Michael Schmidt, Country Manager CH Citrix Systems
von Patrick Gunti
Herr Schmidt, Citrix Systems ist ein führender Anbieter von Virtualisierungs-, Netzwerk- und Software-as-a-Service-Technologien. Was ist generell unter Virtualisierungs-Technologie zu verstehen?
Virtualisierung umfasst nicht nur ein Konzept, sondern hinter diesem Schlagwort verbergen sich eine ganze Reihe technologischer Ansätze und Innovationen. Alle gemeinsam zielen darauf ab, die logischen IT-Systeme von den physisch vorhandenen Hardware-Ressourcen abzukoppeln. Dadurch können Unternehmen ihre IT flexibler gestalten und auf die veränderten Rahmenbedingungen in einer globalisierten Welt reagieren. Für Unternehmen spielen Kosteneinsparungen eine wesentliche Rolle, Mitarbeiter profitieren von einer grösseren Flexibilität in der Planung ihrer Frei- und Arbeitszeiten.
Was lässt sich mit Server-Virtualisierung erreichen, was mit Desktop-Virtualisierung?
Beide Virtualisierungsformen haben die Konsolidierung und Zentralisierung von IT zum Ziel. Dadurch hilft Virtualisierung Unternehmen grundsätzlich, die Kosten für ihre IT-Infrastruktur zu senken und den Total Cost of Ownership (TCO) zu verringern sowie den Administrationsaufwand zu minimieren. Durch die Verringerung von Hardware unterstützt speziell die Servervirtualisierung Unternehmen dabei, die Ziele von «Green Computing» zu erreichen, da der Energieaufwand durch die geringere benötigte Anzahl physischer Server erheblich reduziert wird. Im Mittelpunkt des Interesses für Virtualisierungstechnologien steht heute allerdings die Desktop-Virtualisierung. Dies ist der Markt, der laut verschiedener Analysten das grösste Potenzial hat. Bei der Desktop-Virtualisierung wird die Benutzeroberfläche vom Endgerät abgekoppelt und das Management vereinfacht. So erübrigt sich in erster Linie die aufwändige und teure Einrichtung der einzelnen Endgeräte. Stattdessen lassen sich Benutzer-Desktops in virtueller Form zentral im Rechenzentrum bereitstellen und sind so für die unterschiedlichen Anwender im Unternehmen verfügbar. Das Resultat: Die üblicherweise hohen Betriebskosten inklusive der Komplexität der Wartung für heterogene Systemumgebungen, Sicherheitsrisiken und der teils immense Supportaufwand können erheblich reduziert werden.
Was kennzeichnet die Citrix-Produkte in diesem Bereich?
Citrix bietet ein neues, ganzheitliches Virtualisierungs-Lösungskonzept: das Citrix Delivery Center. Damit wird der Charakter des Rechenzentrums grundlegend verändert ? von der statischen, produktionsorientierten Einrichtung zum dynamischen, serviceorientierten Bereitstellungszentrum. Das Citrix Delivery Center ermöglicht den IT-Abteilungen eine gezielte Orchestrierung bei der Bereitstellung von Anwendungen, Desktops und Serverressourcen, zugleich werden geschäftliche Anforderungen sicher eingehalten. Diese umfassende Infrastruktur garantiert die effiziente Bereitstellung beliebiger Anwendungen für jeden Anwender: mit maximaler Performance, Sicherheit, Agilität und Flexibilität ? und das bei minimalen Kosten.
Welchen Stellenwert hat bei den Lösungen von Citrix Green-IT?
