Dies teilte die zu Merckle gehörende VEM Vermögensverwaltung mit. Nur unter dieser Bedingung wollten die rund 30 Banken den rettenden Überbrückungskredit gewähren.
Merckle sträubte sich gegen ratiopharm-Verkauf
Adolf Merckle hatte sich am Montag das Leben genommen, nachdem er die Einigung mit den Banken noch selbst unterschrieben hatte. Seiner Familie zufolge hatte es Merckle nicht verkraftet, die Kontrolle über sein Imperium zu verlieren. Er hatte sich zudem lange gegen den Verkauf von ratiopharm gesträubt, da er angesichts der Finanzkrise keinen Erlös erwartete, der dem Unternehmenswert entspricht.
Verschärfte Situation durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien
Mit dem Geld aus dem Verkauf des Pharmakonzerns soll die finanzielle Situation der Merckle-Gruppe mit ihren 100.000 Mitarbeitern verbessert werden. Vor allem HeidelbergCement war zuletzt in Bedrängnis geraten. Hintergrund war ist eine Kapitalerhöhung, die teilweise mit Krediten finanziert wurde. Als Sicherheit hatte Merckle Aktien hinterlegt, die durch die Finanzkrise aber deutlich an Wert verloren. Als die Banken dann zusätzliche Sicherheiten verlangten, kam Merckle in Zahlungsschwierigkeiten. Früheren Meldungen zufolge fehlten kurzfristig rund 400 Millionen Euro. Fehlspekulationen mit VW-Aktien hatten die Situation zusätzlich verschärft.
Langfristiger Sanierungsplan
In den nächsten Monaten werde nun ein langfristiger Sanierungsplan für die Unternehmen der Gruppe erstellt, sagte ein VEM-Sprecher. Dazu gehören neben ratiopharm und HeidelbergCement auch der Pharmagrosshändler Phoenix sowie rund 100 weitere Unternehmen. Der Verkauf von ratiopharm werde voraussichtlich mehrere Monate dauern. Die Geschäftsführung werde «alles in ihren Möglichkeiten stehende tun, um in diesem Verkaufsprozess die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu wahren», hiess es.
Ludwig Merckle muss sich aus dem Geschäft zurückziehen
Eine weitere Bedingung der Banken für den Überbrückungskredit ist, dass der Einfluss der Familie beschnitten wird. Adolf Merckles Sohn Ludwig werde sich nun aus der Gruppe zurückziehen, teilte die VEM mit. Nach dem Selbstmord des Firmenpatriarchen Adolf Merckle war sein Sohn Ludwig gemeinsam mit ratiopharm-Finanzchefin Susanne Friess Geschäftsführer der VEM.
Betroffenheit über Merckles Selbstmord
In Merckles Heimatstadt Blaubeuren bei Ulm herrschte nach dem Tod des 74-Jährigen Trauer. Bürgermeister Jörg Seibold sagte, er sei bestürzt, dass die Finanzkrise Merckle «in die Knie gezwungen hat und er sich offenkundig ohne Unterstützung der beteiligten Akteure zurückgelassen sah». Merckles Tod schockte auch Universitäten und Museen im Land. Als Mäzen hatte Merckle jahrzehntelang Forschungsprojekte gefördert. In vielen Museen hängen Bilder, die der Milliardär erworben und dann als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hatte – seinen Namen liess er dabei nie erwähnen. (awp/mc/pg/07)