Museum für Gegenwartskunst Basel: Werkgruppen aus der Hoffman-Stiftung

Integriert in die Museumsbestände werden Werke der Emanuel Hoffmann-Stiftung der Öffentlichkeit permanent sowohl im Museum für Gegenwartskunst als auch im Kunstmuseum Basel präsentiert. Die nicht ausgestellten Werke der Sammlung werden seit 2003 im Schaulager aufbewahrt.


Installationen der Wahrheit und des Lebens
Gezeigt wird eine exemplarische Werkauswahl, wobei das Schwergewicht bei Rauminstallationen, Videoprojektionen und fotografischen Arbeiten liegt. Die Präsentation im Museum für Gegenwartskunst versucht dabei künstlerische Positionen, die bereits seit mehreren Jahrzehnten verfolgt werden, mit aktuellsten Ankaufsentscheidungen in Beziehung zu setzen. So wird unter anderem die Videoinstallation ‹Correction›, 2004 der in Indonesien geborenen und in Amsterdam lebenden Künstlerin Fiona Tan (*1966) gezeigt, eine eindringliche Mehrfachprojektion, die Gefängnisinsassen und -aufseher porträtiert, wie auch die raumgreifende Installation ‹The Importance of Being Earnest in Esperanto›, 1996 des Briten Mark Wallinger (*1959) und Bilder der amerikanischen Malerin Elizabeth Peyton (*1965). Im Zusammenspiel mit neuesten fotografischen und skulpturalen Arbeiten des Schweizer Künstlerduos Peter Fischli und David Weiss (*1952/*1946) werden Fotografien des deutschen Künstlers Thomas Demand (*1964) – akribisch rekonstruierte und wieder fotografierte Medienbilder – und der animierte Film ‹Trick›, 2004 zu sehen sein. Die Arbeiten der amerikanischen Künstler Richard Artschwager (*1923) und die beiden umfassenden Werkgruppen von Andrea Zittel (*1965), deren Arbeit die Bedingungen unserer Lebenspraxis reflektiert, wie auch die Werke des Konzeptkünstlers John Baldessari (*1931) sollen schliesslich die Nachhaltigkeit der Sammlungspolitik der Emanuel Hoffmann-Stiftung verdeutlichen. Die Stiftung begann bereits Anfang der 1970er Jahre Arbeiten von John Baldessari zu sammeln und komplettierte über zwanzig Jahre später die überaus prominente Werkgruppe.


Lagerraum im Schaulager




Zur Emanuel Hoffmann-Stiftung

Die Emanuel Hoffmann-Stiftung wurde 1933 von Maja Hoffmann-Stehlin, spätere Maja Sacher (1898 ? 1989), gegründet, um das mit ihrem jung verstorbenen Ehemann begonnene Engagement für die Kunst der Gegenwart weiterzuführen. Zweck der Stiftung ist es, Werke von Künstlern zu sammeln, «die sich neuer, in die Zukunft weisender, von der jeweiligen Gegenwart noch nicht allgemein verstandener Ausdrucksmittel bedienen» und diese «durch dauernde Ausstellung öffentlich sichtbar» zu machen.


Von Anfang an verfolgte Maja Sacher so in konsequenter Weise die drei Hauptziele ihrer Stiftung: Sammeln, Konservieren und Vermitteln von zukunftgerichteter Kunst. Bis heute tut dies die Emanuel Hoffmann-Stiftung, die noch immer sowohl inhaltlich als auch finanziell von der Familie der Gründerin getragen wird. Geführt von der Leidenschaft für die Kunst und der Bejahung der Zukunft haben drei Generationen eine Sammlung aufgebaut, die von einem sicheren Sinn für Qualität, von Zeitgeist und individuellem Engagement geprägt ist.


Die frühen Eingänge in die Sammlung ? Dalí, Delaunay, Klee, Max Ernst oder die belgischen Expressionisten ? sind längst zu Klassikern der Moderne geworden und auch die sechziger und siebziger Jahre ? mit den markanten Werkgruppen von Joseph Beuys und Bruce Nauman ? haben längst ihren festen Platz in der Kunstgeschichte. Ab den Achtzigerjahren wurde mit wachsendem Engagement Kunst in neuen Medien erworben ? zu nennen sind hier Werkgruppen von Cindy Sherman, Jeff Wall, Katharina Fritsch und Matthew Barney. Bis heute betritt der Stiftungsrat mit seinen Ankaufsentscheiden ? etwa mit Werken von Tacita Dean, Thomas Demand, Fiona Tan oder Andrea Zittel ? immer wieder künstlerisches Neuland und fordert damit die Aufnahmebereitschaft der Betrachter heraus. Seit 1941 werden die Werke aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung der Öffentlichen Kunstsammlung Basel (Kunstmuseum und zusätzlich seit 1980 Museum für Gegenwartskunst) als Depositum zur Ausstellung zur Verfügung gestellt.


Diese 1994 erneuerte Vereinbarung zwischen der Öffentlichen Kunstsammlung Basel und der Emanuel Hoffmann-Stiftung ist ungewöhnlich offen formuliert. Die Öffentliche Kunstsammlung Basel ist «nicht verpflichtet, ständig sämtliche Depositen der Emanuel Hoffmann-Stiftung auszustellen». Vielmehr ist sie frei, «je nach ihren räumlichen Möglichkeiten und ihren künstlerischen Wünschbarkeiten nur einen Teil der Depositen auszustellen» und sie «mit ihren eigenen Beständen sinngemäss zu vereinigen». Der Verzicht der Emanuel Hoffmann-Stiftung als Leihgeberin auf eine Sonderstellung, auf eigene Räume oder Ausstellungszwang sowie ihr Bekenntnis zur Langfristigkeit und Partnerschaft zeichnen die Vereinbarung aus.


Nach über 70 Jahren Sammlungstätigkeit besitzt die Emanuel Hoffmann-Stiftung Bilder, Zeichnungsgruppen, Skulpturen, Installationen, Videoprojektionen und Filme von rund 150 Künstlerinnen und Künstlern. Die Sammlung und Neuankäufe werden im ständigen Wechsel im Museum für Gegenwartskunst Basel präsentiert. Die nicht ausgestellten Werke der Sammlung werden seit 2003 unter optimalen klimatischen Bedingungen im Schaulager der Laurenz-Stiftung dergestalt eingelagert, dass sie der Restaurierung, der Lehre und Forschung zugänglich sind.

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