Meinrad Fleischmann, CEO Pfister Arco Gruppe: «Mein Ehrgeiz ist es, Pfister zur attraktivsten und führenden Einrichtungsmarke der Schweiz zu machen»

von Patrick Gunti


Herr Fleischmann, die Pfister Arco Holding mit der Kerngesellschaft Pfister hat im 1. Halbjahr 2007 den Umsatz um 5,2 Prozent auf 326 Mio. Franken steigern können. Wo sehen Sie die hauptsächlichen Gründe für das hervorragende Resultat?


Die positive Entwicklung der Unternehmensergebnisse, die ohne Flächenzuwachs erzielt wurden, führen wir auf die kräftige Konjunktur und generell gute Konsumentenstimmung zurück. Dass Pfister in seinem mittel- bis hochpreisigen Einrichtungssektor erneut stark wachsen konnte, dürfte zudem mit dem greifenden, aufgefrischten Imageauftritt zu tun haben, mit der modernen Sortimentspolitik und folglich der verbesserten Top-of-mind-Position bei den Konsumentinnen und Konsumenten.


Mit welchem Resultat wird Pfister das 125. Jahr des Bestehens abschliessen?


Konservativ gerechnet gehen wir davon aus, dass die Pfister Arco Gruppe den positiven Geschäftsverlauf fortsetzen wird. Das angestrebte Umsatzziel von CHF 650 Mio. dürfte damit klar übertroffen werden. 


Im Februar hat Pfister die neue Filiale in Lyssach im Kanton Bern eröffnet. Welche Zwischenbilanz lässt sich nach einem halben Jahr Betrieb ziehen?


Eine ausgesprochen erfreuliche. Wir haben mit einem guten Start gerechnet, immerhin haben wir in Lyssach-Alchenflüh ein neues Ladenkonzept eingeführt, das die verschiedenen Wohnbereiche als Erlebniswelten darstellt und zum Flanieren und Entdecken einlädt. Unsere optimistischen Erwartungen wurden mehr als vollumfänglich erfüllt.


Einerseits ist die Filiale fast konkurrenzlos schön, andererseits steht sie an der «Möbel-Meile» gleich neben der Konkurrenz von IKEA, Conforama und TopTip. Ist das Konzept von mehreren Anbietern derselben Branche in einem Einkaufsrayon zur Steigerung des Interesses aufgegangen?


Ja, auf jeden Fall. Damit haben wir auf ein modernes Konsumentenverhalten reagiert, das man seit einigen Jahren in angelsächsischen Ländern beobachten kann und das sich auch bei uns in der Schweiz durchzusetzen scheint. Die Konsumenten können an solchen Shopping-Meilen bei den Branchenanbietern gemütlich verschiedene Vergleiche anstellen. Sie sind heute nicht nur preis-, sondern auch qualitätsbewusster und wollen sich besser und umfassender informieren, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden. 



«Gemäss Marktforschung scheint der Image-Turnaround in urbanen Gebieten schon geglückt zu sein.» Meinrad Fleischmann, CEO Pfister Arco Holding


Als nächster Meilenstein gilt für Pfister der Abschluss der Modernisierungsarbeiten am Hauptsitz in Suhr. Plant Pfister für die Zukunft neue Filialen oder werden zuerst die bestehenden Standorte modernisiert?


Das Eine tun und das Andere nicht lassen, heisst hier unsere Devise. Dem Hauptsitz wird man zur Wiedereröffnung die Investitionen von gut 40 Millionen Franken bestimmt ansehen. Doch wir wollen das gesamte Filialnetz mit 20 Standorten in der ganzen Schweiz modern und attraktiv gestalten. Das heisst, dass wir diese nach und nach auf den gleichen Stand bringen wollen. Zugleich planen wir weitere Standortoptimierungen.


Pfister hat seit 2006 einen neuen Markenauftritt. Wie sehen Sie die Wahrnehmung des Unternehmens in der Öffentlichkeit und in der Unterscheidung zur Konkurrenz?


Gemäss Marktforschung scheint der Image-Turnaround in urbanen Gebieten schon geglückt zu sein. Bei einem Wendemanöver eines so traditionsreichen und grossen Unternehmens muss man mehrere Jahre in den Neuauftritt investieren, bis er flächendeckend greift. Wir sind auf gutem Weg.


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Durch was unterscheiden sich heute die Pfister- und z.B. die IKEA-Zielgruppe?


Wir positionieren uns klar als der Qualitätsanbieter eines attraktiven und zeitgemässen Einrichtungssortiments, das durch ein vielseitiges Dienstleistungsangebot ergänzt wird. Dieses umfasst so ziemlich alles, von der Beratung durch kompetentes Fachpersonal, über die Lieferung und Montage, bis hin zu individuellen Services wie Heimberatung und Masskonfektion oder die umweltgerechte Entsorgung alter Möbel. Das hebt uns deutlich von den Mitbewerbern besonders aus dem Mitnahmebereich ab.


