Die Expansion der US-Börsen nach Europa schreitet voran. Nachdem die New Yorker Börse NYSE und die Fünfländerbörse Euronext im ersten Quartal 2007 fusionieren wollen, hat nun die NASDAQ ein Übernahmeangebot vorgelegt.
Das Angebot im Detail
Die NASDAQ, die ihren LSE-Anteil inzwischen von 25,1 auf 28,75 Prozent aufgestockt hat, bietet den Aktionären für die ausstehenden Anteilsscheine 1.243 Pence je Stammaktie. Je B-Aktie bietet sie 200 Pence plus ein Dividenden-Äquivalent. Damit bewertet sie die London Stock Exchange (LSE) (Stammaktienkapital) mit 2,7 Milliarden Pfund (knapp 4 Mrd. Euro). Der Unternehmenswert inklusive Schuldverschreibungen liege bei 2,9 Milliarden Pfund, teilten die Amerikaner weiter mit. Das B-Aktien-Angebot habe einen Gesamtwert von 16,5 Millionen Pfund.
Die Auswirkungen dieser Offerte
Die LSE-Stammaktie schoss nach dieser Offerte am Morgen in die Höhe und gewann zuletzt 5,75 Prozent auf 1.288 Pence. Die Aktie der Deutschen Börse verlor nach anfänglich deutlichen Gewinnen von rund 2 Prozent zuletzt 0,65 Prozent auf 122,10 Euro. Das Papier der Euronext gab hingegen um 1,49 Prozent auf 85,70 Euro nach. Beide Börsen lehnten einen Kommentar über ein mögliches Gegenangebot ab. Die Deutsche Börse war im Jahr 2005 von ihren Grossaktionären gezwungen worden, eine Übernahme-Offerte für die LSE zurückzuziehen. Die von den Frankfurtern gebotenen 530 Pence je LSE-Aktie waren damals als «zu teuer» bewertet worden. Auch die Euronext hatte erfolglose Übernahmegespräche mit dem LSE-Management geführt und sich ebenfalls ein Gegenangebot vorbehalten.
Empfehlung der LSE-Geschäftsleitung angestrebt
Wie die NASDAQ an Montag mitteilte, will sie die entsprechenden Unterlagen noch an diesem Tag bei der britischen Kartellbehörde Office of Fair Trading (OFT) einreichen. Zudem habe sie auch LSE-Chefin Clara Furse um ein Treffen ersucht. «Es ist wichtig für uns, mit dem LSE-Management ins Gespräch zu kommen», sagte NASDAQ-Chef Bob Greifeld und fügte hinzu: «Eine Empfehlung ist wichtig für uns».
Alles in Bewegung
Alles ist in Bewegung, auch hinsichtlich der Börsenkonsolidierung», sagte Greifeld auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Angebots. «Als Gemeinschaftsunternehmen wären NASDAQ und LSE gut aufgestellt, um eine weitere Konsolidierung voranzutreiben. Es sei davon auszugehen, dass eine solche Grossbörse mittelfristig Nutzern und Investoren erhebliche Vorteile bringen werde.
Eine einzige Handelsplattform für Aktien
Geplant sei eine einzige Handelsplattform für Aktien. Im Fall einer erfolgreichen Übernahme soll eine transatlantische Handelsplattform geschaffen werden, die eine zweifache Börsennotierung in London und New York ermöglicht. Die LSE soll weiter als «Recognised Investment Exchange» (RIE) betrieben werden und allein durch die britische Börsenaufsicht FSA reguliert werden. Zudem soll die LSE weiterhin ein eigenes unabhängiges Management haben. Der Hauptsitz der LSE soll in London bleiben. Die NASDAQ selbst plant zudem so rasch wie möglich ein Zweitlisting in London.
Grossbörse mit 6,3 Billionen Pfund Marktkapitalisierung
Im Falle einer erfolgreichen Übernahme würden laut NASDAQ an dieser Grossbörse mehr als 6.400 Unternehmen notiert sein mit einer gesamten Marktkapitalisierung von rund 6,3 Billionen Pfund. (awp/mc/ab)