Die für den Transport von St. Gallen nach Bern angehängte aortale Ballonpumpe zur Unterstützung des Herzens habe am Montagmorgen entfernt werden können. Noch hätten die Ärzte nicht versucht, den Magistraten aus dem Koma wecken. Es sei geplant, nun die Medikamente stufenweise zu reduzieren und Merz so langsam erwachen zu lassen. Wie lange die Aufwachphase dauere, sei schwierig zu sagen, sagte Carrel. Auch Merz› Hirnfunktionen wurden noch nicht genauer untersucht. Damit warte man üblicherweise zwei bis drei Tage nach der Operation. Bis die genauen gesundheitlichen Folgen des Herz-Stillstands klar würden, könnten mehrere Tage bis einige Wochen vergehen, erklärte Carrel.
Sondersitzung des Bundesrates
Der Bundesrat organisierte am Montag in einer Sondersitzung seine Amtsgeschäfte neu. Vorgängig sei ein Inventar der Vorlagen gemacht worden, die Merz ins Parlament und in den Bundesrat habe bringen wollen, sagte Bundespräsident Pascal Couchepin. Auch die von ihm eingegangenen Verpflichtungen seien überprüft worden. Dringliche Geschäfte stünden nicht an. Und sonst werde es der Bundesrat richten. Über die internationale Finanzkrise habe Finanzminister Merz den Bundesrat regelmässig informiert.
Widmer-Schlumpf springt ein
Eveline Widmer-Schlumpf übernehme die Geschäfte des Finanzdepartements, sagte Couchepin. Vor ihrer Wahl in den Bundesrat war sie Bündner Finanzdirektorin. Priorität habe für Widmer-Schlumpf weiterhin das Justiz- und Polizeidepartement. Subsidiär unterstützt werde sie von ihrem Stellvertreter Moritz Leuenberger. Wenn der Bundesrat nun zu sechst tage, werde er bei einem Patt als Präsident den Stichentscheid fällen, sagte Couchepin. Der Bundesrat sei tief betroffen von der unerwarteten Krankheit des «Freundes und Kollegen» Hans-Rudolf Merz.
Präsidium nicht dringlich
Über das Bundespräsidium, in das Merz im Dezember turnusgemäss gewählt werden sollte, habe der Bundesrat nicht gesprochen, sagte Couchepin weiter. Dies verbiete der Anstand. Er sei negativ überrascht von den Bildern, die das Fernsehen über den Transport Merz› ins Inselspital verbreitet habe. Die Regierung geht gemäss Couchepin davon aus, dass Merz nach seinem Zusammenbruch am Samstag vier bis acht Wochen im Spital bleiben muss. Bis zur Wintersession müsse die Frage der Rückkehr von Merz ins Amt oder eines allfälligen Rücktritts geregelt sein. Im Moment sei dieser Aspekt aber «nicht dringlich».
Zusammenbruch im Auto
Merz war am Samstagabend in Herisau nach einem Abendspaziergang im Auto einer Bekannten zusammengebrochen. Die Frau fuhr ihn sofort ins Spital nach Herisau, wo er reanimiert wurde. Im Vorfeld hatte nichts auf die Erkrankung des als fit geltenden Ministers hingewiesen. (awp/mc/ps/16)