Matthias Bopp, CEO Micronas Semiconductor Holding

Von Christa Spoerle


Moneycab: Herr Bopp, wie haben Sie die ersten 10 Monate als CEO der Micronas erlebt?


Matthias Bopp: Ich bin positiver denn je eingestellt. Nach fast 10 Monaten habe ich ein recht komplettes Bild der Firma erhalten und sehe sowohl ein grosses Potenzial für unsere Technologien und Produkte als auch für weitere Optimierungsmöglichkeiten. In den ersten neun Monaten konnten wir viele Verbesserungen umsetzen, was sich auch bereits in unseren finanziellen Kennzahlen widerspiegelt.



«Zusätzlich werden wir unsere Technologien und Produkte in den Bereichen Industrie und weisse Ware verstärkt vermarkten. Hier sehen wir auch die ersten Anwendungsfelder für unsere neue Gas-Sensortechnologie.» Martin Bopp, CEO Micronas


Welchen Stempel wollen Sie dem Unternehmen aufdrücken?


Wir verstehen uns als Automotive-Firma und dieser Markt ist unser klarer Fokus. Aufgrund der ausgezeichneten Reputation bei unseren Kunden, insbesondere hinsichtlich Produktqualität und Liefertreue, sind wir in einer sehr guten Ausgangsposition. Davon ausgehend werden wir durch die weltweite Stärkung von Forschung und Entwicklung sowie von Marketing und Vertrieb unsere Produktinnovationen vorantreiben und unsere Kundenbasis erweitern. Ausserdem sehen wir Potenzial, unsere Technologien und Produkte durch leichte Adaptionen im Bereich Industrie und weisse Ware erfolgreich zu positionieren.


Wann hat sich denn abgezeichnet, dass Sie im dritten Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder einen Quartalsgewinn von 19,8 Mio CHF ausweisen konnten?


Wir haben anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen bereits ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet. Im dritten Quartal haben eine erhöhte Nachfrage nach Automotive-Produkten, besser als erwartete Consumer-Umsätze und auch Wechselkurseffekte zusätzliche positive Beiträge geliefert. Damit hat Micronas erstmals seit zwei Jahren wieder ein positives Ergebnis erzielt. Ohne Sondereffekte erzielten wir einen Reingewinn von CHF 6.9 Mio. Zusätzlich hat ein buchhalterischer Sondereffekt von CHF 12.9 Mio. das Ergebnis weiter verbessert.


Was macht Sie so zuversichtlich, für 2010 neu ein positives Ergebnis ausweisen zu können?


Wie zuvor geschildert, haben wir bereits in den ersten neun Monaten ein deutlich positives Ergebnis ausweisen können und erwarten, dass sich das Automotive-Geschäft im vierten Quartal weiterhin positiv entwickeln wird. Entsprechend haben wir die EBIT-Margen-Prognose für das Gesamtjahr 2010 nun auf 12 Prozent angehoben.



«Wir haben in einzelnen Bereichen die Kurzarbeit im Oktober wieder aufgenommen und werden diese in Abhängigkeit mit der Auslastung dynamisch ausnutzen. Dies ist uns bei Bedarf für weitere 18 Monate möglich.»


Welches sind Ihre mittelfristigen Ziele?


Wir wollen mit unseren beiden Produktlinien Hall-Effekt-Sensoren und embedded Mikrocontroller den Fokus auf Automotive soweit ausbauen, dass uns unsere Kunden als renommierter Anbieter für innovative Systemlösungen sehen. Dazu werden wir, wie bereits erwähnt, unser weltweites Vertriebsnetz ausbauen und unsere Research&Development-Resourcen stärken. Zusätzlich werden wir unsere Technologien und Produkte in den Bereichen Industrie und weisse Ware verstärkt vermarkten. Hier sehen wir auch die ersten Anwendungsfelder für unsere neue Gas-Sensortechnologie.


Mit welchen Restrukturierungskosten rechnen Sie noch?


Die Restrukturierung ist abgeschlossen. Es werden nur noch Zahlungen im niedrigen einstelligen Millionenbereich erfolgen.


Halten Sie die Kurzarbeit für abgeschlossen?


