von Gérard Al-Fil
Krise? Welche Krise? Schaut man auf den Einkaufszettel arabischer Fluggesellschaften, dann haben die weltweite Kredit- und Bankenkrise um das Morgenland einen Bogen geschlagen. Auf der Internationalen Luftfahrtmesse im britischen Farnborogh wurden die folgenden Einkäufe bekanntgegeben:
– Etihad Airways: Kauf von insgesamt 100 Maschinen im Gesamtwert von 20.4 Mrd. Dollar. Darunter: zehn Airbus A380 «Superjumbos, 25 A350, 20 A320 mit zwei Sitzreihen. Ausserdem 45 Boeing-Flugzeuge, bestehend aus 35 B787 «Dreamliner» und 10 B777-300ERs. Hinzu kommen 55 Optionen und 50 Kaufrechte (zu Deutsch: Vereinigung) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ausschliesslich von Abu Dhabi aus 43 Ziele weltweit an, darunter die Rhonestadt Genf.
– FlyDubai: der neue Low-Cost-Carrier aus Dubai bestellt 54 Boeing 737-800 mit zwei Sitzreihen für 4 Mrd. Dollar.
– Saudi Arabian Airlines: acht Maschinen vom Typ Airbus A330. Kaufwert: 1.6 Mrd. Dollar.
Weil die arabischen Golfstaaten (37 Millionen Einwohner) ihre Flughäfenkapazitäten bis 2018 für 600 Millionen Passagiere pro Jahr ausbauen, treiben sie den Ausbau ihrer Carrier zügig voran. Doch noch immer kursiert der Irrglaube, die Airlines aus Arabien seien mit «Petrodollars» finanziert, könnten daher nach Herzenslust einkaufen gehen. In Wahrheit haben die Fluggesellschaften fast samt und sonders Kredite bei Banken aufgenommen oder sich Geld auf dem Kapitalmarkt geliehen. Die staatliche Emirates Airlines hat beispielsweise laut Jahresbilanz 2007/2008 langfristige Kreditverbindlichkeiten in Höhe von 12.3 Mrd. Dirham (3.35 Mrd. Dollar) und Verbindlichkeiten aus Leasing-Geschäften in Höhe von 28.4 Mrd. Dirham (7.74 Mrd. Dollar) in ihren Büchern. Die Emirates wird ausserdem ihre Ticketpreise ab 1. August anheben: um 10% für die First und Business Class und um 5% für die Economy Class. James Hogan, CEO von Mitbewerber Etihad, hat ausserdem eingeräumt, dass die fünf Jahre junge Airline aufgrund steigender Kerosinpreise nun doch nicht in 2010 die Gewinnschwele erreichen werde.