Münchener Rück verspricht sich Gewinne von Finanzkrise

So wolle das Unternehmen nun stärker in Kreditrisiken investieren als bislang, sagte der Vorstandschef des weltweit zweitgrössten Rückversicherers, Nikolaus von Bomhard, bei der Hauptversammlung des Konzerns in München. Im ersten Quartal führten das Orkantief «Emma» und Überschwemmungen in Australien voraussichtlich zu einem Gewinnrückgang. Für das Gesamtjahr hält der Vorstand an seinen Zielen fest.


Unzufriedenheit mit Kursentwicklung
Aktionärsvertreter lobten die geplante Dividende sowie die Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre, in denen die Münchener Rück vier Rekorde in Folge aufgestellt hatte. Sie zeigten sich jedoch mit der Kursentwicklung unzufrieden. «Das Ergebnis des Unternehmens ist durch die Decke gegangen, aber leider der Kurs nicht», sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auf solche Kritik entgegnete der Vorstandschef: «Wir sind in einer Industrie, in der es nicht so leicht ist, sich von der Masse abzusetzen.» Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis wie zu Beginn des Jahrzehnts, als die Münchener Rück mit dem 46-fachen ihres Gewinns bewertet worden sei, werde allerdings in seinem Leben nicht mehr erreicht.


«Befriedigendes» Ergebnis erwartet
Der Gewinn im ersten Quartal dürfte laut von Bomhard «nicht ganz so gut» ausfallen wie ein Jahr zuvor, als er bei 982 Millionen Euro gelegen hatte. Allerdings erwarte er noch immer ein «befriedigendes» Ergebnis. Die Zahlen für das erste Quartal will die Münchener Rück am 8. Mai veröffentlichen. Für das Gesamtjahr erwartet die Münchener Rück weiterhin eine Rendite auf das Risikokapital von mindestens 15 Prozent und einen Überschuss von 3,0 bis 3,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte er dank Sondererlösen und eines Steuereffekts bei 3,9 Milliarden Euro gelegen. Die Aktionäre sollen bei der Hauptversammlung nun eine von 4,50 auf 5,50 Euro je Aktie erhöhte Dividende beschliessen.


Stategiewechsel geplant
Nach ihrem bislang guten Abschneiden in der weltweiten Finanzkrise plant die Münchener Rück nun einen Strategiewechsel. Die Situation habe sich «fundamental geändert», die Risikoaufschläge für strukturierte Anlageprodukte seien zum Teil «sehr hoch», sagte von Bomhard. «Deshalb haben wir uns entschlossen, nunmehr unsere Kreditrisiken gezielt auszubauen, um damit Zusatzerträge verdienen zu können.» Laut Finanzvorstand Jörg Schneider hat die Münchener Rück nun stärker in Unternehmensdarlehen und verbriefte Darlehensforderungen (Asset Backed Securities – ABS) investiert. Diese seien allerdings «nicht von der Sorte, bei der keiner mehr wisse, was dahintersteckt».


Schwacher Dollar bereitet keine grossen Sorgen
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen im Zuge der Subprime-Krise 166 Millionen Euro abgeschrieben, während etwa Konkurrent Swiss Re Wertberichtigungen in Milliardenhöhe vornehmen musste. Nennenswerte weitere Verluste erwarte er angesichts der derzeitigen Kapitalmarktkrise nicht, sagte Schneider. Auch der schwache Dollar mache dem Vorstand keine grossen Sorgen. Beitragseinnahmen und Schadensbelastungen liefen immer in der gleichen Währung auf. Dadurch belaste die Währungskursentwicklung den Gewinn nur wenig.


Bekenntnis zu Tochtergesellschaft ERGO
Vorstandschef von Bomhard bekannte sich ausdrücklich zur Tochtergesellschaft ERGO, in der die Münchener Rück ihr Erstversicherungsgeschäft gebündelt hat. Ein Verkauf der ERGO komme «nicht in Betracht». Die Münchener Rück-Gruppe sei kein loses Konglomerat aus Unternehmen, die keinen inneren Zusammenhang besässen. Die ERGO sei ein «Herzstück» der Strategie. Zudem bekräftigte von Bomhard, dass die Münchener Rück keinen grösseren Rückversicherer erwerben wolle – zumindest, solange keine «aussergewöhnlichen Umstände» einträten. (awp/mc/pg)

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