Merrill Lynch: Dritter Milliarden-Verlust in Folge – 4000 Jobs weg
Nach dem dritten Quartalsminus in Folge sollen 4000 Jobs wegfallen. Die zusätzlichen Wertberichtigungen übersteigen 6,5 Milliarden Dollar. Die Abschreibungen der Bank wegen der Kreditkrise summieren sich inzwischen auf mehr als 30 Milliarden Dollar (19 Mrd Euro). Die drittgrösste Investmentbank trägt damit klar die rote Laterne an der Wall Street.
Hälfte des Börsenwertes binnen Jahresfrist verloren
Der Verlust im ersten Quartal fiel noch höher aus als von Analysten erwartet. Ein Jahr zuvor hatte die Bank noch 2,11 Milliarden Dollar Gewinn erzielt. Die Aktie gab zum Handelsstart am Donnerstag um zwei Prozent auf rund 44 Dollar nach, drehte dann jedoch ins Plus. Binnen eines Jahres hat die Bank die Hälfte ihres Börsenwerts verloren. Der Markt habe sich weiter verschlechtert, sagte der seit Dezember amtierende Merrill-Lynch-Chef John Thain.
10 % aller Arbeitsplätze im Investmentbanking fallen weg
Der Stellenabbau trifft vor allem das Investmentbanking und dort rund 10 Prozent der Arbeitsplätze. Von den 4000 Stellenstreichungen erfolgten etwa 1000 bereits im ersten Quartal. Zum Jahreswechsel hatte die Bank insgesamt rund 63.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Ausreichend liquide und finanziell gut ausgestattet
Merrill Lynch schrieb als einzige der fünf grossen Investmentbanken im ersten Quartal rote Zahlen. Im Gegensatz zum Wettbewerber Bear Stearns blieb ihr jedoch ein Notverkauf wegen Liquiditätsproblemen erspart. Thain betonte ausdrücklich, dass sein Haus ausreichend liquide und finanziell gut ausgestattet sei. Trotz des Verlustes habe das operative Geschäft in einem schwierigen Umfeld solide Ergebnisse abgeliefert.
Verluste von fast 15 Mrd. Dollar in neun Monaten
Das Institut war nach einem Rekordverlust von fast 10 Milliarden Dollar im Schlussquartal 2007 auch im gesamten vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gestürzt. In den zurückliegenden drei Negativ-Quartalen addieren sich die Verluste damit nun auf fast 15 Milliarden Dollar. Das Minus je Aktie lag im ersten Quartal bei 2,19 Dollar nach einem Gewinn von 2,26 Dollar ein Jahr zuvor.
Milliarden-Finanzspritzen
Im vergangenen Jahr hatte Merrill Lynch wegen der massiven Probleme den Chef ausgewechselt. Thain besorgte der Bank umgehend Finanzspritzen von mehr als zwölf Milliarden Dollar unter anderem von ausländischen Staatsfonds. So stärkte er die schwache Kapitalbasis. Weltweit haben Banken bisher über 200 Milliarden Dollar wegen der Kreditkrise abgeschrieben und sich fast ebensoviel frisches Kapital verschafft. (awp/mc/pg)