Virtualisierung mit Citrix ist auch Green IT. Denn die einzelnen Komponenten des Citrix Delivery Center unterstützen Unternehmen dabei, ihre IT so energieeffizient wie möglich zu betreiben. Daher hat dies auch einen hohen Stellenwert. Mit der Server-Virtualisierungslösung Citrix XenServer können Unternehmen die Anzahl der Server im Rechenzentrum drastisch reduzieren: Bisher separat betriebene Server werden auf virtuelle Maschinen verlagert und so können nun mehrere virtuelle Server auf einem physischen Rechner ausgeführt werden. Die Ressourcenauslastung der Server steigt von heute durchschnittlich 15 Prozent auf bis zu 100 Prozent. Die Infrastrukturkosten ? zum Beispiel für die Klimatisierung des Rechenzentrums ? gehen deutlich zurück. Citrix XenApp und Citrix XenDesktop ermöglichen die virtualisierte Bereitstellung von Anwendungen und Benutzer-Desktops über das Rechenzentrum. Da keine Applikationen mehr auf dem Endgerät installiert und ausgeführt werden müssen, können statt Hochleistungs-PCs stromsparende Thin Clients eingesetzt werden. Nach Untersuchungen des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik liegt der Strombedarf von Thin Clients um 50-75 Prozent unter dem Verbrauch entsprechender PC-Systeme. Die Kosten für die höhere Serverleistung in Thin Client-Umgebungen sind dabei bereits einkalkuliert.
«Wir haben mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Virtualisierung ? und wir werden uns auch in Zukunft weiterhin auf Innovationen im Bereich Virtualisierung konzentrieren und stark in Forschung und Entwicklung investieren.» Michael Schmidt, Country Manager Schweiz Citrix Systems
Gemäss einer Citrix-Studie bei weltweit 700 IT-Verantwortlichen boomt die Virtualisierung und steht gerade im laufenden Jahr vor dem grossen Durchbruch. Wo sehen Sie die Hauptgründe?
Virtualisierung ist eine treibende Kraft für die Veränderungen in der Unternehmens-IT weltweit. Allein die Server-Virtualisierung hat bislang schon einen beachtlichen Beitrag zu mehr Effizienz geleistet, obwohl die Technologie selbst noch verhältnismässig jung ist. Es spricht vieles dafür, dass 2010 das Jahr der Virtualisierung sein wird. Wir befinden uns gerade am Wendepunkt, an dem IT-Verantwortliche die Testphasen abschliessen und die Technologie endgültig als Teil ihrer IT-Strategie einführen. Damit wandelt sich auch die Rolle der IT. Sie ist nicht mehr nur ein Tool, sondern entwickelt sich mehr und mehr zum strategischen Faktor und Enabler für immer komplexere Anforderungen im Unternehmen.
Wie ist Citrix auf diesen Boom vorbereitet?
Wir haben mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Virtualisierung ? und wir werden uns auch in Zukunft weiterhin auf Innovationen im Bereich Virtualisierung konzentrieren und stark in Forschung und Entwicklung investieren. In diesem Zusammenhang werden wir uns immer mehr zum Anbieter von Gesamt-Virtualisierungslösungen entwickeln. Durch unsere Kernkompetenz in den Bereichen Desktop-Virtualisierung und Software-as-a-Service sowie ein umfangreiches Portfolio, das diese Kernprodukte ergänzt und eine umfassende durchgängige Lösung aus einer Hand bietet, generieren wir einen wirklichen Mehrwert für den Kunden. Dadurch werden wir unsere Position als führender Anbieter von Virtualisierungstechnologien, mit denen Unternehmen IT als abrufbaren Service zur Verfügung stellen können, weiter ausbauen und dabei unserer Vision weiter folgen, die seit mehr als 20 Jahren Gültigkeit hat ? nämlich eine Welt zu erschaffen, in der jeder von jedem Ort mit jedem Endgerät arbeiten kann.
Wie werden sich die Investitionen in die Virtualisierung entwickeln und welche Einsparungen lassen sich für Unternehmen gleichzeitig dank Virtualisierung erreichen?
