Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding AG

von Patrick Gunti


Herr Hobmeier, Valiant hat im 1. Halbjahr einen leichten Rückgang des Reingewinns um 4 auf 70 Mio. Franken hinnehmen müssen. Wo sehen Sie die Hauptursachen?

Dies ist insbesondere auf das anhaltend tiefe Zinsniveau, die höheren Absicherungskosten sowie auf den Margendruck zurückzuführen. Der Erfolg aus dem Zinsengeschäft liegt um 2,5 % unter dem starken Vorjahreswert. Dies begründet den gegenüber dem 30. Juni 2009 etwas tieferen Konzerngewinn.


Die Kundengelder stiegen im 1. Halbjahr um 3,2 %, der Nettoneugeldzufluss betrug 733 Mio. Franken. Gehen Sie von einer ähnlichen Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte aus?

Wir sind als reine Schweizer Bank eine interessante Alternative – und das auch in der zweiten Jahreshälfte. Der Zufluss an Kundengeldern war tatsächlich erfreulich und widerspiegelt unsere gute Positionierung als reine Schweizer Bank. Ob dieser Zufluss auch weiter anhält, hängt unter anderem auch von den Anlagealternativen ab.



«Wir sind als reine Schweizer Bank eine interessante Alternative – und das auch in der zweiten Jahreshälfte.» Michael Hobmeier, CEO Valiant Holding AG


Die Kundenausleihungen stiegen um 2,7 % auf 20,6 Mrd. Franken. Was hat das Hypothekargeschäft geprägt?

Es besteht eine unverändert hohe Nachfrage nach Wohneigentum. Gründe dafür sind nebst den tiefen Zinsen auch die Suche nach sogenannt «sicheren» Werten. Viele investieren lieber ins eigene Wohneigentum als an der Börse. Die historisch tiefen Zinsen führten auch dazu, dass der Anteil Festhypotheken gemessen an den gesamten Hypotheken im ersten Halbjahr weiter auf 85 % zugenommen hat.

Von unseren Ausleihungen von total CHF 20,6 Mrd. sind gut 91 % grundpfändlich sichergestellt. Davon entfallen über 90% auf Hypotheken im 1. Rang. Ausgehend vom Gesamtbestand an Hypothekarforderungen befinden sich 96 % der belehnten Objekte im Geschäftsgebiet von Valiant. Wesentlich ist, dass 100 % der Hypotheken auf Liegenschaften in der Schweiz gewährt wurden.


Von welcher weiteren Zinsentwicklung gehen Sie aus?

Sollte sich die Schweizer Wirtschaft weiter positiv entwickeln, hat die SNB signalisiert, einen entsprechenden Zinsschritt in Betracht zu ziehen. Wir sehen aber kurzfristig noch keine Zinswende. Die historisch tiefen Zinsen sind ein Anomalität und werden über kurz oder lang wieder korrigiert – darauf müssen sich sowohl Kunden als auch Banken wieder einstellen.


Der Konkurrenzkampf gerade im Hypothekargeschäft hat sich weiter verschärft. Teilen Sie die Sorgen um ein vielleicht zu grosszügig angewandtes Risikomanagement der Schweizer Finanzinstitute?

In einem Umfeld, in welchem sich der Konkurrenzkampf akzentuiert hat und die Zinsmarge spürbar enger geworden ist, ist Valiant ihrer Geschäftspolitik und ihren strategischen Prioritäten treu geblieben. Die Nachfrage nach Hypotheken ist gross und wenn wir wollten, könnten wir noch bedeutend mehr Häuser oder Wohnungen finanzieren. Das Risikomanagement steht bei uns aber an erster Stelle und die Tragbarkeitsberechnung wenden wir nach wie vor streng an. Da gibt es aus Risiko- und Margenüberlegungen zwangsläufig auch Absagen bei Finanzierungen.


Wie weit ist das von Valiant zusammen mit Postfinance geplante Kreditverarbeitungszentrum gediehen? Wann erfolgt der Start?

Die Arbeiten zur Kooperation laufen. Sobald es konkrete Neuigkeiten gibt, werden wir informieren.


Valiant hat im 1. Semester neue Geschäftsstellen in Basel und Biel eröffnet, zwei Geschäftsstellen der Banque de Dépôts et de Gestion akquiriert und die Beteiligung an der Triba Partner Bank in Triengen ausgebaut. Welche weiteren Ausbauschritte stehen im laufenden Jahr an?

