Museum Franz Gertsch: frisch gestrichen
Das museum franz gertsch präsentiert vom 4. August bis 28. Oktober erstmals ausgewählte zeitgenössische Malerei aus der Sammlung Willy Michel. Der geschäftsführende Direktor des Museums, Arno Stein, wird die Vernissage am 3. August 2007 eröffnen und Katja Lenz, Kuratorin der Ausstellung, eine inhaltliche Einführung geben.
frisch gestrichen ist der zweite Teil der Sammlung Willy Michel, der Malerei zeigt und an unter sternen, dem fotografischen Teil der Sammlung, anschliesst. Der erste Teil präsentierte kapitale Positionen zeitgenössischer Fotografie, wie Balthasar Burkhard, Andreas Gursky, Gerhard Richter, Thomas Ruff, Thomas Struth oder Hiroshi Sugimoto.
Wie bereits der Name andeutet, sind die 54 Bilder der 14 Maler dieser Ausstellung frisch gestrichen. In ihren Arbeiten präsentieren sie sich und ihre Umwelt. Von privaten, alltäglichen, natürlichen oder politischen Themen handeln ihre Bilder: sei es ein persönlicher Kontoauszug, ein Küchenhandtuch, ein Selbstporträt, der Lieblingsschauspieler, eine Polarexpedition oder die Epidemie Antrax. Alles findet hier seinen Platz – unter dem Vorwort der zeitgenössischen Malerei: einerseits traditionell in Farbe und Pinsel, andererseits in Lack und Silikon zeigt sie sich gegenständlich – realistisch, basierend auf der multimedialen Nutzung von Fotografien als Vor-Bilder.
heribert c. ottersbach, in erwartung der ereignisse (melancholia), 2003 acryl auf leinwand 175 x 240 cm
In diesem Sinne korrespondieren die in der Sammlung Willy Michel vertretenen Bilder auf vielfältige Weise mit dem künstlerischen Werk von Franz Gertsch: Seine Verwendung von Fotografien als Vorlage für seine Holzschnitte und Gemälde ist gleichsam bestimmend für die Gegenüberstellung.
Landschaften, Porträts und Stillleben
Landschaften, Wasser, Wolken, Sterne und Bäume in verschiedenen Techniken zeigen grundlegende Erfahrungen und nachhaltige Bilder der natur. Die Zeichnungen von Robert Longo und Li Trieb bestechen in ihrer fotorealistischen Manier, von Alois Lichtsteiner in ihrer Abstraktion und die Aquatintadrucke von Markus Raetz in ihrer imaginären Endzeitstimmung.
Kinostars und ihre Realitäten
Fernseh- und Kinostars holt Markus Vater direkt von TV und Kinoleinwand auf die Bildfläche. Neben kleinformatigen Cartoons besticht der Schauspieler Jack Nicholson in der Rolle des Bösewichts im originalen Kinoformat. Auch in seinem Selbstporträt geht er einen innovativen Weg und sprengt die Grenzen der klassischen Porträtmalerei: Er stellt nicht sein Abbild, sondern sich selbst dar: mittels Worten.
Die Stillleben von Tatjana Doll und Cornelius Völker sind genauso aktuell und zeitgemäss – sie präsentieren Alltägliches: Kontoauszug, Sackmesser, Handtuch – Dinge des Alltags vergrössert zu Objekten.
Weil sich in der Kunst alles wiederholt
Einen Zitatenschatz der Kunstgeschichte finden wir bei den Bildern von Sven Drühl. Er vereint seine Lieblingsmotive auf einem Bild, wie zum Beispiel die Eisschollen des Eismeers von Caspar David Friedrich und zitiert die Initialen der Maler im Bildtitel. Warum er das tut? Weil sich in der Kunst alles wiederholt. Gegen das Fortschrittsbestreben der Moderne geht er bewusst zurück in die Geschichte. Technisch verlässt er das Medium der Malerei, wenn er in Lack und Silikon auf ungrundierter Leinwand seine Konturen zieht. Scullys Two-One-One und Small Brown Robe abstrakte Bilder spielen in ihrer geometrischen Abstraktion mit Raumtiefe und Bewegung. (mfg/mc/th)