Mittal sucht Verbündete

Im Laufe dieser Woche sei in Frankfurt ein Spitzentreffen mit der IG Metall geplant, berichtete der «Tagesspiegel» (Montagausgabe) unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Bei dem Gespräch solle es auch um Fragen der Mitbestimmung und Sicherheiten für deutsche Stahl-Standorte gehen. Die IG Metall bestätigte, dass es eine informelle Anfrage von Mittal gebe, ein Termin dafür stehe aber noch nicht fest. Arcelor-Chef Guy Dolle warb am Montag unterdessen bei Spitzenpolitikern in Belgien um Unterstützung gegen den feindlichen Übernahmeplan. Auch Lakshmi Mittal wurde noch am Montag in Belgien erwartet.


Arcelor lehnt Mittal-Angebot kategorisch ab
Arcelor, die Nummer zwei auf dem Weltstahlmarkt, lehnt das Übernahmeangebot des Weltmarktführers Mittal Steel über 18,6 Milliarden Euro kategorisch ab. Bei einer Übernahme des luxemburgischen Stahlunternehmens ents tünde ein Weltkonzern mit etwa 340.000 Mitarbeitern und fast 70 Milliarden Dollar Umsatz.


Gesprächstermine noch offen
Eine IG Metall-Sprecherin sagte am Montag in Frankfurt zu möglichen Gesprächsterminen mit Mittal, dies werde sich erst in den kommenden Tagen klären. Es sei auch noch nicht klar, wer das Gespräch auf Seiten der IG Metall führend werde. Arcelor hat in Deutschland Stahlwerke in Eisenhüttenstadt (Brandenburg), Unterwellenborn (Thüringen) und in Bremen. Die Betriebsräte dort hatten aus Sorge um Arbeitsplätze die Übernahmepläne abgelehnt. Insgesamt beschäftigt Arcelor in Deutschland nach Betriebsratsangaben mehr als 9.000 Mitarbeiter.


Dolle sprach mit belgischer Regierung
Bei der Zusammenkunft von Dolle mit belgischen Spitzenpolitikern am Montag in Brüssel sassen Premierminister Guy Verhofstadt und die Ministerpräsidenten der Regionen Wallonie und Flandern, Elio Di Rupo und Yves Leterme, am Tisch. Die wallonische Region will – unabhängig von der möglichen Übernahme – ihre Arcelor-Anteile von 2,4 Prozent verkaufen, um mit dem Erlös den südlichen Landesteil wirtschaftlich anzukurbeln. Verhofstadt und Dollé äusserten sich nach der Begegnung nicht. Di Rupo sagte, das Vorhaben einer feindlichen Übernahme durch Mittal-Steel werde immer noch analysiert.


Di Rupo äusserte mit Blick auf den Mehrheitsbesitz von Lakshmi Mittal an Mittal Steel die Besorgnis, dass eine Stahlgruppe von «einer einzigen Person» gehalte n werden könnte. Im Gegensatz zu Frankreich und Luxemburg steuern die Belgier einen abwartenden Kurs – sie positionierten sich bisher nicht.


Nippon Steel hält sich zurück
Nippon Steel , die Nummer drei der Branche, hält sich im Übernahmekampf zurück. Der Präsident von Nippon Steel, Akio Mimura, sagte am Montag, er habe von dem Arcelor-Chef keinen speziellen Vorschlag erhalten. Nach einem Treffen der beiden vergangene Woche war spekuliert worden, Nippon Steel könnte für seinen Geschäftspartner Arcelor als «Weisser Ritter» fungieren, indem die Japaner mit einem Gegenangebot zur Seite springt. Mimura habe jedoch unter Hinweis auf die hohen Kosten die Möglichkeit bestritten, dass Nippon Steel eine grössere Anzahl an Aktien von Arcelor erwerben könnte, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji-Press.


Zu niedriges Angebot
Nach Ansicht von Stahlanalyst Michael Broeker ist das Mittal- Angebot für Arcelor bislang deutlich zu niedrig. Mittal müsse von seinen 28,21 Euro je Aktie auf bis zu 40 Euro je Aktie hochgehen, wenn er bereitwillige Aktionäre finden wolle, sagte Broeker vom Wertpapierdienstleister Steubing AG am Montag in Frankfurt der dpa. Nur mit einer «substanziellen Nachbesserung» des Angebots könnten die Unterschiede der Mittal-Gruppe und Arcelor in der Qualität der Werke ausgeglichen werden. In einer Reihe von Mittals Werken in Osteuropa stehen nach Angaben von Broeker umfassende Restrukturierungen an. «Diese hat Arcelor bereits hinter sich», sagte er.


Hedge-Fonds sorgen vor
Führende Hedge-Fonds rechnen mit einem höheren Angebot und haben nach Informationen der «Financial Times» (Montagausgabe) bereits Arcelor- Aktien zugekauft. Unter den Hedge-Fonds sollen die britischen Gesellschaften Marshall Wace und GLG Partners sein. Aus den USA sollen Off-Ziff, Duquesne und Perry Capital in Arcelor investiert haben. (awp/mc/th)

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