Die Kurzarbeit konnte in den Ferienmonaten Juli, August und September ausgesetzt werden. Wir haben in einzelnen Bereichen die Kurzarbeit im Oktober wieder aufgenommen und werden diese in Abhängigkeit mit der Auslastung dynamisch ausnutzen. Dies ist uns bei Bedarf für weitere 18 Monate möglich.


Wann rechnen Sie mit substanziellen Beiträgen des Bereichs Industrial?


Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren in einen zweistelligen Prozentbereich unseres Gesamtumsatzes kommen. Industriekunden haben zahlreiche Anwendungsgebiete für unsere Hall-Sensoren und ferner grosses Interesse an unserer neuen Gas-Sensortechnologie. Dort erwarten wir für 2012 die ersten Umsätze.


Welches halten Sie für die vielversprechendsten neuen Produkte im Bereich Automotive?


Wir bedienen heute mit Hall-Sensoren bereits mehr als 60 verschiedene Applikationen im Fahrzeug. Das geht vom Gurtschloss über das Gaspedal bis zum Antriebsstrang. In modernen Getrieben, beispielsweise bei den Doppelkupplungsgetrieben, sehen wir einen deutlichen Anstieg des Bedarfs an Sensorik. Auch bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen sind Hall-Sensoren stark gefragt. Dies gilt sowohl für die klassischen Anwendungsfelder wie Drehwinkel- und Bewegungssensoren als auch für Strom-Sensoren auf Hall-Basis.




«Die Innovation in der Automobilbranche findet weiterhin hauptsächlich in Europa und in Japan statt. Dort sind auch unsere wichtigsten Kunden und grosse Automobilhersteller angesiedelt.»


Wieviel werden Sie in den kommenden Jahren investieren?


Wir sind im Moment dabei, auf unserem 0.45-Micron-Knoten in unserer 8-Zoll-Waferfab in Freiburg die ersten Automotive-Produkte zu qualifizieren. Wir gehen für die nächsten Jahre von Investitionen im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich pro Jahr aus.


In welchen Regionen orten Sie den grössten Nachfrageschub? Wo harzt es noch ein bisschen?


Die Innovation in der Automobilbranche findet weiterhin hauptsächlich in Europa und in Japan statt. Dort sind auch unsere wichtigsten Kunden und grosse Automobilhersteller angesiedelt. Der Nachfrageschub kommt hauptsächlich aus Asien und USA, wobei der Export für Europa hier eine wichtige Rolle spielt. Wir sehen in allen Regionen noch Wachstumspotenzial, daher stärken wir die weltweiten Vertriebs-Aktivitäten.


Wann und unter welchen Voraussetzungen dürfen die Aktionäre wieder mit einer Ausschüttung rechnen?


In der Vergangenheit war Micronas der Meinung, dass Gewinne für die Weiterentwicklung des Unternehmens investiert werden sollen. Dies ist derzeit im Rahmen unserer Neuausrichtung auf Automotive sicherlich noch richtig. Künftige Entscheidungen kann ich nicht vorweg nehmen.





Der Gesprächpartner:
Mathias Bopp, Jahrgang 1964, ist Deutscher und wirkt seit dem 1. Januar 2010 als CEO der Micronasgruppe.  Er besitzt einen Abschluss als Elektroingenieur der Universität Kaiserslautern. Zuvor war er als General Manager von Radio Frequency und der Automotive Division der Atmel Automotive Division GmbH, Heilbronn, und als Leiter Business Center Communications und Direktor des technischen Zentrums des Business Centers Communications der Atmel Deutschland GmbH tätig.


Das Unternehmen:
Die Micronas Gruppe ist ein führender, unabhängiger Hersteller von innovativen applikationsspezifischen Halbleitersystemen . Ihre Aktien sind an der SIX Swiss Exchange, Zürich, kotiert. Das Unternehmen konzentriert sich auf das Segment Automotive. Aufgrund des starken Nachfragerückgangs schloss Micronas den Consumer Bereich. Micronas will die bereits erfolgversprechende Diversifizierung in neue Märkte, wie Industrieprodukte und weisse Ware, weiter vorantreiben.

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