Die Investitionen in die Virtualisierung werden sich enorm entwickeln. Die International Data Corp. (IDC) etwa rechnet mit einem Zuwachs an Virtualisierungssoftware und dazugehörigen Support-Services von 6,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2007 auf satte 15 Milliarden Dollar bis 2011. Und laut dem Marktforschungsinstitut Gartner werden bis 2015 Virtualisierungstechnologien nahezu jeden Aspekt der IT betreffen. Ein wichtiges Argument für diese Entwicklung ist insbesondere das Thema Kosteneinsparungen. Bester Beweis dafür sind unsere Kunden. Jene, die ihre IT-Infrastruktur durchgehend virtualisiert haben, konnten ihre Gesamtbetriebskosten um 30 bis 40 Prozent senken. Ein weiteres Argument ist die Reduzierung des Energieverbrauchs. Hier stellt unser Kunde SAP wohl das eindrücklichste Beispiel dar: Im vergangenen Jahr konsolidierte SAP seine Server-Umgebung von 700 auf weniger als 200 physische Server. Dadurch spart das Unternehmen jährlich 600 Tonnen CO2 ein.
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Wie viele Unternehmen in der Schweiz setzen heute bereits auf Virtualisierung, insbesondere auf Desktop-Virtualisierung?
In der Schweiz setzen aktuell 5?000 Unternehmen auf die Virtualisierungslösungen von Citrix. Die meisten davon nutzen XenApp und damit eine Form der Desktop-Virtualisierung. Citrix XenApp verlagert die Anwendungen ins Rechenzentrum, wo sie zentral verwaltet und den Benutzern in allen Unternehmensstandorten als abrufbarer Service zur Verfügung gestellt werden.
Welche Unternehmen und Branchen gehören bereits zu Ihren Schweizer Kunden?
Wie überall in der Welt sind wir auch in der Schweiz in den Kernmärkten Behörden, Bildung, Industrie, Finanzen, Gesundheit und Telekommunikation vertreten. Zu unseren Kunden dürfen wir hierzulande namhafte Unternehmen wie Swissport, Swisscom IT Services AG oder Rivella zählen. Die Swisscom IT Services AG setzt zum Beispiel auf Citrix XenDesktop, um externen Programmierern einen sicheren Zugriff auf eine interne Entwicklungsumgebung zu ermöglichen und die Kosten für die Administration und die Bereitstellung zu minimieren.
Welches sind die Hauptgründe, weshalb Kunden auf Citrix als Virtualisierungspartner setzen sollten, und wie präsentiert sich die Konkurrenzsituation für das Unternehmen?
Der wesentliche Grund ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass Citrix Systems der einzige Hersteller im Markt ist, der eine ganzheitliche Virtualisierungslösung und -strategie aus einer Hand anbieten kann und mobiles, flexibles und sicheres Arbeiten ermöglicht. Dies wissen unsere weltweit 230.000 Kunden seit mehr als 20 Jahren zu schätzen. Letztlich sind es aber unsere Innovationen im Bereich Virtualisierung, die Kunden immer wieder aufs Neue überzeugen, weshalb sie auf uns als Anbieter setzen. Als führender Anbieter wird es daher unser Anspruch bleiben, diese Marktposition zu halten und weiter auszubauen.
Welchen Stellenwert messen Sie der Ausbildung bei Ihren Partnern bei?
Unsere Channel-Partner sind ganz klar unsere Visitenkarte im Markt. Weltweit verfügen wir über eines der grössten Partner-Netzwerke ? in der Schweiz zählen wir rund 280 Partner. Das heisst, dadurch sind wir sehr nahe am Kunden und können ihn direkt vor Ort vollumfänglich betreuen. Um stets höchste Qualität sicherzustellen, geniesst die Ausbildung unserer Partner höchste Priorität. Beispielsweise führen wir in diesem Jahr Zertifizierungsprüfungen für die Desktop-Virtualisierung durch. Zertifizierte Partner erhalten neu eine besondere Kennzeichnung und sind für Kunden via unserer Website entsprechend auffindbar.