Die Wachstumsstrategie von Valiant, in konzentrischen Kreisen in attraktive Wirtschaftsgebiete zu wachsen, basiert auf drei Säulen: auf Fusionen, Kooperationen und organischem Wachstum. Bis auf weiteres sind keine Neueröffnungen geplant und betreffend Fusionen sowie Kooperationen prüfen wir die Möglichkeiten, die sich uns bieten. Wir wollen aber kein Wachstum um des Wachstums Willen; dieses muss wirtschaftlich auch Sinn machen.


Wie hoch waren die Kosten, die die Ausbauschritte verursacht haben?

Ausbauschritte sind immer mit Kosten verbunden, diese weisen wir aber nicht separat aus. Ziel von Expansionen ist es Synergien zu nutzen und Skalenerträge zu generieren. Valiant rechnet mit weiteren Effizienzgewinnen ab dem Jahr 2011.


«Dieses Projekt ist bezogen auf die Anzahl der zu migrierenden Banken eines der grössten je realisierten Migrationsprojekte der Schweiz.»


Anfang 2011 migriert die Valiant Bank auf die neue IT-Plattform Finnova. Wie hoch sind die Kosten des Projekts und wie verlaufen die Vorbereitungen?

Die Valiant Bank migriert Anfang 2011 als erste der 41 Banken der RBA Holding auf Finnova. Dieses Projekt ist bezogen auf die Anzahl der zu migrierenden Banken eines der grössten je realisierten Migrationsprojekte der Schweiz. Aber nicht nur die Valiant Bank wechselt ihre IT-Plattform, sondern auch die Spar + Leihkasse Steffisburg sowie die Banque Romande Valiant. Sie migrieren im 2012. Einzig die Valiant Privatbank ist von der Migration nicht betroffen, sie bleibt auf der Informatikplattform von LODH.
Das Projekt ist auf Kurs und wir sind gut auf die Migration vorbereitet. Die von uns zu tragenden Migrationskosten belaufen sich auf rund CHF 80 Mio., verteilt auf vier Jahre.


Wie beurteilen Sie generell die Aussichten für die zweite Jahreshälfte?

Das zweite Semester 2010 wird ebenfalls herausforderungsreich. Auch wenn sich nach den anhaltenden Unsicherheiten an den Finanzmärkten eine zaghafte Erholung abzeichnet hat, bleibt das Wirtschaftsumfeld unsicher. Wir rechnen damit, dass die laufende Konsolidierung im Bankensektor weitergehen wird.


Mit welcher Zielsetzung haben Sie am 20. Mai dieses Jahres ihre Funktion als CEO übernommen?

Ein weiteres Kapitel in der Valiant Erfolgsstory zu schreiben.


Letzte Frage, die ich Sie bitte in einem Satz zu beantworten: Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders?

Valiant ist eine tolle Unternehmung, für die sich der Einsatz lohnt.


Herr Hobmeier, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Jahrgang 1965, Schweizer, bei Valiant seit 2003


Seit dem 20. Mai 2010 ist Michael Hobmeier CEO der Valiant Holding AG. Seit 2003 ist er Mitglied der Konzernleitung und seit 2005 CEO der Valiant Bank AG. Vor Valiant war er Partner und Leiter des Bereichs Financial Services Schweiz bei PricewaterhouseCoopers und anschliessend in der gleichen Funktion bei IBM Schweiz. Michael Hobmeier hat an der HSG St. Gallen in Finanz- und Rechnungswesen und an der ETH Zürich in Elektrotechnik abgeschlossen. Zudem ist er Verwaltungsratsmitglied der RBA-Holding und Präsident der Entris Banking.


Zum Unternehmen:
Valiant gehört zu den Top 10 der an der Schweizer Börse kotierten Banken. Sie beschäftigt über 1 000 Mitarbeitende (Vollzeitstellen), betreut gut 400 000 Kunden und weist eine Bilanzsumme von CHF rund 24 Milliarden aus. Sie übt ihre Geschäftstätigkeit in den Kantonen Aargau, Baselland, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Solothurn, Waadt und Zug über ihre Tochterbanken Valiant Bank AG, Banque Romande Valiant SA, Spar + Leihkasse Steffisburg AG und Valiant Privatbank AG aus.


Die Valiant Aktie ist an der SIX Swiss Exchange und an der BX Berne eXchange kotiert und im Index SMIM gelistet. Damit ist Valiant die einzige Bank mit rein inländischem Geschäft unter den 50 grössten an der SIX Swiss Exchange kotierten Unternehmen.

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