Die HBOS-Aktien, die seit Monaten auf Talfahrt waren, sprangen bis zum Mittag um 44 Prozent nach oben. Lloyds-Titel drehten auch ins Plus und stiegen um knapp 4 Prozent. Mit dem Zusammenschluss entsteht ein neuer Bankengigant in Grossbritannien mit rund 38 Millionen Kunden.
«Stabilität des britischen Finanzsystems gewährleisten»
Die HBOS-Aktionäre erhalten 0,83 Lloyds-Aktien für eine Aktie ihrer Bank, womit der Wert bei 232 Pence (2,92 Euro) liegt. Wirtschaftsminister John Hutton bestätigte, dass sich die Regierung für die Fusion einsetzt, um die «Stabilität des britischen Finanzsystems» zu gewährleisten. Auc die Bank of England befürwortete die Fusion. Die Papiere von HBOS hatten nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers rund 70 Prozent ihres Wertes verloren. Experten hatten einen Ansturm der Kunden auf Grossbritanniens grösste Hypothekenbank befürchtet, nachdem seit Monaten über deren schlechten Finanzzustand spekuliert worden war.
Gemeinsam 145’000 Beschäftigte
Lloyds erwartet durch die Übernahme ein Gewinnplus je Aktie von mehr als 20 Prozent inklusive Kostensynergien. Vorstandschef Eric Daniels sagte, er strebe eine Kernkapitalquote von sechs bis sieben Prozent an. Der Zusammenschluss gehe mit einem Personalabbau einher, Berichte über den Abbau von 40.000 Stellen bezeichnete er als das Maximum. Die Bank beschäftigt gut 70’000 Mitarbeiter, bei HBOS sind es gut 74’000, zusammen kommen die beiden Banken auf fast 145’000 Beschäftigte.
Darling gibt grünes Licht
Pro Jahr könnten durch die Fusion bis 2011 bis zu eine Milliarde Pfund eingespart werden. HBOS und Lloyds haben mehr als 3000 Filialen. Viele dieser Filialen könnten jedoch geschlossen werden. Die neue Gruppe hält einen 30-prozentigen Anteil am britischen Hypothekenmarkt. Angesichts der Finanzmarktkrise werden die Wettbewerbsbehörden die Fusion nicht blockieren. «Wir haben uns entschieden, die Wettbewerbsregeln im Fall dieser beiden Banken zu erlassen», sagte Finanzminister Alistair Darling. Der Fusion müssen die Anteilseigner beider Banken sowie die Finanzaufsicht zustimmen.
Daniels bleibt CEO
Lloyds-Chairman Victor Blank werde Verwaltungsratschef bleiben, während Daniels weiter das operative Geschäft führen soll. «Das ist die einzigartige Möglichkeit, unsere Strategie zu erweitern und Grossbritanniens führenden Finanzkonzern zu gründen», sagte Blank. Daniels betonte, es habe sich nicht um eine «Muss- oder Zwangs-Ehe» gehandelt. «Das ist etwas, auf das seit langem geschaut wurde.»
Offene Fragen
«Auch wenn die Übernahme aus finanzieller Sicht unzweifelhaft vorteilhaft ist, bleiben strategische Fragen», hiess es in einem Kommentar von Goldman Sachs. Das grösste Risiko sei, die beiden verschiedenen Geschäftsfelder erfolgreich zu integrieren. Hinzu kämen mögliche Abschreibungen durch die Abschwächung der britischen Wirtschaft. Die Analysten der UBS begrüssten den Zusammenschluss. «Die «neue» Lloyds hat einen hohen Marktanteil – insgesamt dürfte dies langfristig zu einem deutlich profitableren Sektor führen – und Lloyds könnte einer der grössten Profiteure sein», so die Analysten. (awp/mc/ps/01)