Milliarden-Offerte aus Katar für Porsche

«Die Summe würde das Unternehmen nahezu entschulden», erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Samstag. Der Deal wäre «ein Befreiungsschlag für Porsche» und könnte dem mit neun Milliarden Euro hochverschuldeten Sportwagenbauer aus der Bedrängnis helfen. Das Angebot aus Katar sei mit Porsche-Chef Wiedeking «endverhandelt». Der Machtkampf mit VW tobt indes weiter: Der Autobauer soll sein Angebot für die Übernahme von 49,9 Prozent an Porsche verbessert haben.


Entscheid voraussichtlich nicht vor 23. Juli
Der Sportwagenbauer hatte sich bei der Mehrheitsübernahme von VW tief verschuldet und sucht seit Wochen intensiv nach Geldquellen. Die Entscheidung über die Zukunft von Porsche fällt aber voraussichtlich erst am 23. Juli auf einer ausserordentlichen Aufsichtsratssitzung des Sportwagenbauers. Neben dem Angebot vom Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) soll auf der Tagesordnung auch der mögliche Verkauf von knapp der Hälfte der Porsche AG an Volkswagen stehen.


Gespräche in Salzburg
Am Sonntag trafen sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch erneut zu Gesprächen in Salzburg, um die komplizierte Sachlage zu erörtern. Dies verlautete aus Insiderkreisen. Ein Porsche-Sprecher wollte dies nicht bestätigen. Im Umfeld hiess es aber, dass ein Endergebnis zur Zukunft von Porsche am Sonntag nicht zu erwarten sei. Es werde nichts bekanntgegeben.


Erbitterter Machtkampf
Seit Monaten tobt ein erbitterter Machtkampf zwischen Porsche und VW. Wiedekings Widersacher VW-Patriarch Ferdinand Piëch will Porsche in einen Gesamtkonzern integrieren. Der Porsche-Chef gilt dagegen als Gegner eines Teilverkaufs des Autogeschäftes an VW und befürwortet stark den Katar-Einstieg. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» will Katar mit den insgesamt gebotenen sieben Milliarden Euro knapp über 25 Prozent an der Porsche Automobil Holding SE erwerben und zudem VW-Aktienoptionen übernehmen, die Porsche bislang hält.


Angebot aufgebessert
Nach Informationen des Magazins hat aber auch der VW-Konzern sein Angebot für die Übernahme von 49,9 Prozent an der Porsche AG unterdessen aufgebessert. Statt bisher drei bis vier Milliarden Euro würde der Wolfsburger Autobauer «deutlich über vier Milliarden Euro bieten». Laut «Focus» soll mit einem von VW errechneten Steuersparmodell bei einer Übernahme rund eine Milliarde Euro mehr in die Porsche-Kasse fliessen. Das Modell nutze legale Steuerschlupflöcher. Vom VW-Konzern und Porsche war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Laut «Focus» soll Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff das Vorhaben kennen. Der CDU- Politiker und VW-Aufsichtsrat soll dem Angebot zugestimmt haben.


Porsche hält knapp 51 Prozent an VW
Porsche besitzt knapp 51 Prozent der Anteile an Europas grösstem Autobauer VW und hält mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent. Zweiter VW-Grossaktionär ist das Land Niedersachsen mit knapp mehr als 20 Prozent der Anteile. Seit der Absage der staatlichen Förderbank KfW über einen Kredit von 1,75 Milliarden Euro ist der Stuttgarter Sportwagenbauer auf der Suche nach einer neuer Finanzspritze. Die Stuttgarter haben mit mehreren Banken bislang Kredit-Zusagen für insgesamt 10,75 Milliarden Euro.


Schaffung eines grossen Autokonzerns
Bei der Sitzung des Kontrollgremiums Ende Juli wird auch VW- Aufsichtsratschef und Wiedeking-Gegner Piëch am Tisch sitzen. Der Porsche-Miteigentümer treibt vehement die Schaffung eines grossen Autokonzerns voran, in dem Porsche als eigenständiges Unternehmen wie Audi und andere eine von zehn Konzernmarken wäre. Die Stammaktien der Porsche Automobil Holding werden bislang ausschliesslich von den Familien Porsche und Piëch gehalten.


«Katar beste Lösung»
Das mögliche Milliardenengagement von Katar bei Porsche wäre aus Sicht des Porsche-Konzernbetriebsratschef Uwe Hück die beste Lösung für die Schwaben. «Wenn es mit dem Golfstaat Katar einen solchen Investor geben sollte, dann wäre das für die Beschäftigten ein Grund zu jubeln», sagte Hück dem «Tagesspiegel» (Sonntag). Das Wichtigste sei jetzt, die Liquidität beider Unternehmen VW und Porsche sicherzustellen, sagte Hück. Sollte VW im Rahmen eines Rettungspakets Milliarden bei Porsche investieren, würde dies den Konzern schwächen, ist er überzeugt. «Wir brauchen daher einen Investor von draussen – nicht einen, der linke Tasche, rechte Tasche macht.» 


VW in China mit 22 Prozent Absatzzuwachs
Volkswagen bleibt in China auf der Überholspur. Im ersten Halbjahr 2009 steigerte VW in China und Hongkong den Absatz um 22,7 Prozent auf 652.222 Autos, wie das Unternehmen am Montag in Peking mitteilte. «China ist derzeit ein Lichtblick im internationalen Automarkt», sagte der Chef von Volkswagen China, Winfried Vahland. Für das gesamte Jahr sei VW zuversichtlich, ein zweistelliges Wachstum in China zu erreichen.


Porsche: Wulff torpediert Verhandlungen mit Katar
Porsche hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vorgeworfen, die Verhandlungen über den Einstieg des Golfemirates Katar bei dem Sportwagenbauer zu torpedieren. «Herr Wulff kann nicht beurteilen, ob Porsche ein Angebot von Katar vorliegt, da er in die Verhandlungen nicht mit eingebunden war», erklärte ein Sprecher des Autobauers am Montag in Stuttgart. Er reagierte damit auf Äusserungen des Regierungschefs, Berichte über das Milliardenangebot aus Katar seien Unsinn.


Katar-Einstieg: Noch kein Entscheid gefallen
Der Porsche-Sprecher betonte jedoch, dass noch keine abschliessende Entscheidung über das Angebot des Emirates über rund sieben Milliarden Euro für den Kauf von Stammaktien und VW-Optionen der Porsche Holding SE gefallen sei. Der Aufsichtsrat werde frühestens bei der Porsche-Aufsichtsratssitzung am 23. Juli eine Entscheidung darüber treffen können. Er betonte jedoch: «Das Emirat Katar ist ebenso wie Porsche an der Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns interessiert. Es gibt deshalb keinen Grund zur Aufregung.» (awp/mc/ps/02)

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