Mit dem Verkauf will die Familie von Denner-Chef Philippe Gaydoul die Wettbewerbsfähigkeit des Discounters langfristig sichern, wie beide Konzerne am Freitag vor den Medien in Zürich bekannt gaben. Der Wettbewerb in der Schweiz sei mit dem Markteintritt ausländischer Detailhandelsgiganten drastisch härter geworden und werde sich weiter verschärfen.
Eine andere Liga als Denner
«Die spielen in einer ganz anderen Liga als Denner», sagte Gaydoul. Aldi habe zum Sturm auf die Schweiz geblasen und werde im Jahr 2010 in der Schweiz wohl über 120 bis 150 Filialen verfügen. Auch Lidl dürfte dann wohl mehr als 100 Läden betreiben.
Zwangsläufige Marktanteilsverluste für Mitbewerber
Gemeinsam könnten beide deutschen Discounter dann etwa 3,4 Mrd. Fr. Umsatz erzielen. In einem nur noch schwach wachsenden Markt bedeute dies zwangsläufig Marktanteilsverluste für andere Mitbewerber, sagte Gaydoul. Denner habe als rein in der Schweiz tätiges Familienunternehmen nicht genügend grosse Einkaufsvolumen, um die Preise der Konkurrenz aus dem Ausland unterbieten zu können.
Der Alleingang ist keine langfristige Option
Trotz weiterer Expansion würde das Wachstum von Denner früher oder später an Grenzen stossen. «Der Alleingang ist für uns keine valable, langfristige Option», sagte Gaydoul. Deshalb verkaufe er die von seinem Grossvater Karl Schweri gegründete Discountkette lieber, solange es noch gut laufe im Hause Denner.
Denner Konzernumsatz auf neuem Rekord
Im vergangenen Jahr klingelten erneut die Kassen. Der Konzernumsatz kletterte um 21,2 Prozent auf den neuen Rekord von 2,606 Mrd. Franken. Dies ist unter anderem der Übernahme der 145 Pick-Pay-Läden vom deutschen Detailhandelskonzern Rewe im November 2005 zu verdanken. Für das laufende Jahr seien allerdings deutlich tiefere Wachstumsraten budgetiert, hiess es. Ohne Expansion wäre Denner bereits 2006 lediglich um 2 Prozent gewachsen, sagte Gaydoul.
Migros als idealer strategischen Partner
Angesichts dieser Lage habe Denner mit der Migros den idealen strategischen Partner gefunden, erklärte Gaydoul: «Wir ergänzen uns in jeder Beziehung perfekt», auch beim Sortiment. Durch den Zusammenschluss bekomme Denner günstigere Einkaufskonditionen und könne die Preise tief halten.
Kampf gegen die ausländische Konkurrenz
Auch die Migros profitiere vom Schulterschluss, sagte Konzernchef Herbert Bolliger. Sie könne durch Denner ihre Position im boomenden Discountmarkt stärken und sich den Aufbau einer eigenen Discountkette ersparen. Denn die Billiglinie M-Budget reiche alleine nicht aus, um den Kampf gegen die ausländische Konkurrenz nicht zu verlieren, sagte Bolliger. Zudem könne sich die Migros-Industrie nun um die Herstellung von Denner-Eigenmarken bewerben.
Gaydoul bleibt Denner noch erhalten
Deshalb habe die Migros-Spitze entschieden, 70 Prozent von Denner zu übernehmen. Die restlichen 30 Prozent blieben im Besitz von Gaydouls Familie, sagte Bolliger. Die Migros habe aber eine Kaufoption. Gaydoul werde Denner noch mindestens drei Jahre als Geschäftsleiter führen. Denner bleibe Denner, auch nach dem Schulterschluss mit der Migros, und werde das Discounterkonzept unverändert fortführen, ja sogar noch ausbauen, sagte Gaydoul.
Keine Zusammenlegung von Läden
Migros- und Denner-Läden würden nicht zusammengelegt, sagte Bolliger. Es werden auch keine Migros-Produkte bei Denner oder umgekehrt zu kaufen sein. Für die 3500 Angestellten von Denner führe der Besitzerwechsel zu keinen Veränderungen, versicherte Migros-Chef Bolliger.
Wettbewerbskommission muss noch bewilligen
Der Deal muss noch von der Wettbewerbskommission (Weko) bewilligt werden. Die Weko wollte noch nicht beurteilen, ob der Zusammenschluss zu einer marktbeherrschenden Stellung führe. Gemeinsam kämen Migros und Denner auf einen Marktanteil im Schweizer Detailhandel von 18,9 Prozent, im Lebensmittelhandel ist er noch wesentlich höher.(awp/mc/ab)