Matthias Reinhart, CEO VZ Vermögenszentrum: «Wir sind erklärtermassen nicht für strukturierte Produkte und legen diese den Kunden nicht ins Portfolio.»
Von Alexander Saheb
Moneycab: Herr Reinhart, womit befassen sie sich gerade jetzt?
Matthias Reinhart: Derzeit steht die Umsetzung des Projektes Depotbank ganz oben auf meiner To-Do-Liste. Dies ist unser derzeit wichtigstes Projekt. Natürlich hat daneben auch das organische Wachstum des Unternehmens sehr viele Facetten. Da geht es um die Mitarbeiterrekrutierung, die Öffnung neuer Marktsegmente und die neuen Standorte, die im laufenden Jahr eröffnet wurden.
Läuft beim Projekt Depotbank alles planmässig?
Wir können jetzt schon feststellen, dass alles planmässig und sehr gut läuft und bei den Kunden auch sehr gut ankommt. Das Angebot der Depotbank richtet sich ja vor allem an bestehende Kunden, die ihre Vermögen nun dorthin transferieren, und dient weniger der Neukundengewinnung.
«Ich rechne nicht damit, dass es zu einer grossen Krise auf den Kapitalmärkten kommen wird.» Matthias Reinhart, CEO VZ Vermögenszentrum
Zahlen sie da auch die Transfergebühren für die Depots?
Das ist in der Tat so, wir teilen uns die Transfergebühren hälftig mit den Kunden. Das gilt für alle Vermögensgrössen
Wie hat sich die Performance ihrer Depots entwickelt?
Natürlich sind auch wir vom Rückgang der Aktienmärkte betroffen. Allerdings schauen wir bis zum heutigen Tag auf eine recht gute Performance zurück. Wir haben im Sommer zum richtigen Zeitpunkt die Aktienquote unserer Portfolios stark um rund 25 Prozent reduziert und danach wieder hochgefahren. Jedoch sind wir jetzt in Aktien immer noch um 5 bis 10 Prozent untergewichtet.
Wie schätzen sie die kommenden Monate an den Börsen ein?
Ich rechne nicht damit, dass es zu einer grossen Krise auf den Kapitalmärkten kommen wird. Allerdings muss mit einer konjunkturellen Delle in den USA gerechnet werden.
Was kaufen sie statt Aktien?
Was an Aktienquote reduziert wurde, haben wir in den Portfolios als Cash-Bestand gehalten.
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Wie sieht es mit Strukturierten Produkten und Derivaten aus?
Wir sind erklärtermassen nicht für strukturierte Produkte und legen diese den Kunden nicht ins Portfolio. Meiner Meinung nach werden durch strukturierte Produkte nur die kleinen Risiken versichert, während die grossen nicht abgedeckt werden. Auch Optionen oder Terminkontrakte gehören nicht zu unseren Anlageinstrumenten, ausser jemand verlangt das explizit. Dann wird ausserhalb des Vermögensverwaltungsmandats ein entsprechendes Investment getätigt.
«Mittelfristig streben wir ein 20-prozentiges Wachstum der Topline an.»
Können Sie trotz des verhaltenen Börsenumfeldes ihre Wachstumsprognose der VZ Gruppe für 2007 bestätigen – sie wollen den Betriebsertrag im zweiten Halbjahr so wie in der ersten Jahreshälfte um mehr als 20 Prozent steigern?
Das ist auch heute eine realistische Prognose. Mittelfristig – das bezieht sich auf die kommenden drei bis fünf Jahre – streben wir ein 20-prozentiges Wachstum der Topline an.
In welchem Tempo soll ihre weitere Expansion erfolgen?
Als Zielvorstellung könnte man sagen, dass wir überall da präsent sein müssen, wo UBS oder CS Private Banking aktiv sind. Unser Wachstum ist stark davon abhängig, wie viele Mitarbeitende wir neu einstellen und ausbilden können. Es dauert zwei Jahre bis bei uns eintretende Absolventen Kundenverantwortung übernehmen können. Da das Know-How unser entscheidender Matchvorteil ist, können wir nicht einfach Leute einstellen, denen dieser Hintergrund fehlt.
Könnten Sie nicht auch über Akquisitionen wachsen?
Das wäre beispielsweise in Deutschland eine valable Option. Dort könnte ich mir vorstellen, über den Erwerb einer Steuerberatungsunternehmens Zugang zu Kunden zu bekommen. Der Kauf eines Vermögensverwalters käme nur dann in Frage, wenn sein Geschäftsmodell kompatibel ist mit unserer Strategie.
Legen Sie ihren Kunden auch VZ-Aktien ins Depot?
Nein, das tun wir nicht (lacht).
Was spricht für eine Investition in VZ-Aktien?
Wir sind in einem langfristigen Wachstumsmarkt aktiv. Die demographische Entwicklung wird die Pensionierungsfrage und alle Themen rund ums Vererben für immer mehr Menschen wichtig werden lassen. Wir sind hier gut positioniert und haben keine direkte Konkurrenz, wenn wir auch ein kleines Unternehmen sind. Auf mittlere bis lange Sicht glaube ich deshalb das sich ein Investment auszahlt.
Sie halten derzeit noch 61 Prozent der Aktien – denken sie daran aus ihrem Besitz den Freefloat zu steigern?
Wir haben derzeit einen Freefloat von 30 Prozent. Dieser wird aber noch ansteigen, weil die Lockup-Fristen für zahlreiche Mitarbeiteraktien gestaffelt über die nächsten Jahre auslaufen. Ich selbst plane nicht, weitere Aktien abzugeben.
Der Gesprächspartner:
Matthias Reinhart (47) ist VR-Präsident und CEO der VZ Gruppe. Bevor er 1992 die VZ VermögensZentrum AG gründete, war er Unternehmensberater bei McKinsey & Co. in Zürich und Chicago.
Das Unternehmen:
Das VZ ist ein unabhängiger Schweizer Finanzdienstleister, der sich vornehmlich auf die Bereiche Pensionierungsberatung, Vermögensverwaltung sowie Versicherungs- und Pensionskassenverwaltung für Unternehmen spezialisiert hat. Seine Dienstleistungen sind auf vermögende Privatkunden ab 55 Jahren und auf Unternehmenskunden mit mehr als 20 Beschäftigten fokussiert. Das VZ vertreibt keine eigenen Finanzprodukte und ist kein Produktevermittler, sondern finanziert sich aus Beratungshonoraren und Verwaltungsgebühren. Das Unternehmen beschäftigt rund 350 Mitarbeitende und ist in der Schweiz an neun und in Deutschland an zwei Standorten mit Niederlassungen präsent. Die Aktien sind an der SWX Swiss Exchange kotiert.