Ziebart war am Montagabend nach wochenlangen Querelen über den Kurs des Chipherstellers und einem Milliardenverlust im ersten Quartal zurückgetreten. Probleme im operativen Geschäft hatten an der Spitze zu einem Machtkampf geführt. So soll Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley Medienberichten zufolge die Ablösung Ziebarts betrieben haben.
Ziebart gegen Fusion mi NXP, Kley dafür
Der Manager gebe seinen Posten zum 1. Juni «aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens» auf, teilte Infineon am Montagabend in München mit. Kley sei einstimmig das Vertrauen ausgesprochen worden. Uneinig sollen sich die Kley und Ziebart in der Frage gewesen sein, ob sich Infineon mit dem niederländischen Wettbewerbers NXP zusammentun soll. Ziebart war dem Vernehmen nach dagegen, Kley dafür.
Milliardenverluste mit Qimonda
Infineon schreibt seit mehreren Quartalen hohe Verluste, vor allem wegen Qimonda. Die Tochter, an der Infineon 77,5 Prozent hält, hat unter dem Preisverfall bei Speicherchips zu leiden. Alleine von Januar bis März verlor Infineon unter dem Strich so 1,37 Milliarden Euro. Der Konzern will sich deshalb bis zur Hauptversammlung Anfang nächsten Jahres von seiner Mehrheit an Qimonda trennen. Das Unternehmen hatte kürzlich angekündigt, sich von jedem zehnten Mitarbeiter trennen zu wollen.
Erweiterung bestehender Sparpläne
Der neue Chef, der für das Auto- und Industriegeschäft zuständige Vorstand Peter Bauer, werde sich zunächst darauf konzentrieren, schon bestehende Sparpläne abzuarbeiten beziehungsweise diese im Rahmen des neuen Programms zu erweitern, teilte Infineon mit. Bauer ist seit der Ausgliederung aus dem Siemens-Konzern 1999 Vorstandsmitglied.
Infineon will unter anderem die Herstellungskosten weiter drücken und das Unternehmen straffer organisieren. Infineon beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 43.000 Mitarbeiter, davon etwa 13.500 bei der defizitären Tochter Qimonda. (awp/mc/pg)