Michael Neubert, CEO Liechtenstein Life Assurance AG
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Neubert, nachdem Sie drei Jahre lang die Aspecta Assurance International AG in Liechtenstein geleitet haben, sind Sie seit Juli CEO der neuen Liechtenstein Life Assurance AG. Was war der Anlass zu diesem Wechsel und was sind aktuell Ihre wichtigsten Aufgaben?
Michael Neubert: Nach 3 Jahren erfolgreicher Arbeit für ASPECTA, in denen wir über dem Markt gewachsen sind, hatte ich die Chance, ab dem 1. Juli 2008 bei einem Start up-Unternehmen die Geschäftsleitung zu übernehmen. Seit dem sind wir intensiv mit der Entwicklung der Produkte, dem Aufbau der IT und der Marke beschäftigt. Unser besonderes Engagement gilt der Entwicklung der Beziehungen zu unseren unabhängigen Kooperationspartnern, den Banken, Brokern und Treuhändern in den relevanten Märkten. Von ihnen und ihrer Qualität hängt unser Markterfolg ab und sie sind die Botschafter unseres Unternehmens im Ausland. Für Anfang 2009 planen wir die aktive Marktbearbeitung.
«Der aktuelle Skandal überschattet die grossen Anstrengungen und Fortschritte des Finanzplatzes Liechtenstein der letzten Jahre in Sachen Corporate Governance…Mit Überzeugung betrachten wir uns selbst als Symbol für das «Neue Liechtenstein».» Dr. Michael Neubert, CEO Liechtenstein Life Assurance AG
Der Liechtensteiner Finanzsektor ist zurzeit vor allem im Zusammenhang mit Steuerskandalen und Weiterverkauf von Kundendaten in den Schlagzeilen. Wie stark wird das den Start des neuen Unternehmens beeinflussen?
Der aktuelle Skandal überschattet die grossen Anstrengungen und Fortschritte des Finanzplatzes Liechtenstein der letzten Jahre in Sachen Corporate Governance. Gerade in Sachen Transparenz sind fundamentale Fortschritte erzielt worden. Das Fürstentum Liechtenstein ist Teil des Europäischen Wirtschaftsraums und hat sich zu einem international anerkannten Finanzplatz entwickelt, dessen oberste Corporate Governance-Instanz, die Liechtensteinische Finanzmarktaufsicht, ist. Laut des aktuellen Berichts des IWF (Internationaler Währungsfonds) hat der Finanzplatz eine moderne und leistungsfähige Aufsicht. Liechtenstein erfüllt die Basler Grundsätze (Bankenaufsicht) und IOSCO-Grundsätze (Wertpapieraufsicht) in hohem Masse. Die Stiftung ICQM – Institute for Compliance and Quality Management – setzt sich für nachhaltige Pflege der Qualität der Dienstleistungen ein. Die Hochschule Liechtenstein bietet ein breites und tiefes Ausbildungsangebot für die Weiterentwicklung der Mitarbeiter in der Finanzdienstleistungsbranche an. Kurzum: im Finanzplatz Liechtenstein sahen wir nahezu ideale Bedingungen für den Aufbau von Liechtenstein Life. Mit Überzeugung betrachten wir uns selbst als Symbol für das «Neue Liechtenstein».
In Liechtenstein gibt es schon rund 2’100 Finanzdienstleister (davon rund 40 Versicherungen), die mit milden Steuergesetzen und Diskretionsprivilegien vor allem um ausländische Kunden werben. Wo sehen Sie da eine Lücke für die neue Liechtenstein Life?
Wir sehen besonders in unserer Positionierung «Produktintelligenz und Beratungskompetenz am Standort Liechtenstein» ein grosses Potenzial zur Differenzierung. Unter «Produktintelligenz» verstehen wir die Konzeption und Entwicklung der Produkte getrieben von den Bedürfnissen und Situationen der Kunden. Wir setzen auf die schnelle Entwicklung innovativer und massgeschneiderter Versicherungslösungen, die den individuellen Bedürfnissen und unterschiedlichsten Lebenssituationen unserer Kunden gerecht werden.
