Mehr Millionäre in Saudi-Arabien, weniger in den Emiraten

Von Gérard Al-Fil

Für Ahmed Al-Dschanahi, Board-Mitglied bei der Noor Islamic Bank in Dubai, steht ausser Zweifel: «Der grösste Schock im Krisenjahr 2009 war für mich das Dubai World-Schuldenmoratorium.» Das war Ende November, als Dubai World bekannt gab, ihre Schulden von 23,5 Mrd Dollar nicht fristgerecht zahlen zu können. Weltweit fielen die Börsenkurse. Nur eine 10 Mrd.-Dollar Bürgschaft aus dem Nachbar-Emirat Abu Dhabi vom 14. Dezember bewahrte den Staaskonzern vor dem Offenbarungseid.


Dennoch: «Das weitere Wachstum im Segment der HNWI wird auch im 2010 von den Emerging Markets getragen», sagt Yasar Yilmaz, Regional Head of Sales, Middle East, Global Financial Services, Capgemini.


Reiche in Saudiarabien: resistentes Wüstenreich
Dubai und Abu Dhabi gehören beide zum Golfstaat Vereinigte Arabische Emirate (VAE). In den VAE sank 2009 die Wirtschaftsleistung um 2,4 Prozent. Und mit ihr brach die Zahl der Personen mit über eine Million Dollar Vermögen ein, also die High Net Worth Individuals: um 18,8 Prozent auf 54,400.

 

Aktien, Immobilien, Hedge Fonds,… in den VAE fielen fast alle Anlageklassen. Der 14. Merrill Lynch Capgemini World Wealth Report 2009 schätzt, dass im Königreich Saudiarabien Ende letzten Jahres 104,700 HNWI ansässig waren, also 14,3 Prozent mehr als im 2008. Der saudiarabische Immobilien- und Aktienmarkt erwiesen sich in der Tat als resistenter gegen das globale Finanzbeben.

 

In Bahrain vermehrten sich die Reichen um 7,2 Prozent auf 5,400. Dies, obwohl Manama Zentrum eine der grössten Bankenpleiten am Golf war. Im Frühsommer 2009 brachen die saudiarabischen Bankentöchter der Familien Saad und Algosaibi in Bahrain unter einer Schuldenlast von über 10 Mrd. Dollar zusammen.

 

High Society wächst vor allem in Fernost
Im gesamten Mittleren Osten nahmen laut dem Report «die oberen Zehntausend» um 7,1 Prozent zu. Erstmals seit langem liegt die Region unter dem globalen Zuwachs (plus 17,1 Prozent), der weitgehend von der Vermögensvermehrung im Raum Asien-Pazifik gespeist wurde. Dort leben mit 3 Millionen «happy few» erstmals soviele Reiche wie in Europa. Weltweit wuchs die HNWI-Masse um 17,1 Prozent auf 10 Millionen Personen, nachdem sie im «Lehman-Jahr 2008» um 15 Prozent schrumpfte. Die HNWI kontrollieren insgesamt 1,5 Bio. Dollar. Die Ultra-HNWI, also Individuelle mit über 30 Mio. Dollar Anlagekapital konnten ihren Wohlstand um 21,5 Prozent mehren.

 

Banken wollen Reichen das Gold ausreden
Für den Wohlstand war auch die Börsenerholung mit ein Grund. Die weltweite Marktkapitalisierung schoss bis Ende 2009 um 47 Prozent in die Höhe auf 47,9 Bio. Dollar. Offenbar früher als der Mittelstand haben die Reichen ihre Vermögen in Rohstoffe und Gold umgeschichtet. «Gold ist gewissermassen das Stiefkind der Krise geworden», sagt Didier Duret, CIO bei ABN Amro Private Banking in Genf. «Jetzt müssen wir Strategien entwickeln, um die HNWIs und Ultra-HNWIs wieder aus ihren Edelmetall-Investitionen herauszuholen und in unsere eigens für sie entwickelten Finanzprodukte und in massgeschneiderte Lösungen zu lenken», so das Fazit des Genfer Privatbankiers Duret. 

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