Nestlé: Noch immer Appetit auf Hershey Foods – sagen die Analysten


Trotz der Akquisition des Snackherstellers «Chef America» scheint Nestlés Appetit auf US-Süssigkeiten nicht gestillt. Analysten sehen Hershey Foods noch immer ganz vorn auf der Nestlé-Shoppingliste.

Von Tobias Billeter

Nach der Akquisition des US-Tierfutterherstellers Ralston Purina, des deutschen Eiscrème-Produzenten Schöller sowie dem Kauf des gewichtigen Aktienpakets an US. Dreyer´s Grand Ice Cream Inc., gab Nestlé gestern just noch den Kauf des Gefrierprodukteherstellers Chef America für 2,6 Milliarden Dollar bekannt. Damit hat Nestlé in den letzten 18 Monaten rund 20 Milliarden Dollar für Firmenkäufe hingeblättert. Eine Summe, die trotz gut dotierter Kriegskassean die Substanz geht. Dennoch scheint der Branchenprimus noch nicht gesättigt, der Konzern will weiter wachsen.

No break – but Kit Kat?Seit Wochen wird denn auch über ein Übernahme von Hershey Foods durch Nestlé spekuliert. Auch nach dem Chef America-Deal von gestern hat Nestlé laut Branchenkennern weiterhin Appetit auf den Kit-Kat-Hersteller. Ausserhalb der Vereinigten Staaten ist Nestlé bereits im Besitz der Kit-Kat-Verkaufsrechte. Nun soll auch die US-Lizenz für den beliebten Snack beschafft werden, um die schwache Position im US-Süssigkeiten- und Schokolademarkt weiter zu stärken.

Übernahme finanziell möglich
Eine Übernahme von Hershey käme aber teuer zu stehen. Branchenkenner rechnen mit einem Kaufpreis von 14 bis 18 Milliarden Franken. Daniel Bürki, Analyst der Bank Leu, hält eine Übernahme für finanziell möglich und auch strategisch sinnvoll. «Vermutlich arbeitet Nestlé aber darauf hin, nur die US-Lizenz für Kit Kat herauszulösen. Hershey ganz zu schlucken wäre auch aus Wettbewerbsgründen problematisch.»

Managementkapazitäten gefragtMit Hershey würde Nestlé 40 bis 50 Prozent des US-Schokolade- und Süssigkeitenmarktes beherrschen. Auflagen der Wettbewerbskommission wären absehbar. Verschiedene Hershey-Firmen müssten weiterverkauft werden. «Ein solcher Deal verlangt letztendlich auch nach genügend Managementkapazitäten», so Bürki weiter.

Nestlé: Luxus-Rating nicht erste Priorität Die Übernahme von Hershey Foods würde Nestlé auch ihr AAA-Kredit-Rating kosten – ein Rating, das weltweit derzeit nur 12 Unternehmen vorweisen können. Standard & Poor´s beurteilte gestern in einer Kurzstudie den Ausblick für Nestlé eher negativ, da der Nahrungsmittelriese an der fortschreitenden Konsolidierung des Sektors aktiv teilnehmen werde.

Warten auf den nächsten Deal
Nestlé-Unternehmenssprecher François Perroud scheint dies nicht weiter zu beunruhigen. Gegenüber dem «Wall Street Journal online» meinte er vielsagend: «Natürlich ist das AAA-Kredit-Rating für uns wichtig, allerdings weniger wichtig, als die langfristig-strategische Entwicklung des Konzerns». Man darf also gespannt sein, wie die Expansion in den USA weitergeht. Nestlé hat die Türe für eine Hershey-Übernahme allem Anschein nach noch nicht zugeschlagen.

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