Merck: Erbitux-Studie belastet

Die Aktien des Konzerns rutschen am Montag ans Dax-Ende. Der Kurs des Pharma- und Chemiekonzerns sank gegen 13.25 Uhr um 1,42 Prozent auf 60,60 Euro. Der Dax legte dagegen leicht um 0,23 Prozent zu. Börsianer verwiesen hauptsächlich auf eine neue Studie zu Erbitux als Grund.


Kritische Studie zu Erbitux
Auf dem laufenden 35. Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) in Mailand wurde eine unabhängige norwegische Studie veröffentlicht, die sich kritisch mit dem Erbitux-Wirkstoff Cetuximab bei speziellen Anwendungen bei Darmkrebs, einer davon der mutierte KRAS-Typ, auseinandersetzt. Das Ergebnis der Forscher: Es gebe keine signifikante Verbesserung vor allem bei der Lebenszeit sowie keinen Unterschied hinsichtlich der Wirksamkeit bei den Patienten-Gruppen mit mutierten und nicht-mutiertem (Wild-Typ) KRAS.


Erbitux wirkt nur bei KRAS-Wild-Typ
Ein Merck-Sprecher verwies darauf, dass Erbitux für den mutieren KRAS-Typ keine Zulassung als Erstlinientherapie habe, sondern nur für die nicht-mutierte Variante. Neun Studien mit Erbitux würden eine Wirksamkeit belegen. Eine dieser Studien sei auch während der aktuellen Onkologie-Tagung ESMO vorgelegt worden. Bereits im vergangenen Jahr habe eine Studie mit dem Namen COIN des britischen Medical Research Council gezeigt, dass Erbitux bei KRAS nicht wirke und bei KRAS-Wild-Typ Verbesserungen erziele.


Blockbusterpotenzial
Merck ist bestrebt, Erbitux für verschiedene Krankheitsbilder bei Krebs anzuwenden, darunter auch verschiedene Darmkrebsvarianten. Dafür werden immer wieder Studien durchgeführt und gegebenenfalls Zulassungsanträge gestellt. Erbitux ist unter anderem gegen bestimme Arten von Darmkrebs und Kopf- und Halskrebs zugelassen. Mit Erbitux erzielte Merck im 1. Halbjahr 402 Millionen Euro Umsatz.


Hoffnungsträger Cladribin
Die Darmstädter glauben zudem weiter an die Zukunft ihres Multiple-Sklerose-Mittels Cladribin. Merck will sich wie angekündigt mit einem Einspruch gegen das negative Votum des Beraterausschusses (CHMP) der europäischen Arzneimittelbehörde EMA wehren. Am 24. September hatte der Ausschusses sich negativ über Cladribin geäussert. Dadurch verschiebt sich die geplante Zulassung des Hoffnungsträgers in Europa. Die Aktie brach damals um fast 10 Prozent ein. Merck traut Cladribin «Blockbuster-Potenzial» zu und damit einen weltweiten Umsatz von einer Milliarde Dollar oder mehr im Jahr.


Experten skeptisch
Analystin Leslie Iltgen vom Bankhaus Lampe verwies auf die Beteuerungen des Unternehmens, weiterhin um die Zulassung seines Multiple-Sklerose-Mittels Cladribin zu kämpfen. Der Expertin zufolge sei der Einspruch allein aber keine gute Nachricht. «Statistisch gesehen haben nur ein Viertel der Einsprüche Erfolg», sagte Iltgen. Die Neuigkeiten zum Krebswirkstoff Erbitux würde sie hingegen nicht überbewerten. (awp/mc/ps/18)

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