Matthäus Den Otter, Geschäftsführer SFA

Von Alexander Saheb


Herr Den Otter, mit welchen Erwartungen sind Sie ins Fondsjahr 2010 gegangen?

Mit positiven. Der Schweizer Fondsplatz hat die Finanzkrise im Vergleich mit anderen Finanzprodukten gut gemeistert. Seit dem 2. Quartal 2009 sind auch wieder markante Mittelzuflüsse in verschiedene Fondskategorien zu verzeichnen. Das vergangene Jahr wurde von den aktiven Fondsmanagern gut genutzt. Verschiedene Studien zeigen, dass eine Mehrheit den Vergleichsindex schlagen konnte. Ich gehe davon aus, dass auch 2010 für aktive Fondsmanager entsprechende Opportunitäten bieten wird.


Welche Segmente der Schweizer Fondsindustrie haben derzeit besonders gute Aussichten?

Ich gebe keine Anlagetipps, die Beratung ist Sache unserer Mitglieder und ihrer Vertriebspartner. Zentral bei der Fondswahl ist das persönliche Risikoprofil. Zudem sollte man nur Produkte erwerben, die man auch versteht.


Anlagefonds werden offenbar wieder gekauft, allerdings verzeichnen vor allem Geldmarkt- und Obligationenfonds hohe Mittelzuflüsse. Haben Aktienfonds in der Finanzkrise an Glaubwürdigkeit verloren?

Geldmarktfonds verzeichneten vor allem währen der Finanzkrise hohe Mittelzuflüsse, weil sie dem damaligen Bedürfnis der Investoren nach Sicherheit entsprachen. In der Zwischenzeit hat sich das Bild aber wieder etwas verändert. Die Zuflüsse bei den Geldmarktfonds sind zurückgegangen. Nebst den Obligationenfonds verzeichnen auch die Aktienfonds wieder Mittelzuflüsse. Während der Finanzkrise haben die Anleger generell das Vertrauen ins Investieren verloren. Dieses kehrt nun langsam wieder zurück.


«Zentral bei der Fondswahl ist das persönliche Risikoprofil. Zudem sollte man nur Produkte erwerben, die man auch versteht.»


Gemeinhin gelten ETFs als auf Gebührenseite besonders kostengünstige Alternative zu aktiv gemanagten Fonds, das entsprechende Angebot wächst ständig. Für welche Einsatzgebiete sind denn aktiv gemanagte Fonds interessant und warum?

Ich persönlich setze aktiv gemanagte Fonds vor allem in weniger effizienten Märkten ein, hier besteht auch das höchste Potenzial für Alpha, also eine Mehrrendite über dem jeweiligen Vergleichsindex. Auch die Fund of Hedge Funds, welche während der Finanzkrise teilweise leider enttäuscht haben, werden ihre Erholung fortsetzen und insbesondere bei institutionellen Anlegern wieder auf mehr Resonanz stossen.


Sind an die Marktentwicklung gekoppelte ETFs nicht ein wesentlich zukunftsträchtigeres Modell als aktiv gemanagte Fonds, bei denen man hoffen muss auf einen erfolgreichen Fondsmanager zu setzen?

Beide Modelle bewähren sich, es kommt ganz darauf an, was ich als Investor erwarte und welches Risikoprofil ich habe.


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Die SFA macht sich für den europäischen Marktzugang für Schweizer Fonds stark und fordert Freizügigkeit im Bereich kollektiver Kapitalanlagen. Warum ist das für Sie ein so wichtiges Thema?

Der Fondsplatz Schweiz verlor 1992 wegen des EWR-Neins den grössten Teil seiner Produkte an EU-Standorte wie Luxemburg und Dublin ? in letzter Zeit auch an das EWR-Mitglied Fürstentum Liechtenstein. Er hat mangels eines bilateralen Abkommens mit der EU in diesem Bereich keinen Zugang zum europäischen UCITS-Markt. Umgekehrt ist die Schweiz gegenüber Fondsmanagern und deren Produkten aus dem EU-Raum immer sehr liberal. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen in der EU ? UCITS IV, Richtlinie für Alternative Investment Fund Managers (AIFM) ? droht nun der Fonds- und Asset-Management-Platz Schweiz noch mehr ins Abseits zu geraten. In unserem Anfang Oktober 2009 publizierten Zirkular fordern wir aufgrund der zunehmenden Benachteiligungen den EU-Marktzutritt für Schweizer Asset Manager und deren kollektiven Kapitalanlagen. Im Einzelnen geht es darum, von der EU Folgendes zu verlangen:

? EU-Pass für Fondsleitungen und Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen im Sinne des KAG
? EU-Pass für schweizerische (EU-kompatible) Effektenfonds im Sinne des KAG
? EU-Pass für sämtliche in der Schweiz domizilierte Asset Manager von Alternative Investment Funds (AIF) im Sinne des AIFM-Richtlinienvorschlages
? Anerkennung schweizerischer AIF im Sinne des AIFM-Richtlinienvorschlages, unabhängig ihrer Rechtsform.


