Nein› zu EU-Verfassung dürfte Eurokurs belasten

Vor diesem Hintergrund würden die Zentralbanken wohl kaum den Euro-Anteil an ihren Reserven aufstocken. Vielmehr dürften die Zentralbanken weiterhin grosse Bestände an auf US-Dollar lautenden Vermögenswerten anhäufen und somit einen Beitrag zur Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits leisten, erwartet der Experte.


Referendum in Frankreich hat Signalwirkung
Aus Sicht der Volkswirtin Alexandra Bechtel von der Commerzbank hat das Referendum über die EU-Verfassung in Frankreich Signalwirkung. «Die aktuellen Umfragen lassen nichts gutes Vermuten», sagte die Expertin. Jüngsten Umfragen zufolge lehnt eine Mehrheit der französischen Wähler die EU-Verfassung ab.


Bei Annahme Abwertung


Sollte sich dieses Stimmungsbild beim EU-Referendum am 29. Mai bestätigen und Frankreich seine Zustimmung zur EU-Verfassung verweigern, erwartet die WestLB eine Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar . Ausserdem dürften sich in diesem Fall Anleihen von Peripherie-Ländern in der Eurozone im Vergleich zu Anleihen von Kernländern schlechter entwickeln.


Weit reichende Folgen für EU
Commerzbank-Expertin Bechtel sieht weit reichende Folgen für den Erweiterungsprozess: «Ohne eine Ratifizierung der EU-Verfassung könnten keine weiteren Kandidaten mehr aufgenommen werden – die Türkei müsste also nach derzeitigem Stand draussen bleiben.» Bulgarien und Rumänien hätten hingegen keine zeitliche Verzögerung ihres EU-Beitritts zu erwarten. Sie seien im Vertrag von Nizza bereits berücksichtigt worden und könnten somit auch ohne neue EU-Verfassung aufgenommen werden.


Notfallstrategie wird erarbeitet
Eine klare Regelung für den Fall eines «Neins» in Frankreich gibt es nach Einschätzung von Bechtel bislang nicht. Presseberichten zufolge werde aber derzeit an einer Notfallstrategie gearbeitet. Demnach solle an der Ratifizierung festgehalten werden und Frankreich notfalls ein weiteres Mal abstimmen. Aus Sicht von Bechtel wäre die Währungsunion von diesem Procedere nicht direkt betroffen. «Allenfalls die Psychologie könnte den Euro kurzfristig belasten», erwartet die Expertin.


Abwärtsbewegung möglich
Welche Auswirkungen die Ablehnung der EU-Verfassung auf Euroland-Staatsanleihen hätte, hängt der WestLB zufolge von der Reaktion auf den Euro-Dollar-Wechselkurs ab. Sollten Umfragen den Markt dazu bewegen, ein «Nein» in stärkere m Masse einzupreisen, könnte ein Rückgang des Wechselkurses unter die Marke von 1,2729 Dollar in den kommenden Wochen eine weitere Abwärtsbewegung von drei bis vier Cent auslösen.


Eine solche Entwicklung würde nach Einschätzung von WestLB Financial Markets Research zu einem Renditeanstieg bei den Euroland-Staatsanleihen führen, weil dann am Markt wieder über einen grösseren Spielraum für Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank in diesem Jahr spekuliert werde. (awp/mc/as)

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