Dies sagte Schleswig- Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann und bestätigte einen Vorabbericht der Zeitung «Flensburger Tageblatt» (Mittwoch). Ursprünglich hatte sich die Landesregierung erst nach einer Betriebsversammlung am Mittwoch äussern wollen. Motorola bestätigte die Verlagerung nach Nordrhein-Westfalen zunächst nicht. Mit dem Schritt verschwinden in Flensburg 700 Arbeitsplätze. Austermann und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU) waren in die USA gereist. «Wir waren bereit, bis an die Schmerzgrenze des finanziell und rechtlich Machbaren zu gehen.» Die Gespräche seien «ein Schlag ins Kontor gewesen». Man habe dies aber den Mitarbeitern geschuldet.
Verkauf der Logistik an einen neuen Eigentümer
Nach den Plänen werden die Stellen nach dem Verkauf der Logistik an einen neuen Eigentümer von Anfang 2008 an nach Alsdorf bei Aachen zum kanadischen Logistik-Unternehmen Cinram verlegt.
Angebot für einen Arbeitsplatz am neuen Ort
Allen Betroffenen werde ein Angebot für einen Arbeitsplatz an dem neuen Ort unterbreitet. Für nicht umzugswillige Mitarbeiter solle es laut Planungen einen Sozialplan geben. Austermann schränkte aber ein: «Es werden voraussichtlich nicht viele Mitarbeiter nach Alsdorf gehen.» Auch Carstensen reagierte mit Enttäuschung. Eine solche Entscheidung sei «bitter und bedauerlich». Er fuhr fort: «Wir werden alles tun, um die Folgen für den Standort Flensburg abzufedern.»
Motorola hatte jüngst eine dreijährige Standortgarantie abgegeben
Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner reagierte überrascht. Motorola habe jüngst eine dreijährige Standortgarantie abgegeben. «Wir durften bis zuletzt davon ausgehen, dass Motorola zu seinen Versprechen stehen wird.» Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger über die Informationspolitik. «Es ist unverantwortlich und unverständlich, wenn Motorola jetzt 650 qualifizierte, motivierte und äusserst flexible Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schickt. Denn das Angebot, mit den Arbeitsplätzen in das mehr als 600 km entfernte Aachen zu ziehen, ist für die in unserer Region verwurzelten Mitarbeiter keine ernsthafte Alternative.»
Rückschlag auf den Weltmärkten
Motorola, international die Nummer zwei der Handyhersteller, hatte zuletzt einen Rückschlag auf den Weltmärkten hinnehmen müssen. Der Konzern verkaufte im zweiten Quartal diesen Jahres knapp 40 Millionen Mobiltelefone, nach 50 Millionen im Vorjahresquartal. Damit sank der Marktanteil von 21,9 auf 14,6 Prozent. (awp/mc/gh)