Münchener Rück will profitabler werden – Kurs enttäuscht Aktionäre

«Wir brauchen jetzt eine neue Perspektive, eine neue Ausrichtung», sagte Bomhard am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München, wo er den Aktionären erstmals das Programm «Changing Gear» für mehr Effizienz und gewinnträchtiges Wachstum vorstellte.

Aktienkurs vorantreiben
Das Unternehmen hofft, so auch den seit langer Zeit flauen Aktienkurs voranzubringen, der bei den Anlegern für Kritik sorgt: «Bleiben Sie auf dem Gas, schalten Sie beim Aktienkurs bitte in den sechsten Gang», forderte beispielsweise Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Münchener Rück-Aktie konnte zwar im vergangenen Jahr deutlich zulegen, blieb aber hinter der DAX-Entwicklung zurück.

«Ein Haus voller Ideen»
Neue Produkte und Dienstleistungen sollten rascher als bisher entwickelt und angepasst werden, kündigte Bomhard an. «Wir haben ein Haus voller Ideen und «Changing Gear» muss den Weg frei machen, damit diese Ideen auf die Strasse kommen.» In der Erstversicherung will sich das Unternehmen Wachstumsmärkte vor allem im Ausland erschliessen und im internationalen Gesundheitsmarkt weltweit zu den Marktführern gehören.

Mögliche Übernahmen
Neben dem Aufbau eigener Gesellschaften halte man auch nach Möglichkeiten zum Kauf lokaler Unternehmen und nach Joint Ventures Ausschau. Die Übernahme des türkischen Erstversicherers Isvice im vergangenen Jahr «wird nicht der letzte Schritt bleiben», sagte Bomhard.


Gewinnrückgang im laufenden Jahr
Für das laufende Jahr stellt sich der weltweit zweitgrösste Rückversicherer weiter auf einen Gewinnrückgang ein. Angestrebt sei ein Nettogewinn von 2,8 bis 3,2 Milliarden Euro, nach 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr, sagte der Konzernchef und betonte zugleich: «Ich möchte eine Drei vor dem Komma sehen.»

Auf Kurs im ersten Quartal
Im ersten Quartal habe die Münchener Rück nach vorläufigen Schätzungen «auf Kurs» gelegen. «Abgesehen vom europäischen Wintersturm «Kyrill» war es ein gutes Quartal», sagte Bomhard. Das Kapitalanlageergebnis habe sich gut entwickelt. Die «Kyrill»-Schäden könnten durch Gewinne aus Immobilienverkäufen teilweise kompensiert werden.

Gute Gewinnentwicklung – Enttäuscht vom Aktienkurs
Die Aktionäre lobten zwar die gute Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre, zeigten sich aber vom Aktienkurs enttäuscht. «Wir sprechen seit Jahren über die Kursentwicklung, und seit Jahren hinken wir hinterher», sagte Bergdolt. Das Ziel, profitabelster der fünf grössten Rückversicherer weltweit zu sein, sei nicht ausreichend, das Unternehmen müsse auch wieder für Umsatzzuwächse sorgen. Ein anhaltender Rückgang der Beitragseinnahmen sei auf Dauer nicht hinnehmbar. (awp/mc/ar)

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