Microsoft-Mitbegründer Allen verklagt Apple, Google und Co.

Der 57-jährige Allen hält an Microsoft immer noch einen erheblichen Anteil. Einige Unternehmen wie Google, Ebay und Facebook kündigten umgehend Widerstand an. Die vier Patente sind sehr allgemein gehalten. Es geht zum Beispiel um die Idee, Computernutzer über neue Informationen zu unterrichten, die für sie von Interesse sein könnten. Solche «Alarme» gehören heute zum Standard im Netz. Ähnliches gilt für die anderen Patente, die von einem «Browser zum Navigieren in Datenbeständen» und dem Einblenden von Zusatzinformationen am Bildschirmrand handeln.


Auch Amazon verschont
Der Klage vom Freitag zufolge gehen die Patente auf Erfindungen in Allens einstiger kalifornischen Ideenschmiede Interval Research zurück. Das Unternehmen gibt es längst nicht mehr. Eine Schadenssumme wird in der Klage nicht genannt. Auch der aus Allens Heimatstadt Seattle stammende Online-Händler Amazon.com werde von ihm nicht angegriffen, merkte das «Wall Street Journal» an. Weitere in den Klagen genannte Firmen sind der Internet- Konzern AOL, der Online-Videoanbieter Netflix, Googles Videoplattform YouTube sowie die Handelsunternehmen Office Depot, Staples und OfficeMax.


Schillernde Figur
Allen gehört zu den schillerndsten Figuren der Technologiebranche. Er hatte Microsoft zusammen mit Bill Gates gegründet und soll auch federführend den Deal eingefädelt haben, mit dem Microsoft das Betriebssystem QDOS kaufte, die Grundlage der späteren Dominanz des Konzerns in der PC-Welt. Microsoft machte Allen reich. Das Magazin «Forbes» schätzte sein Vermögen zuletzt auf 13,5 Milliarden Dollar (10,6 Mrd Euro). Das brachte ihn auf Platz 37 in der Liste den reichsten Menschen der Welt. Anfang Juli kündigte Allen an, einen grossen Teil seines Vermögens spenden zu wollen. Der 57-Jährige hatte im vergangenen Jahr erneut eine Krebsdiagnose bekommen, soll nach einer Behandlung aber beschwerdefrei sein.


«Patent-Trolle»- Firmen
Allen hatte Microsoft 1983 verlassen, nachdem er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war. Er investierte danach – nicht immer mit Erfolg – in verschiedensten Bereichen, von Immobilien bis privaten Weltraumflügen. Ihm gehören unter anderem das Basketball-Team Portland Trail Blazers und eine der grössten Yachten der Welt. Allen war bisher nicht als Patent-Kläger aufgefallen, obwohl allein Interval Research rund 300 Patente erhalten hatte. Dabei häufen sich gerade vor allem rund um das boomende mobile Internet solche Klagen. Oft sind die Angreifer sogenannte «Patent-Trolle»- Firmen, die versuchen, aus zum Teil allgemein gefassten oder streitbaren Patenten Kapital zu schlagen.


Schlacht um Smartphone-Patente
Manchmal führen die Klagen zu spektakulären Erfolgen. So hatte die Firma NTP 2006 nach einer Patentklage gegen den BlackBerry-Anbieter Research In Motion eine Vergleichszahlung von mehr als 600 Millionen Dollar erreicht. Vor einigen Wochen verklagte NTP mit ähnlichen Vorwürfen Apple, Microsoft und vier weitere Unternehmen. Auch die grossen Konzerne beharken sich immer öfter gegenseitig. So liefern sich derzeit Apple und Nokia eine Schlacht um Smartphone-Patente. Ausserdem wirft Apple dem Mobiltelefon-Hersteller HTC Ideenklau vor, und der Software-Riese Oracle verklagte Google wegen des Handy- Betriebssystems Android. (awp/mc/ps/03)

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