Bei der «Beratungskompetenz» sieht sich Liechtenstein Life als integraler Bestandteil des gesamten Beratungsprozesses der Kooperationspartner von der Produktschulung über die eigentliche Beratung bis hin zur Weiterentwicklung des Kunden. Liechtenstein Life stellt seinen Kooperationspartnern ein Experten-Netzwerk und ein Beratungsmodell zur Verfügung, welches Beratung nicht statisch, sondern als einen laufenden Prozess begreift, der sich am Kunden und seinen sich permanent verändernden Lebenssituationen orientiert.&
«Wir segmentieren bewusst nicht Kunden nach soziodemographischen, psychographischen oder Verhaltenskriterien. Die Welt des 21. Jahrhunderts ist geprägt von Mobilität und sich kurzfristig verändernden Lebenssituationen.»
Sie möchten vor allem Kunden in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien ansprechen und dies ausschliesslich über Vertriebspartner. Wie sieht der Wunsch-Kunde aus bezüglich Alter, Vermögen und Anlageverhalten?
Wir segmentieren bewusst nicht Kunden nach soziodemographischen, psychographischen oder Verhaltenskriterien. Die Welt des 21. Jahrhunderts ist geprägt von Mobilität und sich kurzfristig verändernden Lebenssituationen. Ein Kunde will schon in jungen Jahren ein Vermögen aufbauen und in den Kauf einer Immobilie investieren, ein anderer Kunde will sein Vermögen steuergünstig weitergeben, sein Leben geniessen und frei von Sorgen sicher leben. Da greifen diese starren Schemata nicht mehr. Um dieser Schnelllebigkeit gerecht zu werden, richtet Liechtenstein Life ihre Produkte und Services vielmehr an den Situationen ihrer Kunden aus. Unabhängig vom Herkunftsland oder dem Vermögen variieren diese Situationen im Leben der meisten Menschen. Wie auch immer die Situation sich darstellt, wollen wir bei Liechtenstein Life die passende Lösung erarbeiten. Der Produktekompetenz geht das Verständnis von kulturellen Eigenheiten und hohe soziale Qualifikationen voraus.&
Auf Ihrer Webseite prägen junge, schöne und glückliche Personen die Bildsprache der Liechtenstein Life. Gerade diese Altersgruppe, meist noch ohne Familie und mit anderen Themen als Vermögensschutz oder Nachfolgeregelung beschäftigt, kann doch wahrscheinlich Anlageformen mit einer höheren Rendite finden als ein fondsgebundene Lebensversicherungen?
Bei der Gestaltung der Website war uns die Differenzierung gegenüber dem üblichen, für Versicherungsunternehmen charakteristischen Auftritt wichtig. Die Versicherungsbranche ist ein Low-Involvement-Geschäft. Die Menschen interessieren keine Produkte, sondern Lösungen, die es ihnen erlauben nach ihrem Gusto zu leben. Auf unserer Website, das zum Herzstück unserer Kommunikation werden soll, sprechen wir deshalb gezielt Individualisten an.
Es ist ein Missverständnis, dass für wohlhabende Menschen oder Menschen mit höherem Einkommen die fondsgebundene Lebensversicherung nicht interessant sein soll. Die Fondspolice ist vielmehr ein Universalprodukt im 21. Jahrhundert, das durch Flexibilität und Einfachheit überzeugt. Zudem bietet es interessante Features wie das Cost-Average-Prinzip, bei dem der Kunde bei jeder Börsensituation profitiert. Bei höheren Kursen werden weniger Anteile und bei niedrigeren Kursen mehr Anteile gekauft. Dies führt zu durchschnittlich niedrigeren Preisen und somit zu attraktiven Renditen. Der Investor profitiert folglich von jeder Börsensituation. Diese Vorteile der Fondspolice sind für jeden Investor relevant. Neben unserem Fondspolicen-Angebot Value Invest bieten wir zudem innovative Angebote an: Mit Private Life Insurance von Liechtenstein Life können bestehende Wertschriftenanlagen mittels einer Einmalanlage in eine Lebensversicherung eingebracht werden. Somit profitiert das Wertschriftenvermögen von den speziellen Vorteilen bzw. Privilegien einer Lebensversicherung.
