Merck macht Milliarden-Zukauf in den USA

Der Kaufpreis soll sich einschliesslich Schulden auf rund 7,2 Milliarden US-Dollar (5,3 Milliarden Euro) belaufen. Die Gremien von Millipore und Merck hätten dem Geschäft bereits zugestimmt, hiess es. Je Millipore-Aktie bietet Merck 107 US-Dollar in bar. Die Millipore-Aktionäre sollen in einer ausserordentlichen Hauptversammlung über das Geschäft entscheiden. Auch die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus, Merck rechnet aber fest mit deren Zustimmung. Beide Seiten erwarten den Abschluss der Transaktion für die zweite Jahreshälfte.


Aktie gerät unter Druck
Die Merck-Aktie gab vorbörslich um 2,25 Prozent auf 56,50 Euro nach. Börsianern zufolge wäre der Zukauf zwar sinnvoll, der Preis sei aber nicht als billig einzustufen. Ein anderer Börsianer verwies darauf, dass auch der Laborzulieferer Thermo Fisher Scientific an Millipore interessiert sein könnte und somit auch die Gefahr eines Übernahmekampfes bestehe – dies könnte den ohnehin hohen Preis noch weiter nach oben treiben. Angesichts der bisher angepeilten Prämie von nur 13 Prozent auf den Millipore-Aktienkurs könnte dieses Risiko die Merck-Titel belasten.


«Hervorragende Ergänzung»
«Merck und Millipore passen hervorragend zusammen, und gemeinsam werden wir in der Lage sein, die gesamte Wertschöpfungskette für Pharma- und Biopharma-Kunden abzudecken», sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley zu der geplanten Verbindung beider Unternehmen. Millipore hat sich den Angaben zufolge auf die Forschung und Produktion im Segment Biotechnologie spezialisiert. Die Kunden des Unternehmens stammten vor allem aus der Pharma- und Biopharma-Industrie sowie Forschungseinrichtungen.


Chemie-Anteil soll wachsen
Im Jahr 2009 erzielte Millipore mit rund 6.000 Mitarbeitern in 30 Ländern einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar. Durch den Zukauf will Merck die eigenen Erlöse in diesem Segment auf 2,9 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro) steigern. Damit soll auch der Chemie-Anteil im Konzern von 25 auf 35 Prozent wachsen und auf einen Pro-forma-Umsatz von 8,9 Milliarden Euro kommen.


Kostensenkung im Blick
Die Merck-Führung verspricht sich auch deutliche Kostensenkungen. So soll der Chemiehauptsitz des Konzerns in den USA mit dem Unternehmenssitz von Millipore in Billerica verschmolzen werden. Das Top-Management von Millipore braucht sich um seine Jobs keine Sorgen zu machen: Merck will mit der Führungsriege weiterarbeiten und «auf der starken Personalbasis des Unternehmens» aufbauen. Die jährlichen Kosten sollen durch den Zusammenschluss dennoch um 75 Millionen Euro sinken.


Solides Investment-Grade-Rating im Fokus  
Finanzieren will Merck den Zukauf aus vorhandenen Barmitteln und einem Bankdarlehen. Dazu hat das Unternehmen die Institute Bank of America, BNP Paribas und Commerzbank ins Boot geholt. Ein Teil der Finanzierung soll später durch Anleihen ersetzt werden. Dabei strebt Merck weiterhin ein solides Investment-Grade-Rating an. (awp/mc/ps/36)

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