Mineralwassermarkt: Schweizer Quellen können Unabhängigkeit nicht behalten

Henniez hat diesen Herbst nach über 100 Jahren auf seine Eigenständigkeit verzichtet. Die Mehrheitsaktionärin, die Familie Rouge, hat ihre Anteile verkauft, um das Überleben der Marke zu sichern. «Wir haben nicht mehr die nötigen Trümpfe um standzuhalten», rechtfertigte sich damals der Chef Nicolas Rouge. Die Marktdominanz der drei Grossverteiler Migros, Denner und Coop habe auf die Margen gedrückt.


Fortbestand innerhalb eines multinationalen Konzerns
Während das ehemalige Waadtländer Familienunternehmen hofft, seinen Fortbestand innerhalb eines multinationalen Konzerns zu ermöglichen, sichert sich Nestlé dank der Akquisition eine moderne Produktionsstätte in der Schweiz. Bisher hatte sie keine solche. Seine Division Nestlé Waters vereinte ausländische Marken wie Vittel, Contrex, Perrier oder San Pellegrino.


913 Mio Liter in einem Jahr
Der Schweizer Markt weckt Gelüste: Trotz der hohen Qualität des Leitungswassers trinkt die Bevölkerung hierzulande immer mehr Wasser in Flaschen. 2006 trank sie gemäss den Zahlen des Verbands Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) 913 Millionen Liter. Zwei Drittel stammten aus den 20 einheimischen Quellen.


Importiertes Wasser nimmt stetig zu
Der Konsum von importiertem Wasser nimmt ebenfalls stetig zu. 2006 stieg er um 3 Prozent. Oft kosten sie weniger als die einheimischen. Wegen den tieferen Produktionskosten im Ausland könnten die Preise tief gehalten werden, schreibt der SMS.


Globalisierungsprozess
Henniez ist die vorerst letzte Station eines Globalisierungsprozesses, der vor mehreren Jahren seinen Anfang nahm. Der Aargauer Bierbrauer Feldschlösschen, der selber zu der dänischen Carlsberg-Gruppe gehört, schluckte bereits Arkina und Rhäzünser. Valser ist seit 2002 in den Händen von Coca-Cola. Der Bündner Bierbrauer Calanda, der eine eigene Mineralwassermarke hat, wird vom Niederländer Heineken kontrolliert. Das Glarner Wasser Elmer hingegen ist noch in Schweizer Händen, jenen des Luzerner Unternehmens Granador.

Authentizität ist Trumpf
Lediglich einige regionale Produzenten konnten ihre Unabhängigkeit bewahren. Die Appenzeller Quelle Gontenbad, nunmehr unter dem Namen Appenzeller Mineral vermarktet, setzt auf seine Einfachheit und seine Kleinheit. Sie spielt auch mit ihrer Authentizität, so wie andere Appenzeller Produkte. Passugger war eine Weile unter dem Dach von Feldschlösschen, wurde mit dem Rückkauf durch ein lokales Investoren-Kollektiv aber wieder Bündnerisch. Die Gesellschaft, zu der auch das Mineralwasser Allegra gehört, setzt auf Produkte höherer Qualität, indem es grosse Restaurants und Luxushotels anvisiert und es vermeidet, seine Flaschen in den Supermarktregalen zu sehen.


Henniez die Schweizer Nummer eins
Eine offizielle Statistik über den Mineralwassermarkt gibt es nicht. SMS schätzt jedoch, dass Nestlé mit Henniez die Schweizer Nummer eins ist und ein bisschen weniger als einen Drittel der Marktanteile sein eigen nennen kann. Migros (mit Aproz, Nendaz, Aquella und M-Budget) kommt an zweiter Stelle mit einem Fünftel der Verkäufe. Schliesslich folgen Coca-Cola, Carlsberg und die französische Gruppe Danone, die zwar keine Schweizer Marke hat, aber Volvic, Evian und Badoit vertreibt. (awp/mc/gh)

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