Pfister steht für ein Stück Schweizer Wohn- und Möbelgeschichte. 125 Jahre sind eine lange Zeit – wo sehen Sie das Unternehmen in 10 Jahren?


Pfister  wird mit seiner vorhin beschriebenen Positionierung und seinen gelebten Unternehmenswerten die Chancen in der Konzentrationsbewegung strategisch zu nutzen wissen und damit weiterhin Erfolg haben. 


Wie wird sich die Branche generell entwickeln?


Wir gehen einerseits von einer weiteren Marktpolarisierung zwischen Mitnahme- und Einrichtungsfachhandel und andererseits einer Marktkonsolidierung aus.



«Mit der Demokratisierung des Designs, des Wohnens und Einrichtens im Allgemeinen, ist die Wohn-/Einrichtungs-Industrie für breite Konsumentenschichten zu einer Ausdrucksplattform persönlichen Stils avanciert wie die Mode.»  Meinard Fleischmann, CEO Pfister Arco Holding


Sie sind seit März 2007 im Unternehmen, seit 1. Juni nach dem Abgang von VR-Präsident und CEO a.i. Herbert Gamper als CEO. Unter welchen Voraussetzungen und mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihr Amt angetreten?


Die Voraussetzungen haben sich mit den erwähnten Veränderungen nicht verändert. Ich konnte in einem gut positionierten, rund laufenden und deshalb hochattraktiven Unternehmen die Führungsposition übernehmen. Meine Zielsetzung ist es, die begonnene Modernisierung konsequent weiterzuführen, die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden ins Zentrum der Arbeit zu stellen und die Rentabilität mittel- und langfristig zu erhalten. Mein Ehrgeiz ist es, Pfister zur attraktivsten und führenden Einrichtungsmarke der Schweiz zu machen.


Sie haben grosse Erfahrung im Detailhandel, waren u.a. Chef von Herren Globus, ABM und Schild. Lassen sich Parallelen zwischen der Bekleidungs- und Wohn-/Einrichtungs-Industrie ziehen?


Mit der Demokratisierung des Designs, des Wohnens und Einrichtens im Allgemeinen, ist dieser Bereich für breite Konsumentenschichten zu einer Ausdrucksplattform persönlichen Stils avanciert wie die Mode. Das Zuhause als Bühne, auf der man seine Individualität und Kreativität präsentieren, ja inszenieren kann. Verschiedene Style-Instanzen aus der Fashion-Branche haben das zwar erkannt und zum Teil mit beachtlichem Erfolg in eigene Einrichtungskollektionen umgesetzt. Man könnte deshalb den Eindruck bekommen, dass nun wie andere Lifestyle- auch die Möbelbranche kurzlebigen Modeströmungen unterworfen wird. Zu unserem Vorteil unterliegen aber die Wohnstile längeren Wandelszyklen als die Modebranche. Dies erleichtert im Möbelsortiment einen qualitativen Ansatz, weil bei Möbeln die Wegwerfmentalität (kaufen-tragen-entsorgen-kaufen ?) auch in Zukunft weit weniger verbreitet sein wird.


Herr Fleischmann, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zur Person:
Meinrad Fleischmann, geboren am 27. April 1961 in Feusisberg, studierte an der Universität St. Gallen Ökonomie (lic. oec. HSG). Seine grossen Erfahrungen in der Retail-Branche gewann er unter anderem während zwölf Jahren beim Herren Globus, wo er vom Merchandiser bis zum CEO stieg, beim MGB sowie als CEO der  Warenhauskette ABM (2000 bis 2001). 2002 wurde Fleischmann Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Schild und 2003, nach einem MBO, Mitbesitzer der Modegruppe Schild, zu der 40 Modefachgeschäfte und sechs Mango-Franchise-Filialen zählen. Meinrad Fleischmann ist Vater von zwei Kindern und passionierter Marathonläufer und Offroad-Biker.


Zum Unternehmen:
Möbel Pfister ist eine Management geführte Aktiengesellschaft der Pfister Arco Holding AG. Alleinaktionär der Unternehmensgruppe Pfister Arco ist die 1974 gegründete F.G. Pfister Stiftung. Zur Pfister Arco Holding AG gehört die Kerngesellschaft Möbel Pfister AG mit einem umfassenden Produkte- und Accessoires-Angebot rund ums Wohnen, Essen und Schlafen. Zu Pfister gehört auch das progressive Design-Haus Mobitare sowie der junge Mitnahmemarkt Avanti. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Suhr (AG) beschäftigt über 1’800 Mitarbeitende. Die 13 Einrichtungszentren und 7 Stadtfilialen verfügen über eine Verkaufsfläche von 140’000 m2.

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