Ihre im März begonnen unkonventionellen Massnahmen setzt die SNB ebenfalls fort. Somit werde die grosszügige Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität fortgesetzt, teilte die SNB am Donnerstag mit. Denn trotz einzelner positiver Signale bleibe die internationale Wirtschaftslage ungünstig, und ein erneuter Konjunkturabschwung lasse sich nicht ausschliessen.
BIP-Rückgang 2009 unverändert bei 2,5 bis 3,0 Prozent
In der Schweiz sei die Wirtschaftslage schwierig. Den Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) schätzt die SNB im laufenden Jahr unverändert auf 2,5 bis 3%. Ab dem zweiten Quartal dürfte sich zwar die Rückgangsdynamik der Exporte verlangsamen. Aufgrund der schwächeren Inlandnachfrage und dem Abbau der Lagerbestände dürfte das Wirtschaftswachstum jedoch in den nächsten Quartalen negativ bleiben.
Erste positive Zeichen
Trotzdem sei zu hoffen, dass sich die im Ausland erkennbaren Zeichen einer Besserung allmählich auf die schweizerische Wirtschaft übertragen werden. Die jüngsten finanziellen und makroökonomischen Indikatoren aus anderen Ländern liessen zumindest einige positive Zeichen erkennen. Die SNB ist der Meinung, dass positive Wachstumszahlen in den USA und in Europa zu Beginn von 2010 möglich sind.
Wachsende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt
Die mit der SNB-Prognose verbundenen Risiken tendierten jedoch nichts desto trotz eindeutig nach unten, mahnen die Währungshüter. So dürfte sich der Privatkonsum in den kommenden Monaten abschwächen, schreibt die SNB mit Verweis auf die wachsende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitsnachfrage dürfte auch in den nächsten Monaten abnehmen, hiess es.
Deflationsrisiko abgeschwächt
Das Risiko einer Deflation habe sich hingegen abgeschwächt, bleibe aber bestehen. Im Jahreschnitt werde die Teuerung vor allem aufgrund gesunkener Rohstoffpreise bei -0,5% liegen. Auch diese Prognose ist unverändert. Die Nationalbank erwartet jedoch, dass als Konsequenz der seit mehreren Monaten verfolgten expansiven Geldpolitik ab dem kommenden Jahr eine Trendwende einkehren wird: Für 2010 rechnen die Währungshüter wieder mit einer leichten Teuerung um 0,4%. Der Grund für die leicht erhöhte Prognose liege darin, dass die importierte Deflation etwas rascher als erwartet zurückgehen werde. 2011 werde die Teuerung 0,3% betragen, damit hat die SNB auch am Ende ihres Prognosezeitraums eine kleine Anpassung nach oben vorgenommen.
Weiterhin stark expansive Geldpolitik
Die monetäre Analyse lässt nach Ansicht der SNB weiterhin eine stark expansive Geldpolitik zu. Zwar habe das Wachstum der Geldaggregate M1 und M2 im Mai 40% bzw. 30% überschritten, doch das Plus von 4,2% im Geldaggregat M3 zeige, dass sich die Geldschöpfung auf die Interbankenebene beschränkt. Auch die von der SNB beobachteten Indikatoren zeigten keine dauerhafte Überhöhung der Geldaggregate. Die Geldpolitik müsse jedoch sicherstellen, dass dies nicht geschehe, betonte die SNB. Der Blick auf den Kreditmarkt zeige in der Schweiz eine weiterhin relativ entspannte Lage, so die SNB weiter. Von einem «Credit Crunch» könne daher nicht die Rede sein. Eine Verschlechterung für die Zukunft könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, mahnten die Währungshüter.
Unorthodoxe Massnahmen
Nicht zuletzt mit Blick auf die drohenden Deflationsgefahren hat die SNB im März unorthodoxe Massnahmen angekündigt und mit dem Kauf von Fremdwährungen am Devisenmarkt und von Obligationen privater Schuldner begonnen, um einen Rückgang der Risikoprämien auf dem Kapitalmarkt zu bewirken. Insgesamt waren diese Massnahmen nach Ansicht der SNB erfolgreich. Die Zeit für eine Korrektur sei aber noch nicht gekommen, da die Situation weiterhin sehr labil bleibe. Die SNB wird ihre Massnahmen fortsetzten und steht insbesondere beim Euro weiterhin Gewehr bei Fuss: Einem Anstieg der Schweizer Währung gegenüber dem Euro will sie entschieden entgegenwirken.
Grosser Freiraum bei Devisenmarktinterventionen
Die SNB lässt sich jedoch bei der Umsetzung der Devisenmarktinterventionen grossen Freiraum und hat keine fixe Schwelle definiert, aber der sie aktiv werde. Auch zum Umfang der bis dato getätigten Devisenkäufe gibt die SNB keine Auskunft. Informativer zeigte sich die SNB mit Blick auf die Anleihekäufe: Per Mitte Juni habe sie Pfandbriefanleihen in der Höhe von rund 2,5 Mrd CHF sowie von Unternehmensleihen von rund 300 Mio CHF erworben. Eine Mengenbeschränkung sei nicht festgelegt, hiess es. Auch die Obligationenkäufe hätten ihren Zweck scheinbar erfüllt, so die SNB. SNB Stab Fund mit der Übertragung der illiquiden Aktiva der UBS habe sich als weitere unkonventionelle Massnahme als zweckmässig und absolut notwendig erwiesen, so die SNB.
StabFund auf 32 Mrd Dollar reduziert
Während diese Aktiven bei der UBS verblieben und zu Marktpreisen bewertet worden, hätte dies für die Grossbank in den vergangenen Monaten eine existenzbedrohende Gefährdung dargestellt. Das Volumen des StabFund habe von 38,7 Mrd USD Anfang April infolge von Auflösungen von Derivatverpflichtungen, Verkäufen und von Fälligkeiten bis Mitte Mai auf rund 32 Mrd USD abgenommen. Der Kredit der SNB an den StabFund von 26,6 Mrd USD habe sich per Mitte Mai infolge von Zins- und Rückzahlungen auf 23,7 Mrd USD reduziert, hiess es weiter. Ziel der Bewirtschaftung des StabFund-Portfolios sei, wenn immer möglich, die vollständige Rückzahlung des SNB-Darlehens, hiess es weiter. (awp/mc/ps/11)