«Der Kunde hat eine grössere Auswahl und dadurch Chancen auf eine deutlich attraktivere Performance. Durch den Steuervorteil erhöht sich zudem die Gesamtrendite.»
In den speziellen Rahmenbedingungen für Vermögensverwaltung und Lebensversicherung innerhalb Liechtensteins wird einer der Vorteile für ausländische Kunden liegen. Können Sie uns ein Beispiel geben, von welchen speziellen Liechtensteinischen Bedingungen ein italienischer Kunde profitieren kann, die er lokal nicht vorfindet?
Grundsätzlich operieren wir nur mit den deklarierten Geldern. Für italienische Kunden offerieren wir Produkte nach italienischem Recht. Der Vorteil gegenüber italienischen Produkten liegt in der Breite der Angebote, wie z.B. Hedgefonds. Bei der Konstruktion einer Lebensversicherung profitiert der italienische Kunde von steuerlichen Vorteilen. Mit dem Erwerb einer Private Life Insurance von Liechtenstein Life hat der Kunde eine grössere Auswahl und dadurch Chancen auf eine deutlich attraktivere Performance. Durch den Steuervorteil erhöht sich zudem die Gesamtrendite.
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Ihre Produkte werden Sie ausschliesslich über Vertriebspartner anbieten. Wer werden diese sein und nach welchen Kriterien nehmen Sie die Auswahl der Partner vor?
Unsere Kooperationspartner sind unsere Visitenkarte und prägen als Botschafter gerade in der Anfangsphase unser Aussenbild. Die Reputation, die Qualität der Produkte und die Offenheit zur langfristigen Partnerschaft sind die relevanten Auswahlkriterien. Wir führen derzeit intensive Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern wie Banken, Brokern und Treuhändern in den relevanten Zielmärkten und sind von dem grossen Interesse an einer Zusammenarbeit schlichtweg überwältigt.
Wer wird bei der zunehmenden Mobilität und den schneller werdenden Veränderungen der Lebenssituation Ihrer Kunden deren Betreuung übernehmen und ihnen jeweils die beste Lösung in veränderten Situationen anbieten, die Liechtenstein Life oder der Vertriebspartner?
Die Beratung erfolgt über unsere Kooperationspartner, die wir unsererseits durch exzellenten Kundenservice, Beratung und Agilität unterstützen wollen. Wir sehen uns nicht als Produktelieferant sondern als einen Kooperationspartner mit hoher Beratungs- und Problemlösungskompetenz sowie Serviceorientierung.
«Nach dem Setup des Unternehmens in diesem Jahr möchten wir mit der aktiven Marktbearbeitung in 2009 möglichst viele zufriedene Kunden gewinnen, die uns weiterempfehlen und uns organisches Wachstum sichern. Im dritten Jahr möchten wir die Profitabilität erlangen.»
Als den zentralen Vorteil der Liechtenstein Life sehen Sie die vollständige Unabhängigkeit von Konzernen oder anderen Finanzdienstleistern. Das deutet auf unabhängige Privatinvestoren hin. Wie sieht die finanzielle Ausstattung der Liechtenstein Life aus und wer sind die hauptsächlichen Investoren?
Unter dem Motto «von Liechtensteinern für Liechtenstein» sorgen führende Unternehmerpersönlichkeiten für eine grosszügige finanzielle Ausstattung des Unternehmens, geballte Kompetenz und ein hervorragendes Beziehungsnetz mit Stakeholdern in Liechtenstein und international. Die Verankerung des Unternehmens in Liechtenstein im Sinne des Corporate Citizenship-Gedankens ist für uns entscheidend. Unser langfristiges Bekenntnis zum Standort schafft die Basis für eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung und den Behörden.