«Die strategische Partnerschaft mit Microsoft bedeutet für uns im Hinblick auf den stark wachsenden Virtualisierungsmarkt, dass wir uns als ergänzende Partner verstehen und einen entscheidenden Mehrwert für unsere gemeinsamen Kunden bieten.»
Microsoft und Citrix Systems bauen ihre Zusammenarbeit in der Desktop- sowie Applikationsvirtualisierung aus und haben eine neue Kooperationsvereinbarung getroffen. Was beinhaltet diese?
Die strategische Partnerschaft mit Microsoft bedeutet für uns im Hinblick auf den stark wachsenden Virtualisierungsmarkt, dass wir uns als ergänzende Partner verstehen und einen entscheidenden Mehrwert für unsere gemeinsamen Kunden bieten. Dies sind: unternehmensweite Flexibilität, Agilität und Kostenersparnis in Windows Client- und Server Computing-Umgebungen. Ein effektives und gut ausgebautes Partnernetz unabhängiger Softwareanbieter stärkt unsere Allianz zusätzlich ? nicht nur in Deutschland, sondern in allen weltweit relevanten Märkten. Mit unserer leistungsfähigen Infrastruktur zur Anwendungsbereitstellung, die Virtualisierungs-Lösungen für Applikationen, Desktops und Server beinhaltet und mit der Windows-Plattform kompatibel ist, stellen wir unsere Position als technologischer Vorreiter unter Beweis. Citrix Systems wird im Rahmen einer aktuellen Kooperationsvereinbarung die neue Microsoft RemoteFX Plattform unterstützen. Konkret heisst das, dass es dadurch möglich ist, den Benutzern grafikintensive Multimediainhalte oder 3D-Anwendungen wie CAD mittels virtualisiertem Desktop bereitstellen zu können. Das geht auch ausserhalb des LANs. Desktops und Grafik-Anwendungen können so auf beliebigen Endgeräten und an unterschiedlichste Nutzertypen bereitgestellt werden ? unabhängig von ihrem Standort.
Wenn wir einen Blick nach vorne werfen: Von welchen zukünftigen Entwicklungen gehen Sie im Bereich der Desktop-Virtualisierung aus und wie lautet die entsprechende Citrix-Strategie?
Wir sehen in der Desktop-Virtualisierung einen Zukunftstrend. Obwohl im Vergleich zu Server- und Anwendungs-Virtualisierung noch relativ neu, steigt hier die Nachfrage rapide. Wir sehen aber vor allem auch in der Anwendung einer einheitlichen und ganzheitlichen Virtualisierungsinfrastruktur grosses Entwicklungspotential. Dies bedeutet, dass Kunden und ihre IT-Herausforderungen ganzheitlich betrachtet werden müssen. Daher konzentriert sich Citrix im Rahmen einer einheitlichen durchgängigen Lösung nicht bloss auf einen Aspekt von Virtualisierung, sondern auf ein umfassendes Konzept, welches von Server-Virtualisierung, über Anwendungs-Virtualisierung bis zu Desktop-Virtualisierung alle Bereiche abdeckt.
Herr Schmidt, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Michael Schmidt ist Country Manager Schweiz der Citrix Systems International GmbH. Schmidt ist seit zehn Jahren bei Citrix Systems tätig. In dieser Zeit hatte er unterschiedliche leitende Managementpositionen inne, unter anderem führte er mehrere Jahre die Vertriebsteams für den Grosskunden- und Behördenbereich in Zentraleuropa. Mittlerweile ist er als Country Manager Switzerland für den kompletten Vertrieb in der Schweiz zuständig. Vor seiner Zeit bei Citrix Systems war er bei Informix als Business Unit Manager, sowie bei verschiedenen anderen amerikanischen Unternehmen (Gupta, Legent, Corporate Software) in diversen Managementfunktionen für vertriebliche Aufgaben verantwortlich.