Eine wichtige Triebfeder für diesen Erfolg sei die wachsende Nachfrage nach der von Merck hergestellten Flüssigkristalle wie auch die «guten Umsätze» mit dem Krebsmittel Erbitux. Im Pharmageschäft strebt die im MDAX notierte Merck KGaA weiterhin eine kritische Grösse an. An der Börse wurde der Ausblick mit einem steigenden Aktienkurs quittiert.
Merck im Wettlauf mit Bayer
Merck hatte jüngst im Milliarden-Poker um Schering eingelenkt und ein Aktienpaket im Wert von 3,7 Milliarden Euro an Bayer verkauft. Mit einer bisher für ein deutsches Unternehmen ungewöhnlichen Aggressivität hatte Merck den Rivalen Bayer im Wettlauf um Deutschlands drittgrössten Pharmakonzern unter Druck gesetzt. Die überraschende Erhöhung des Schering-Anteils auf gut 21 Prozent sei nicht geplant gewesen, sagte Merck -Chef Römer. «Die Option, ein wichtiger Schering-Aktionär zu bleiben, ergab sich und da mussten wir einfach handeln.»
Buchgewinn von knapp 400 Mio. Euro
Doch ebenso wie im März, als Bayer das Merck-Angebot von 14,6 Milliarden Euro für Schering überbot, wollte sich Merck mit Bayer keinen Bieterstreit liefern. Das Ergebnis des späten Einlenkens kann sich sehen lassen: Merck hat sein auf 21,8 Prozent aufgestocktes Schering-Paket zu einem Preis von 89 Euro pro Aktie an Bayer verkauft und einen Buchgewinn von knapp 400 Millionen Euro eingestrichen. Verbucht werden soll der Sonderertrag im zweiten Quartal.
Merck bekräftigt Ausblick für 2006
Merck-Chef Römer bestätigte am Freitag wenige Tage nach dem Rückschlag bei der Entwicklung des Parkinson-Mittels Sarizotan den erst im April angehobenen Ausblick. Danach sollen Umsatz und auch das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen. Die durch den Verkauf des Schering-Aktienpaketes erzielten Erlöse will das Darmstädter Familienunternehmen «sinnvoll und wohlüberlegt einsetzen».
Generika weiterhin Umsatzpotenzial
Ungeachtet des derzeitigen Preiskampfes auf dem Markt für so genannte Generika (Nachahmermedikamente) sieht Römer hier weiteres Umsatzpotenzial: «Der Generika-Markt bietet in den nächsten Jahren trotz Konsolidierung signifikante Wachstumschancen. Besonders interessant sind für uns die jungen Märkte mit noch geringem Generika-Anteil, wie Spanien, Portugal und Italien» , sagte Merck-Chef Römer. In den vergangenen Wochen hatte Konkurrenten wie ratiopharm, STADA, sowie die zu Novartis gehörenden Unternehmen Sandoz und Hexal deutliche Preissenkungen für ihre Nachahmermedikamente angekündigt.
Prüfung von Kooperationen mit Bayer
Mit dem Wettbewerber Bayer würden Kooperationen geprüft. Mit Blick auf die Bedingungen beim Verkauf des Schering-Aktienpaketes an Bayer betonte Römer: «Es gab keine festen Vereinbarungen. Wir hatten den gleichen Preis wie jeder andere Schering-Aktionär erhalten.» Das Angebot zur Übernahme von Schering habe gezeigt, dass Merck fährig und willens sei, die Weichen für die Zukunft zu stellen, sagte Römer.
Merck habe Handlungsmöglichkeiten verbessert
«Auch wenn der Übernahmeversuch am Ende nun nicht erfolgreich war, sind wir aus den turbulenten Wochen doch gestärkt herausgegangen. Schering war für uns ein Kann, kein Muss», kommentierte Merck-Chef Römer den gescheiterten Übernahmeversuch des Berliner Unternehmens. Merck habe seine Handlungsmöglichkeiten «deutlich verbessert» und dem Kapitalmarkt gezeigt, dass das Familienunternehmen «eine solch grosse Transaktion mutig angehen, aber auch verantwortungsbewusst und ohne Übermut beenden könne», sagte Römer vor den Aktionären. (awp/mc/ar)