Münchener Rück drückt nach Hurrikans höhere Versicherungsraten durch

«Insgesamt sind wir mit der Erneuerung sehr zufrieden», sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Mittwoch in München. 2006 sollen mögliche Schadenzahlungen aus Naturkatastrophen nicht mehr so stark auf den Gruppenergebnissen lasten wie vergangenes Jahr. Um das zu erreichen, hat sich der weltgrösste Rückversicherer auf profitables Geschäft konzentriert und seine Risikomodelle geändert. Die Aktie stieg bis zum Nachmittag. Im Schnitt erhöhte die Münchener Rück ihre Raten um drei Prozent. Das Prämienvolumen soll um fünf Prozent zulegen. Der Abwärtstrend bei den Prämieneinnahmen der Vorjahre könne damit wohl gebrochen werden, sagte Controlling-Vorstand Jörg Schneider.

Zuversicht für die anstehenden Vertragserneuerungen
Bei den jüngsten Verhandlungsrunde zum 1. Januar hatte die Münchener Rück etwa zwei Drittel ihres Vertragsgeschäfts in der Schaden-/Unfallrückversicherung erneuert. Dies betraf ein Prämienvolumen von rund 8,9 Milliarden Euro. Auf die im April und Juni anstehenden Erneuerungen von Rückversicherungsverträgen blickt die Münchener Rück zuversichtlich. Der Rückversicherer erhofft sich ein «ähnlich stablies Umfeld» und risikoadäquate Preisniveaus. Der Branche hatten in den vergangenen beiden Jahren Milliardenschäden wegen ungewöhnlich heftige Hurrikansaisons in den USA, der Karibik und Mexiko zu schaffen gemacht. Diese Naturkatastrophen führten die Bedrohung für viele Menschen, aber auch die hohe Exponierung versicherter Werte, deutlich vor Augen, glaubt die Münchner Rück.

Hurrikane verbessern Vertragsbedingungen für die Branche
Dies werde sich auch auf die kommenden Gespräche mit Kunden auswirken. Vor allem die Verhandlungen zum 1. Juli, bei denen ein Grossteil der US-amerikanischen Naturkatastrophendeckungen erneuert wird, dürften die Preise weiter beflügeln und die Bedingungen für die Branche verbessern. Im Transport-Geschäft erhöhte die Münchener Rück ihre Preise in von Hurrikanschäden betroffenen Bereichen. «Durch die Hurrikane waren eine ganze Reihe von Ölplattformen im Meerestechnik-Geschäft betroffen», sagte Vorstand Jeworrek. Das erneuerte Geschäft schnellte um 19,3 Prozent hoch. Im Bereich Haftflicht reduzierte die Münchener Rück im deutschen Kraftfahrtgeschäft wegen unzureichender Preise.

Preisniveau im Haftpflichtbereich stabil
Allgemein sei das Preisniveau im Haftpflichtbereich stabil und adäquat gewesen, sagte Vorstand Jeworrek. Das erneuerte Geschäft sank hier um 0,2 Prozent. In der Sachsparte steigerte die Münchener Rück ihr nichtproportionales Geschäft. Bei dieser Vertragsart trägt der Rückversicherer den Schaden, der einen bestimmten Betrag übersteigt. In den USA seien die Raten in den von Naturkatastrophenschäden betroffenen Segmenten um 50 bis 100 Prozent geklettert. Insgesamt wuchs das erneuerte Sach-Geschäft um 11,1 Prozent. In der Luftfahrt senkte der Branchenprimus sein Engagement im Flottengeschäft wegen des hohen Wettbewerbs. Das erneuerte Geschäft schrumpfte um 6,3 Prozent. Die Raten bröckelten laut Jeworrek von einem sehr hohen Niveau ab.


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Aktie reagierte positiv
Was die Aufteilung nach Regionen und Branchen angeht, ergaben sich bei der jüngsten Vertragserneuerungsrunde keine grossen Änderungen. Anleger reagierten positiv auf die Nachrichten der Münchner. Die Aktie des Rückversicherers verteuerte sich bis zum Nachmittag um 1,01 Prozent auf 113,99 Euro. Damit entwickelte sich der Titel deutlich besser als der DAX. Händler sprachen von soliden Zahlen. Ein Börsianer sagte, die Preiserhöhungen seien verglichen mit denen der Hannover Rück und der Swiss Re besser ausgefallen. Das Neugeschäft habe etwas unter den Erwartungen gelegen, das sei aber durch die Preissteigerungen kompensiert worden. Analyst Jochen Schmitt von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) äusserte sich positiv: «Wir werten die Erneuerungsrunde positiv, nach unserem Dafürhalten wurde das Buch nicht nur ausgewei tet, sondern auch hinsichtlich der Profitabilität gestärkt.»

Swiss Re strebt Vertragsbedingungen über dem Marktdurchschnitt an
Der Branchenzweite Swiss Re hatte am Dienstag angekündigt, sein Volumen des gezeichneten Geschäfts sei um ein Prozent auf 9,3 Milliarden Euro getiegen. Bei den nächsten Erneuerungen will der Schweizer Rückversicherer weiter den Fokus auf die Profitabilität legen. Dazu strebt Swiss Re Vertragsbedingungen über dem Marktdurchschnitt an. Auch der Branchenvierte Hannover Rück hatte vor wenigen Tagen Details zur Erneuerungsrunde veröffentlicht. In den von Hurrikans betroffenen Rückversicherungsprogrammen erzielten die Hannoveraner nach eigenen Angaben im Schnitt 50 Prozent höhere Raten. In den übrigen Segmenten erhöhte der Rückversicherer die Raten im Schnitt zwischen 5 und 10 Prozent.»

(awp/mc/hfu)

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