHYPOTHEK bieten wir zu einem Zinssatz von 2,5 % an. Festhypotheken und Geldmarkt-Hypotheken orientieren sich laufend am Markt, entsprechend schwanken die Konditionen sehr kurzfristig. Daneben bieten wir Energiespar- und Renovationshypotheken mit Vergünstigungen von 1 % an. Die Zinssätze der variablen Hypotheken dürften sich seitwärts bewegen.
Wie die meisten Kantonalbanken hat auch die NKB einen hohen Zuwachs an Kundengeldern zu verzeichnen, diese nahmen 2008 um 10 % auf 2,274 Mrd. Franken zu. Wird dieses Wachstum Ihrer Meinung nach auch im laufenden Jahr anhalten?
Wir gehen von weiterem Wachstum aus, jedoch auf einem tieferen Niveau. Der Umfang wird abhängig sein von der Entwicklung an den Finanzmärkten und dem Vertrauen in diese.
Welche Umschichtungen und Bewegungen fanden bei den Kundengeldern statt?
Der Zusammenbruch der Konditionen im Geldmarkt führte zu einer massiven Verlagerung in traditionelle Sparprodukte und in Kassaobligationen.
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Als Kantonalbank sind der NKB geographische Grenzen gesetzt, ebenso hinsichtlich der Risikofähigkeit. Wo sehen Sie für die Nidwaldner Kantonalbank noch attraktive Wachstumsmöglichkeiten?
Besonders attraktive Wachstumsmöglichkeiten sehen wir im Anlagebereich. Über unsere Massnahmen werden wir demnächst informieren. Grosse Chancen sehen wir aber auch weiterhin in unserem traditionellen Geschäft als Spar- und Hypothekenbank und ebenso im Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen und bei Spezialfinanzierungen.
Wir haben Sie bereits vor Jahresfrist nach den Folgen der Finanzkrise befragt, und Sie haben damals geantwortet, die Folgen seien gigantisch. Sind Sie vom Ausmass der Krise und den Folgen in den letzten 12 Monaten aber nicht doch überrascht worden?
Jedermann ist überrascht worden, nicht zuletzt auch die direkt betroffenen Marktteilnehmer. Markant war die weltweite Ausbreitung der Auswirkungen auf dem globalen Finanzmarkt, verschont wurde wohl kaum ein Land.
«Regulierung ja, aber nur wo notwendig und solange wie nötig.»
Wie beurteilen Sie die Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank für die UBS?
Das Vorgehen beurteilen wir als kreativ und wirksam. Aus heutiger Erwartung dürfte die Eidgenossenschaft wohl kaum etwas verlieren mit der Pflichtwandelanleihe, sondern diese wenn möglich vor Wandlung verkaufen. Im Weiteren zeigte die Unterstützung, dass der Finanzmarktstabilität Priorität eingeräumt wird.
Im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Monate werden Rufe nach mehr Regulierung der Finanzindustrie laut. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Regulierung ja, aber nur wo notwendig und solange wie nötig.
Lässt sich Anbetracht der aktuellen Situation eine einigermassen sichere Prognose zum zu erwartenden Geschäftsverlauf der NKB im laufenden Jahr machen?
Unser Szenario, welches dem Budget 2009 zugrunde liegt, lässt einen leicht höheren Bruttogewinn erwarten. Das würde uns ermöglichen, auch pro 2009 die Dividende für die Partizipanten und die Auszahlung an den Kanton Nidwalden unverändert zu belassen. Die Sicherheit dieser Prognose hängt ganz direkt ab von der Entwicklung an den Finanzmärkten.
Herr Grünenfelder, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
1951 geboren in Wattwil SG, verheiratet, 3 erwachsene Töchter.
1967 ? 1970&Banklehre bei SBG Lichtensteig (heute UBS AG)
1970 ? 1985&Nach Sprachaufenthalt in England Tätigkeiten an den UBS-Standorten La Chaux-de-Fonds, Lichtensteig, Wetzikon, Zürich. Laufende Fach- und Führungsausbildung. (1977: Abschluss Eidg. Dipl. Bankfachexperte)
1985 ? 1991&Kommerzchef SBG Lichtensteig im Range eines Vizedirektors
1991 ? 1995&Leiter Wirtschaftsraum UBS Davos (1994: 3 Monate Stage UBS New York)
1995 ? 1998&Leiter Wirtschaftsraum UBS Zürcher Oberland
Seit 09.1998 Direktor und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank, Stans
Parallel verschiedene Tätigkeiten als Seminarleiter UBS und Prüfungsexperte / stv. Hauptexperte für Prüfungen zum eidg. dipl. Bankfachexperten.
Zur NKB:
Die Gründung der Nidwaldner Kantonalbank (NKB) geht auf das Jahr 1879 zurück, damals unter dem Namen «Spar- und Leihkasse von Nidwalden». Als lokal tätige Universalbank sieht sie den Kunden im Mittelpunkt ihres Handelns und Denkens. Professionelle Produkte und Dienstleistungen zeichnen sie als modernes und führendes Finanzinstitut in Nidwalden aus. Die NKB übernimmt Mitverantwortung zur gesamtheitlichen volkswirtschaftlichen Weiterentwicklung ? dies als Anbieterin von Bankdienstleistungen, als Arbeitgeberin, als Sponsoringpartnerin sowie durch die jährlichen Ablieferungen an den Kanton. Per 31. Dezember 2008 beschäftigte die NKB 157 Mitarbeitende (125,4 Vollzeitstellen). Die Bilanzsumme betrug CHF 2,98 Mrd. Das Gesellschaftskapital setzt sich aus dem Dotationskapital von CHF 40 Mio. (84,21 %) und dem Partizipationskapital von CHF 7,5 Mio. (15,79 %) zusammen. Die NKB geniesst Staatsgarantie ? das bedeutet, der Kanton haftet für die Verbindlichkeiten der Kantonalbank, soweit ihre eigenen Mittel nicht ausreichen (Art. 6
des Kantonalbankgesetzes vom 25. April 1982).