Während Mobilcom diese Woche mit France Télécom erfolglos über einen möglichen Schuldenerlass diskutierte, prognostiziert Ericsson tiefe Einbrüche im Kernbereich Mobilfunksysteme. Die Branche hat arge Probleme.
Von Connie Voigt
France Télécom dementierte am Freitag Berichte des «Handelsblatts» in der Ausgabe vom 18 Oktober, wonach sie der Mobilcom Schulden in Milliardenhöhe erlassen würde. Zudem gab die Mobilcom-Grossaktionärin bekannt, dass die Finanzhilfen für das deutsche Mobilfunkunternehmen nicht wieder aufgenommen würden.
Voraussetzung war Investitionsstopp in UMTS
Der ursprünglich diskutierte Schuldenerlass von 7,5 Milliarden Euro sah unter anderem vor, dass France Télécom der am Neuen Markt in Frankfurt kotierten Gesellschaft Mobilcom rund 485 Millionen Euro dafür zahlt, dass Mobilcom den Netzaufbau der neuen Mobilfunkgeneration UMTS einfriert.
Ausserdem war in der Diskussion, dass die Franzosen das UMTS-Darlehen von 4,7 Milliarden Euro, Gesellschafterkredite von 1,01 Milliarden Euro sowie offene Forderungen der Netzausrüster Nokia und Ericsson von insgesamt rund 1,22 Milliarden Euro übernehmen würden. Im Gegenzug hätte sich Mobilcom verpflichtet, keine Schadensersatzansprüche gegen den 28,5-prozentigen französischen Anteilseigner aus dem Kooperationsvertrag zu stellen.
Ericsson prognostiziert Einbruch
Unterdessen hat der weltgrösste Mobilfunk-Netzausrüster Ericsson am Freitag angesichts verschobener Investitionen bei Netzbetreibern die Umsatzprognose für den Kernbereich Mobilfunksysteme gesenkt. Im Gesamtjahr werde sich der Umsatz der Sparte stärker als der Markt verringern, dessen Rückgang Ericsson auf 20 Prozent beziffert, heisst es beim schwedischen Konzern. Analysten bezeichnen vor allem den Auftragseingang als schwach. Vorbörslich gab der Ericsson-Kurs am Freitagmorgen deutlich nach und sorgte für schlechte Stimmung im Börsenumfeld.
Alle Netzausrüster besorgtBereits Anfang Oktober hatte Ericsson eine Umsatzwarnung ausgesprochen und damit Hoffnungen auf eine Erholung des Telekommunikationsmarktes zerstreut. Auch die Konkurrenten Lucent, Nortel, Siemens und Alcatel haben ihre Erwartungen zum Teil drastisch reduziert. Die sinkende Investitionsbereitschaft der grossen Telekomkonzerne trifft alle Netzausrüster. Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder France Télécom stecken angesichts hoher Schulden, sinkender Preise und Überkapazitäten weniger Geld in den Ausbau ihrer Netze.