Aufbauend auf der beruflichen Grundausbildung ist die höhere Berufsbildung (Tertiär B-Bereich) für die KMU-Wirtschaft eminent wichtig. Sowohl der Weg über Eidgenössische Berufsprüfungen und Höhere Fachprüfungen, als auch die Studiengänge an den Höheren Fachschulen verlangen in der Regel eine berufliche Grundbildung und genügende berufliche Praxis. Da damit das Gelernte unmittelbar im Berufsalltag umgesetzt werden kann, wird eine überdurchschnittliche Beschäftigungswirksamkeit erzielt.
Trotzdem besteht die Gefahr, dass die höhere Berufsbildung ihre typischen Eigenschaften, nämlich die gründliche Vermittlung praktischer Fähigkeiten ? mit der sich die Berufsbildung von der Allgemeinbildung unterscheidet ? verlieren wird. Da das Prestige der akademischen Bildung seit jeher grösser ist als dasjenige der höheren Berufsbildung, wirkt sich dies auch bei der Berufswahl der Jugendlichen aus. Viel wichtiger als über ein Bildungsdepartement nachzudenken, ist deshalb für die KMU-Wirtschaft die effektive Unterstützung der Höheren Berufsbildung durch den Bundesrat.
Hierzu braucht es ein echtes Bekenntnis zu diesem unverzichtbaren Berufsbildungsweg und Strukturen, welche die Sicherung des Unternehmer-Nachwuchses garantieren. Ebenso gehört die stossende und markante Ungleichbehandlung zwischen beruflicher und akademischer Weiterbildung hinsichtlich der Finanzierung endlich beseitigt. Es kann nicht angehen, dass sich die verantwortlichen Gremien auf leisen Sohlen aus der Verantwortung stehlen. Mangelnde Gesprächsbereitschaft und reine Lippenbekenntnisse helfen da nicht weiter ? andernfalls wird sich die KMU-Wirtschaft zu gegebener Zeit daran zu erinnern wissen. Es steht viel auf dem Spiel ? nicht zuletzt der Respekt für die Bundesverfassung.
Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv