Nestlé: Designierter CEO bekennt sich zu ‹Nestlé-Modell›

Dies sagte Bulcke am Freitag an einer Telefonkonferenz zu Investoren. Das so genannte Nestlé-Modell sieht ein organisches Wachstum von 5 bis 6% pro Jahr vor, eine Verbesserung der EBIT-Marge zu konstanten Wechselkursen sowie eine Steigerung der Rendite auf dem investierten Kapital (ROIC). Bulcke bezeichnete es als seine Priorität in den nächsten zwei Jahren, diese Ziele zu verwirklichen. Konkrete Prognosen zum laufenden Jahr wollte er nicht abgeben.


Für die Fortführung der Strategie ausgesprochen
Bulcke hat sich auch klar für die Fortführung der Strategie von Nestlé ausgesprochen. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern hat sich in den letzten Jahren stark in Richtung eines Konzerns für Nutrition, Health und Wellness gewandelt und will diesen Prozess weiter vorantreiben. ‹Ich glaube stark an unsere Strategie›, sagte Bulcke denn auch gegenüber den Investoren und Analysten. Daneben will Bulcke den Fokus auch auf weitere Effizienzsteigerungen und die Verbesserung von Geschäftsbereichen mit schwächerer Performance legen. Zudem bestätigte er, dass das US-Geschäft von Nestlé gut laufe.


Bulcke zum künftigen Konzernchef ernannt
Bulcke war gestern Donnerstag zum künftigen Konzernchef ernannt worden. Er arbeitet seit 28 Jahren bei Nestlé, zuletzt als Amerika-Chef. Im April kommenden Jahres übernimmt der 53-jährige Belgier die Führung des Konzerns vom Österreicher Peter Brabeck, der damit seine Doppelfunktion aufgibt und sich auf die Rolle des Verwaltungsrats-Präsidenten beschränkt.


Bulcke zeigte beste Performance
Brabeck bezeichnete Bulcke als sehr fähigen Manager. Es sei der Mann, der die beste Performance gezeigt habe. Als Favorit für den Chefposten hatte in Medien und unter Analysten Finanzchef Paul Polman gegolten. Der Niederländer ist erst seit zwei Jahren bei Nestle, zuvor hatte er 26 Jahre beim amerikanischen Konsumgüterkonzern Procter & Gamble gearbeitet. Die Befürchtungen der Analysten, Polman könnte den Konzern verlassen, wurden nach Börsenschluss und heute Morgen jedoch – zumindest teilweise – zerstreut.


Polman nicht enttäuscht über Nichtwahl
Polman sei auch nach seiner Nichtwahl zum CEO weiter bereit, für Nestlé zu arbeiten, so Brabeck. Er sei 2006 nicht zu Nestlé gestossen, um CEO zu werden, es habe keinerlei Versprechen in diese Richtung gegeben, sagte Brabeck. Er habe mit beiden Kandidaten vor einigen Wochen gesprochen und die Frage diskutiert, ‹was passiert wenn…›. Polman habe ihm dabei bestätigt, dass er lediglich eine ‹exekutive Rolle› bei Nestlé haben wolle. Beobachter spekulieren jetzt, dass Polman Nestlé als CFO zwar verloren gehen, dafür aber die Nachfolge von Bulcke als Amerika-Chef übernehmen könnte. Ein Entscheid über die Besetzung dieses Postens wurde von Nestlé auf den kommenden 18. Oktober (9-Mte-Resultate) versprochen.


Beteiligungen an L’Oreal und Alcon im Fokus
Brabeck selber will sich ab GV 2008 vor allem mit den beiden grossen Beteiligungen L’Oreal und Alcon befassen, formulierte er am Freitag seine künftigen Hauptaufgaben. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Anteile mittel- bis längerfristig teilweise oder ganz verkauft werden könnten. Er versuchte zudem, Bedenken zu zerstreuen, er könnte seine Rolle als VR-Präsident weiterhin sehr aktiv interpretieren. «Ich will mich nicht ins operative Geschäft von Nestlé einmischen», sagte er.


Nestlé-Aktie wieder etwas erholt
Die Nestlé-Aktie hat sich nach dem gestrigen Absturz um 3,6% im Anschluss an die Kommunikation der CEO-Entscheidung um 16 Uhr heute wieder etwas erholt. Sie notiert um 10.20 Uhr 1,7% höher auf dem Stand von 518,50 CHF. Ein Analyst hat die gestrige Reaktion denn auch als ‹übertrieben oder zumindest sehr voreilig› bezeichnet. Es gebe keine Gründe anzunehmen, dass der als weitsichtig geltende Brabeck eine falsche Entscheidung getroffen habe. Ein anderer Analyst meinte, dass die gestrige Kursreaktion kein Misstrauensvotum für Bulcke gewesen sei. Vielmehr sei dieser bei vielen Investoren zuwenig bekannt, und nur wenige hätten ihn schon getroffen. (awp/mc/ab)

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