Milchpreis: Streik weitet sich aus – Verhandlungen laufen
«Der Streik läuft auf Vollgas», sagte Martin Haab, Präsident der Streikorganisatorin, der Bäuerlichen Interessengruppe im Marktkampf (BIG-M), am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Neu hinzugekommen seien seit Sonntag Milchbauern im Kanton Graubünden sowie im Berner Oberland im Raum Interlaken/Oberhasli/Meiringen. Zudem werde neu auch in der Ostschweiz «zünftig mobilisiert», in Teilen des Thurgaus. Gestreikt werde nach wie vor insbesondere in den Kantonen Zürich, Aargau, Zug und Luzern sowie in der ganzen Westschweiz. «Dort ist die Streikbereitschaft sehr gross.»
Hälfte der üblichen Milchmenge nicht abgeliefert
Haab schätzte, dass etwa die Hälfte der üblichen Milchmenge am Montag nicht abgeliefert werde. Am Streik beteiligten sich nämlich viele überdurchschnittlich grosse Betriebe. Die Milchverarbeiter hätten bisher «heruntergespielt», dass die Lieferungen kleiner geworden seien. Sie behälfen sich mit gelagertem Milchpulver. Erstmals räumte am Montag Branchenleaderin Emmi Auswirkungen des Milchstreiks ein. Am Sonntag seien 10 bis 15% weniger Milch geliefert worden, erklärte Sprecherin Ruth Stadelmann auf Anfrage. «Wir gehen davon aus, dass der Rückgang am Montag noch zunimmt, haben aber keine Indikatoren, dass es 50% sein könnten.»
Emmi bleibt gelassen
Im Übrigen verwende Emmi zur Produktion von Milch und Joghurts nach wie vor Frischmilch, ergänzte Stadelmann. Milchpulver werde hierfür nicht gebraucht. «Wir haben genug Milch zum Verarbeiten.» Zu den am Wochenende begonnenen und am Montag weiter laufenden Gesprächen mit dem Verband Schweizer Milchproduzenten (SMP) wollte sich die Emmi-Sprecherin nicht äussern. «Die Verhandlungen laufen», hiess es bei den SMP auf Anfrage. Informiert werde am Montagabend, nach Ablauf des Ultimatums des SMP an die Milchverabeiter.
Substanzielle Zusagen gefordert
Die SMP wollen von der Emmi AG, der Cremo SA, der Elsa SA und der Hochdorf Swiss Milk AG substanzielle Zusagen für eine Erhöhung des Milchpreises. Ansonsten behalten sich die SMP vor, sich mit den Streikenden zu solidarisieren. BIG-M fordert eine Erhöhung des Milchpreises um 10 Rappen auf den 1. Juli und langfristig 1 CHF pro Liter. Gegenwärtig erhalten die Milchbauern pro Liter Milch 70 Rappen. (awp/mc/ps)