Die Kunden und deren Betreuung müssten stärker in den Fokus rücken, sagte Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg am Dienstag bei einer Telefonkonferenz. Am Vorabend hatte der auf Akademiker und Besserverdienende spezialisierte Finanzdienstleister überraschend Halbjahreszahlen vorgelegt.
Aktie eingebrochen
Die Aktie brach im frühen Mittwochshandel um knapp zehn Prozent ein. Bis zum Nachmittag dämmte sie ihre Verluste ein. Zuletzt notierte der MLP-Titel 2,91 Prozent schwächer auf 14,33 Euro. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2005. Einige Analysten stuften MLP ab. Die Gewinnwarnung des Finanzdienstleisters kam zwar nicht ganz unerwartet. Einige Branchenexperten überraschte aber deren Ausmass.
Mit dem Vertrieb hart ins Gericht
Unternehmenschef Schroeder-Wildberg ging hart mit dem Vertrieb ins Gericht. Er blieb aber eher vage, was MLP gegen die hausgemachten Probleme in seinem Kernsegment, dem Maklergeschäft, unternehmen wird. Der Konzernchef kritisierte die «De fizite in der Vertriebssteuerung». «Hier haben wir deutlich mehr Potenzial, das muss gehoben werden.» Derzeit hinke MLP «einige Wochen» hinter seiner Vertriebsplanung zurück. Auch derzeit, also zu Beginn des dritten Quartal, spüre der Finanzdienstleister noch keinen dynamischen Zuwächse. Die gesetzliche Rentenversicherung ist nach Gesetzesänderungen Anfang 2005 «nur noch eine Basisabsicherung», wie Schroeder-Wildberg betonte. «Wir könnten sicherlich stärker im Riesterrenten-Bereich und in der Basisrente sein», sagte der Manager. Die private Altersvorsorge als Kerngeschäft müsse bei dem auf Akademiker und Besserverdienende spezialisierten Finanzdienstleister in den nächsten Monaten ein «ganz anderes Gewicht» bekommen. Zudem sucht MLP derzeit einen Nachfolger für den geschassten Vertriebsvorstand Bucher. Übergangsweise verantwortet Konzernchef Schroeder-Wildberg das Vertriebsressort.
«Gezielte Vertriebsmassnahmen» eingeleitet
Seit Juli, also mit Beginn des aktuellen dritten Quartals, habe MLP «gezielte Vertriebsmassnahmen» eingeleitet. Schroeder-Wildberg sagte dazu lediglich, dass Themen gesetzt und mit Geschäftstellenleitern besprochen worden seien. Ausserdem seien Umsatzplanungen gemacht worden. Eventuell gebe es noch «gezielte Trainingsmassnahmen, um Schlagkraft zu entfalten». «Das sollte in nächsten Wochen spürbar werden.» Aus diesen Vertriebsschritten erwarte MLP im laufenden Halbjahr keine Sonderkosten.
Maklergeschäft unerwartet schlecht
Im zweiten Quartal schnitt MLP im Maklergeschäft unerwartet schlecht ab, während die Erträge im wesentlich kleineren Bankgeschäft um rund ein Drittel zulegten. Die Maklererträge wuchsen im Jahresvergleich um 0,3 Prozent auf 91,5 Millionen Euro, wie die Gesellschaft überraschend am Montagabend mitgeteilt hatte. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten im Schnitt 94,1 Millionen Euro vorhergesagt. Die Gesamterträge wuchsen um 5 Prozent auf 116,8 Millionen Euro. Analysten hatten dies erwartet (Prognose 116,7 Mio Euro). Der Überschuss wuchs auch dank einer günstigen Steuerquote von 4,6 auf 12,1 Millionen Euro.
Berater bis Ende 2007 auf 3.000 aufstocken
Der Konzernchef bekräftigte lediglich das Vorhaben, die Zahl der Berater bis Ende 2007 auf 3.000 aufzustocken. «Dieses Ziel hab ich nun zur Chefsache erklärt.» Es sei «wesentlich für das Wachstum der folgenden Jahre». Ende Juni war die Beraterzahl, die Analysten als Indikator für künftiges Wachstum gilt, im Jahresvergleich von 2.541 auf 2.533 gesunken, während die Zahl der Kunden im zweiten Quartal von von 627.000 auf 669.000 stieg. (awp/mc/gh)