Zurzeit bauen Sie mit 12 Mitarbeitern die Organisation auf und entwickeln die Produkte für die aktive Marktbearbeitung. Wie sehen die Ziele für 2009 aus bezüglich Umsatz, Anzahl Kunden und Anzahl Mitarbeiter?
Nach dem Setup des Unternehmens in diesem Jahr möchten wir mit der aktiven Marktbearbeitung in 2009 möglichst viele zufriedene Kunden gewinnen, die uns weiterempfehlen und uns organisches Wachstum sichern. Im dritten Jahr möchten wir die Profitabilität erlangen.
Die Aktienbörsen sorgen mit rückläufigen Kursen und nervösem Verhalten seit längerem schon für mehr Ärger als Euphorie bei den Anlegern. Wie wollen Sie in diesem volatilen Umfeld attraktive Produkte für Ihre Kunden gestalten?
Wir denken langfristig an den Erhalt und Mehrung des Vermögens unserer Kunden. Durch Produkt-Features wie den beschriebenen Cost-Average-Effekt oder Garantieprodukte spielen kurzfristige Volatilitäten bei langfristigem Anlagehorizont eine geringe Rolle. Unsere Kunden profitieren von unserem Best in Class-Prinzip bei der Auswahl von Kapitalanlageprodukten. Wir bieten eine offene Produktplattform, von der die jeweils besten Produkte gewählt werden können. Somit profitieren unsere Kunden auch in schlechten Zeiten von einer überdurchschnittlichen Performance.
Wie konnten Sie das Fürstenhaus davon überzeugen, Ihnen den Namen Liechtensteins für das neue Unternehmen freizugeben?
Die zuständigen Verantwortlichen in der Regierung waren offensichtlich von unserem Geschäftskonzept überzeugt. Ausschlaggebend waren sicherlich die respektierten Unternehmerpersönlichkeiten, die sich als Verwaltungsratsmitglieder auch in schwierigen Zeiten dem Standort verpflichtet fühlen. Die Unterstützung der Regierung betrachten wir als ein besonderes Privileg und eine Verpflichtung zugleich. Im Umgang mit dem Namen werden wir besondere Sorgfalt walten lassen.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Mit der Möglichkeit der Leitung eines Start-up Unternehmens ab dem 1. Juli ist mein grösster Wunsch schon in Erfüllung gegangen. Ich wünsche mir, dass alle Stakeholder persönlich das Unternehmen als eine menschliche Bereicherung erleben. Mein zweiter Wunsch bezieht sich auf die Zukunft unserer Branche. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen aus der Finanzkrise lernen und das globale Finanzsystem krisenresistenter machen, so dass die Ärmsten der Armen nicht noch mehr unter den Folgen leiden müssen.
Dr. Michael Neubert (40)
Der gebürtige Bayer ist Wirtschaftswissenschafter und verfügt über reiche Branchenerfahrung. Vor der Bestellung zum CEO der LiechtensteinLife war er unter anderem für Allianz und AWD tätig. Von 2005 bis Juni 2008 leitete er die Aspecta Assurance International AG in Liechtenstein. Der MBA-Absolvent und Autor des Buches «Internationale Markterschliessung» doziert an verschiedenen internationalen Hochschulen.
Liechtenstein Life
Die unabhängige Liechtenstein Life Assurance AG startete im Jli 2008 mit ihrer Geschäftstätigkeit. «Von Liechtensteinern für Liechtenstein» ausschliesslich von privaten Investoren getragen und in Schaan domiziliert, wird das Unternehmen von Dr. Michael Neubert geleitet. Liechtenstein Life bietet Finanzdienstleistungsunternehmen wie Banken, Vermögensverwaltern und Treuhändern eine Produkt- und Kompetenzplattform, über die Kunden massgeschneiderte, im jeweiligen Wohnsitzland anerkannte Lebensversicherungsprodukte erwerben können.