Es gelang uns, dieses Anliegen zusammen mit weiteren wichtigen Postulaten der Fonds- und Asset-Management-Industrie in den Ende Jahr vom Bundesrat verabschiedeten Finanzplatzstrategiebericht einzubringen. Der EU-Marktzutritt soll nun im Rahmen eines allgemeinen Finanzdienstleistungsabkommens diskutiert werden.


«Aufgrund der jüngsten Entwicklungen in der EU ? UCITS IV, Richtlinie für Alternative Investment Fund Managers (AIFM) ? droht nun der Fonds- und Asset-Management-Platz Schweiz noch mehr ins Abseits zu geraten.»


Welche Folgen könnte es langfristig für die Schweizer Fondsindustrie haben, wenn dieser «EU-Pass» für die Fonds nicht erhältlich sein sollte?

Das könnte mittelfristig das Aus für Publikumsfonds schweizerischen Rechts bedeuten, zumal der europaweite Vertrieb mit der Einführung von UCITS IV bis Mitte 2011 noch leichter werden wird, da die Zulassungsverfahren in den einzelnen Vertriebsstaaten weiter gestrafft und rationalisiert werden. Der Schweizer Asset-Management-Platz ist demgegenüber im internationalen Vergleich gut aufgestellt mit seiner Nähe zu den hierzulande verwalteten Vermögen, dem hohen Ausbildungsstand und der qualitativ hochstehenden Finanzinfrastruktur. Hier kämpfen wir allerdings in erster Linie gegen eine Diskriminierung von Asset Managern mit Domizil Schweiz durch die AIFM-Richtlinie, die derzeit in Europa heftig diskutiert wird.


Die Fondsindustrie möchte das Wissen der Bevölkerung rund um Fonds ausbauen und hat dazu eine Initiative gestartet. Wurden die dort jetzt besonders betonten Produkteigenschaften wie beispielsweise Anlegerschutz, Transparenz oder Liquidität denn bisher zu wenig vermittelt?


Die einzelnen Fondsanbieter haben diesbezüglich bereits Anstrengungen unternommen. Aber verschiedene Studien weisen nach wie vor Wissensdefizite im Fondsbereich aus, vor allem nach einem Börsencrash. Dieser Situation will die SFA nun entgegenwirken und richtet sich mit ihrer Fondskampagne erstmals in der Verbandsgeschichte direkt an die Anlegerin und den Anleger. Mit TV-Spots, Banner, aber auch mit einer detaillierteren Informationsplattform www.myfund.ch , Auftritten an der Fondsmesse sowie Artikeln und Beiträgen soll auf die zentralen Eigenschaften von Fonds aufmerksam gemacht und das entsprechende Basiswissen vermittelt werden.


Es gibt bereits zahlreiche Informationsseiten zum Thema Investmentfonds. Welchen Mehrwert bietet die neue Webseite www.myfund.ch ?

Auf der Website sind die wichtigsten Informationen rund um Fonds kurz und bündig sowie in allgemein verständlicher Form zusammengefasst ? und dies auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Die Website hat zudem den Vorteil, dass sie Fondsanbieter-unabhängig ist.





Der Gesprächspartner:
Matthäus Den Otter, Jahrgang 1952, ist seit April 2005 Geschäftsführer der Swiss Funds Association. Er promovierte an der Universität Zürich zum Dr. iur. und ist Absolvent des Executive Programme des Swiss Finance Institute. Seit 1987 war er – unterbrochen durch einen 2-jährigen Abstecher in die Fondswirtschaft 1994 – 1996 – im Sekretariat der Eidg. Bankenkommisison tätig gewesen, zuletzt als stellv. Abteilungsleiter der Abt. Bewilligungen/Anlagefonds.  Den Otter ist auch publizistisch tätig und hat u.a. das Buch «Investmentfonds» (NZZ-Verlag) sowie einen Kommentar zum Anlagefondsgesetz (Orell Füssli Verlag) verfasst. Bis zum Ausscheiden aus der EBK war er auch an der Erarbeitung des Entwurfes zum neuen Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen («KAG») beteiligt. Nebst seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der SFA ist er Mitglied des Board of Directors der Efama (European Funds & Asset Management Association), Brüssel sowie Vizepräsident des Verwaltungsrates der Swiss Fund Data AG, Zürich, eines Joint-Venture der SFA mit der SWX.


Firmenbeschrieb:
Die 1992 mit Sitz in Basel gegründete Swiss Funds Association SFA ist die Branchenorganisation der Schweizer Fonds- und Asset-Management-Wirtschaft. Ihr Mitgliederkreis umfasst alle wichtigen schweizerischen Fondsleitungen, zahlreiche Vertreter ausländischer kollektiver Kapitalanlagen sowie Asset Manager kollektiver Kapitalanlagen. Diese decken mehr als 95% des in der Schweiz vertriebenen Fondsvermögens ab. Zudem gehören der SFA zahlreiche weitere Dienstleister an, welche im Bereich der kollektiven Kapitalanlage tätig sind. Die SFA ist aktives Mitglied der EFAMA und der IIFA.

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