Nestlé: Organisches Wachstum klar über Erwartungen
Trotz hoher Rohstoffpreise und abflachender Weltkonjunktur gibt sich der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern weiter optimistisch und hat den Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigt. Ganz überraschend war dies alles aber nicht, hatte der Konzern doch bereits Mitte März von einem starken ersten Quartal gesprochen. Die Aktie leidet denn auch unter deutlichen Gewinnmitnahmen.
Q1-Umsatz auf 25,717 Milliarden Franken geschraubt
Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten 2008 in CHF um 6,0% auf 25,717 Mrd CHF. Das organische Wachstum lag mit 9,8% (2007: je 7,4%) aber deutlich höher und klar über den Analystenschätzungen von 9,0%. 4,5% waren dabei auf internes Realwachstum (RIG), 5,3% auf Preisanpassungen zurückzuführen, wie Nestlé am Montag mitteilte. Stark auf den Umsatz gedrückt hat der feste Franken. Vor allem US-Dollar und englisches Pfund führten zu einem negativen Währungseffekt von 7%. 3,2% zum Gruppenumsatz trugen dafür (die um Verkäufe bereinigten) Akquisitionen bei, wobei hier vor allem der Erwerb von Gerber und Novartis Medical Nutrition letztes Jahr zu Buche schlugen.
Starkes Kerngeschäft
Das (Kern)geschäft mit Nahrungsmitteln und Getränken erreichte in der Berichtsperiode – wie das Gesamtgeschäft – ein organisches Wachstum von 9,8%, wovon 4,2% internem Realwachstum und 5,6% Preisanpassungen zuzuschreiben sind. Besonders stark war das organische Wachstum bei den Joint Ventures und Nespresso (+23,2%), Nestlé Nutrition (+14,4%) sowie in der Zone Asien/Ozeanien/Afrika (14,0%). Unter den Produktegruppen erreichten Milchprodukte und Speiseeis mit 16,0% das höchste organische Wachstum, wobei das interne Realwachstum lediglich bei 4,6% lag (und die Preisanpassungen damit bei über 11%). Einzig der Bereich Waters blieb mit -0,6% organisch klar zurück. Diese Zahlen widerspiegeln laut Nestlé das starke Vorjahresquartal sowie schwächere Marktbedingungen in den Industrieländern; zahlreiche Märkte in Entwicklungsländern hätten jedoch «eine starke Leistung» erreicht, heisst es.
Weiter optimistisch
Nestlé bleibt trotz der grassierenden Rezessionsbefürchtungen vor allem in den USA und dem Rohstoffkostendruck optimistisch für den weiteren Jahresverlauf. «Unser Erfolg basiert mehr auf unserer Strategie, als dass er abhängig wäre vom Wirtschaftswachstum», sagte Roddy Child-Villiers, Investor-Relations-Verantwortlicher beim Nahrungsmittelkonzern an einer Telefonkonferenz. Zwar dürften die Rohstoffpreise und die Wechselkurse volatil bleiben, hiess es. Nestlé erwartet aber ein «leichtes Abflauen» des Rohstoffkostendrucks im Verlauf des Jahres 2008 und einen Rückgang der ausgewiesenen Preisanpassungen in der zweiten Jahreshälfte.
2008: Organisches Wachstum auf Vorjahresniveau
Aufgrund des starken Starts ins Jahr rechnet der Konzern für das Gesamtjahr mit einem organischen Wachstums etwa auf Vorjahresniveau (7,4%) und damit deutlich über dem langfristigen Ziel von 5-6%. Damit verbunden sein soll eine Verbesserung der EBIT-Margen bei konstanten Wechselkursen. Man sei mit dem gegenwärtigen Konsensus der Analysten, der eine Verbesserung der Marge um rund 30 Basispunkte (BP) voraussagt, «ziemlich glücklich», so Child-Villiers. Er betonte dabei allerdings, dass die Rechnung lediglich bei konstanten Wechselkursen gelte. 2007 war die Konzern-EBIT-Marge (in CHF) um 50 BP gestiegen.
Gewinnmitnahmen
Die Aktie verliert aufgrund von Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten Anstieg bis um 11.30 Uhr in einem stabilen Gesamtmarkt 2,1% auf 502,50 CHF. Die Bank Vontobel spricht von einem «extrem starken Q1-Resultat»: Das organische Wachstum sei das höchste je erzielte. Verblüffend beim organischen Wachstum sei das starke Mengenwachstum von 4,5%, meint die ZKB. Der Konkurrent Danone habe «nur» 3,0% erreicht. (awp/mc/ps)