von Gérard Al-Fil
Der anerkannte Scharia-Gelehrte Sheikh Nizam Yaqubi aus Bahrain äussert sich gegenüber Moneycab zum Minarett-Verbot in der Schweiz und zu den Vorwürfen, er betreibe Ämterhäufung.
Sheikh Nizam, wie denken Sie über das Minarett-Verbot, dem das Schweizer Stimmvolk am 29. November mehrheitlich seinen Segen erteilt hat?
Das Verbot diskriminiert nicht nur die Muslime in der Schweiz, sondern ist eine Verstoss gegen die Menschenrechte allgemein. Was ist gegen ein Minarett einzuwenden? Und wie kann ein Verbot helfen, Muslime zu integrieren, wie die Initiatoren des Verbots argumentieren?
Nun ist die Initiative neben dem Referendum in der Schweizer Bundesverfassung als demokratisches Instrument fest verankert. Wollen Sie dies respektieren?
Ich bitte Sie: bei der Abstimmung um das Minarett-Verbot sind kaum die Hälfte der Stimmberechtgten an die Urnen gegangen. Nimmt man das prozentuale «Ja», waren etwa ein Drittel der Stimmberechtigten für ein ein Verbot. Was hat denn das mit Demokratie zu tun? Was wäre los, wenn man Synagogen verbieten würde?
Sie beraten auch die Grossbanken Credit Suisse und UBS bei der Entwicklung ihrer islamischen Produkpalette. Werden Sie wegen des Minarett-Verbots ihre Schweizer Mandate abegeben?
Nein, dies ist nicht geplant.
Neben Ihren Mandaten bei Credit Suisse und UBS kontrollieren Sie auch die Scharia-Produktpalette bei fast 100 weiteren Banken, Fondsanbietern, Index-Entwicklern und Versicherern. Die Branche fragt zunehmend kritisch: wie kann so eine unabhängige Beratung ohne Interessenkonflikte geleistet werden?
Ich kenne diese Vorwürfe. Und auch die PDF-Dateien, die im Internet kursieren und mit Strich-Diagrammen aufzeigen, welcher Scharia-Gelehrte bei wievielen Banken im beratenden Scharia-Board sitzt. Merkwürdigerweise habe ich noch nie ähnliche Diagramme gesehen, in denen man aufzeigt, welche Anwaltssozietäten wieviele Banken beraten und vor Gericht vertreten. Oder nehmen Sie die Steuerberater: auch sie stehen oft konkurrierenden Firmen beratend zur Seite.