Museum Franz Gertsch: Songlines von Balthasar Burkhard

In Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Freund Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann, Kurator dieser Ausstellung, entstand die Idee von Songlines. Balthasar Burkhard reiste dieses Jahr nach Sevilla, um dort Akte von Artistinnen und Künstlerinnen zu fotografieren. Ihr Auftauchen ist gleichsam ein Entschwinden. Die namenlosen Frauen stehen auf Stoffbahnen, deren Faltenwürfe sich um ihre nackten Füsse legen und eine tellurische Struktur aufweisen. Es scheint, als transformiere sich der Hintergrund und Boden in eine von Erosion durchzogene Landschaft.


Das Elementare sublimiert
Neben den Aktfotografien zeigt Balthasar Burkhard elementare Sujets der Natur. Das Wasser stellt er zum einen als Ursprung und Quelle in Form eines aus dem Gestein entspringenden Wasserfalls (La Source 1988) dar. Dieser erscheint als Riss der Erde in ihrer Haut – und gleichzeitig als Spur der Geschichte. Zum anderen weist er auf die Elementargewalt hin, indem er die Kraft einer Wasserwelle (Normandie 1995) fotografisch festhält. Er trifft genau den Moment, in dem die Welle sich mit ihrer grössten Kraft aufwirft, bevor sie sich dann in ihrer Bewegung wieder zurückzieht. Die Welle ist nur ein Beispiel für den endlosen und immer wiederkehrenden Lauf der Natur.Die Schneckenserie Escargot (1992/93) fordert den Betrachter beinahe dazu auf, mit seinen Assoziationen zu spielen. Die kleinen Weichtiere eröffnen sich ihm in grossformatiger Nähe. In dieser Form von Annäherung werden die Öffnungen und Windungen des Fleisches zu unantastbaren verletzlichen Gebilden.







Die Der Titel Songlines bezeichnet unsichtbare Grenzlinien, die den gesamten Kontinent Australiens durchkreuzen und auf eine alte Mythologie der Aborigines verweisen. Balthasar Burkhard bewahrt bei seinen Fotografien die Distanz zu den Motiven – so, als ob er diese «Linie» nicht überschreitet. Die Fotografien werden von einer raumfüllenden Grossprojektion ergänzt: dem 1999 entstandenen Film Ciudad, einem dokumentarischen Kunstwerk und zugleich eine moderne Symphonie der Grossstadt Mexico-City. Schwarz-weisse und farbige

Filmsequenzen wechseln sich ab, Luftaufnahmen mit diskreten Einblicken in die Stadt und ins Leben. Aufbruch und unkontrolliertes Wachstum werden sichtbar. Menschen, Maschinen, Autos – alles rotiert in einer entrückten Welt zwischen Himmel und Erde. (mfg/mc/th)

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